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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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stark genug gefühlt hatte, auf eigenen Beinen zu stehen. Doch seither erschien mir jeder Mann langweilig im Vergleich zu Trillian, und ich gierte immer noch nach der Leidenschaft, mit der er mich an sich gefesselt hatte. Er war ein böser Junge, und das wusste ich auch – er fehlte mir trotzdem.
    Ich strich sacht mit den Fingern über meinen Körper und liebkoste meine Brüste, bis die Brustwarzen steif wurden. Ich schnappte nach Luft und zwang mich, die Hand sinken zu lassen. Ich hatte jetzt keine Zeit, meiner Lust nachzugeben. Die Arbeit rief.
    Ich öffnete meinen Kleiderschrank und wühlte darin herum, bis ich fand, wonach ich suchte – einen knöchellangen schwarzen Rock, eine langärmelige Bluse, die mich besser warm halten würde als ein Pelzmantel, und einen knielangen Umhang aus Spinnenseide. All diese Kleidungsstücke stammten aus der Anderwelt und waren so gewoben, dass man darin leicht und ungehindert durch den Wald streifen konnte, ohne je zu frieren.
    Ich schlüpfte in Rock und Bluse, schnürte meine halbhohen Lederstiefel und starrte mich dann im Spiegel an. Mein Gesicht war ein bleicher Schatten vor dem fließenden Umhang, in dem ich mühelos im Wald vorankommen würde, ohne vom dichten Unterholz in dieser Gegend behindert zu werden. Meine Augen schimmerten leuchtend violett vor dem rabenschwarzen Haar und der hellen Haut. Manchmal erschienen silberne Flecken in der Iris – wenn ich lange magisch gearbeitet hatte oder auf den Pfaden der Anderwelt wandelte.
    Seufzend vor Heimweh ließ ich mich auf die Bettkante sinken. Die Erde mochte die Welt meiner Mutter gewesen sein, meine Heimat war sie nicht. Die Anderwelt aber auch nicht. Ich wusste, dass Delilah und Menolly das genauso empfanden. Wir waren zwischen den Welten gefangen, zwischen den Rassen, zwischen den verschiedenen Dimensionen. Als wir noch klein gewesen waren, hatten unsere Spielkameraden uns verhöhnt und als Windwandler beschimpft – Wesen, die sich nie an irgendeinem Ort niederließen, niemals zu einem Land oder einem Clan gehörten.
    Als wir in den AND eingetreten waren, hatten wir gehofft, dadurch dem Volk unseres Vaters näherzukommen. Doch unsere Andersartigkeit war nur umso mehr aufgefallen, vor allem, seit Menolly gefangengenommen und verwandelt worden war. Und jetzt... jetzt gab es kein Zurück, selbst wenn wir das gewollt hätten.
    Ich nahm mich zusammen, ging zur Tür und eilte hinaus in die Nacht. Ich sprang in meinen Lexus – ein stahlgrauer Schatten im aufsteigenden Nebel – und fuhr los. Am Ende der Auffahrt schaute ich hinauf zum Mond, der durch eine Lücke in den Wolken herablugte. Wir waren miteinander verbunden, der Mond und ich, durch die Schwüre und Prüfungen, die ich während meiner Initiation abgelegt hatte. Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass die Mondmutter über mich wachte. Wenn sie voll war und die Wilde Jagd durch die Nacht streifte, trieb sie mich beinahe in den Wahnsinn. Großmutter Kojote lebte in den Wäldern um Belles-Faire. Dieser Ort hatte sie wegen der Portale angezogen, und sie bewachte eines davon, außerhalb des Zuständigkeitsbereichs des AND. Bei Tage war sie nur eine alte Frau, die in einem schummrigen kleinen Laden in einem schäbigen Viertel die Zukunft voraussagte. Bei Nacht erwachte sie zu ihrem wahren Selbst, denn Großmutter Kojote war eine der Ewigen Alten. Sie wob das Schicksal nicht, noch spann sie die Fäden, sie beobachtete nur, wie es sich entfaltete. Manchmal war sie – für einen gewissen Preis – bereit, sich die Fäden anzusehen und herauszulesen, was die Zukunft wahrscheinlich bringen würde.
    Sobald ich den Waldrand erreicht hatte, stieg ich aus dem Auto, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, um den Wind zu erhaschen. »Zeigt mir den Weg«, flüsterte ich, und trotz der Wolkendecke hörten mich die Sterne und antworteten mir. Ein Echo leisen Gesangs drang tief aus dem Zedern- und Tannenwald zu mir.
    Ich glitt durch das Gebüsch wie ein Fisch durchs Wasser, denn die Zweige rutschten einfach vom Stoff meines Umhangs ab. Ich schlich zwischen dicken Baumstämmen hindurch, kletterte über einen umgestürzten Baum, halb unter Blättern begraben, und lief in ein Spinnennetz hinein, das zwischen zwei Stämmen gespannt war. Die Spinne landete in meiner Hand, und ich schickte sie mit einem sachten Stups ihres Weges. Ich sah zu, wie die Kreuzspinne einen der verbliebenen Fäden entlangkrabbelte und sogleich begann, ihr Netz wieder aufzubauen. Das Volk meines

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