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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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war nicht der passende Zeitpunkt für eine kritische Betrachtung von Sitzmöbeln.
    Großmutter Kojote sang ein paar Töne, und eine Kerze flackerte auf. Auf dem Eichentisch lag eine Kristallkugel, fast so groß wie mein Kopf. Großmutter Kojote beugte sich dicht darüber, blies lang und sacht darauf, und die Feuchtigkeit ihres Atems hüllte die Kugel wie in leichten Nebel ein. Ein Funken flammte im Zentrum der Kugel auf und strahlte immer weiter nach außen. Sie löste einen Samtbeutel von ihrem Gürtel, öffnete ihn und hielt ihn mir hin.
    »Wir wollen sehen, was die Knochen zu sagen haben«, erklärte sie. »Wähle drei.«
    Vorsichtig griff ich in den dunklen Beutel, und meine Finger trafen auf eine glatte Oberfläche, die sich anfühlte wie poliertes Elfenbein. Der Beutel war voller Fingerknochen von allen möglichen Rassen und Arten. Ich schluckte schwer und erlaubte meinen Fingern, sich um drei Knochen zu schließen, ehe ich die Hand wieder herauszog.
    »Leg den ersten auf den Tisch.«
    Ich öffnete die Hand, und der erste Knochen, lang und schmal, mit eingeritzten Symbolen verziert, die ich nicht lesen konnte, fiel auf den Tisch. Großmutter Kojote schaute einen Moment lang darauf hinab und blickte dann tief in die Kristallkugel.
    »Ein großer Schatten erhebt sich. Er will alle drei Welten regieren. Geboren ist er aus dem Feuer, und sein Wesen ist die Gier.« Sie riss den Kopf hoch, und obwohl ich wusste, dass sie sich vor nichts zu fürchten brauchte, glaubte ich, ein Zittern in ihrer Stimme zu hören, als sie sagte: »Ein Seelenfresser. Er bezaubert die Vögel, dass sie von den Bäumen kommen, und die Fische, dass sie aus dem Wasser springen. Er vereint jene, die sich nicht einen wollen, zu einer gewaltigen Streitmacht, und sie senden bereits jetzt ihre Kundschafter aus... auf der Suche nach... « Sie zögerte und schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nicht sicher, wonach er sucht.«
    Schattenschwinge . Ihn musste sie damit meinen. Seelenfresser waren die größten der großen Bösen Jungs. Sie verschlangen das innerste Wesen, die Essenz ihrer Feinde und schleuderten deren Seelen ins Nichts, um die Macht ihrer Gegner in sich aufzunehmen. Seelenfresser gehörten zu den höchsten Rängen der Dämonen und waren sehr selten. Für gewöhnlich gelang es ihnen, sich durch ihren besonderen Charme in Machtpositionen zu bringen. Wenn sie erst einmal Macht besaßen, wurden sie zu Tyrannen, und ihre Herrschaft war stets sehr blutig. Wenn ihre Untergebenen erkannten, was sie sich eingehandelt hatten, war es zu spät.
    »Den zweiten Knochen«, sagte Großmutter Kojote. Ich ließ den zweiten Knochen vor sie hinfallen. Es war der Finger eines Brownies. Schaudernd riss ich die Hand zurück, als sie nach dem Fingerknochen griff und die Augen schloss.
    »Vor langer Zeit wurde den Elementarfürsten das Geistsiegel zum Schutz anvertraut – in neun Teile zerbrochen, aus denen man Amulette fertigte. Die Fürsten wurden faul, und die Siegel gingen verloren. Menschen fanden sie schließlich und nahmen sie an sich. Das ist es, was die Kundschafter suchen. Wenn sie die Siegel finden, werden sie sie in die Tiefe bringen, wo sie die Teile wieder zu einem zusammenfügen werden, und dann wird der Seelenfresser die Portale aufreißen, welche die Welten voneinander trennen.«
    Geistsiegel? Ich muss wohl etwas verwirrt dreingeblickt haben, denn sie hielt inne. »Du weißt nicht, was ein Geistsiegel ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe noch nie von so etwas gehört.«
    »Verstehe einer das Schulsystem, sei es in der Anderwelt oder hier«, entgegnete sie mürrisch. »Aber das überrascht mich nicht. Immer, wenn Sterbliche irgendeiner Art involviert sind, vergessen sie die Vergangenheit und wiederholen ihre Fehler.« Großmutter Kojote sah aus, als überlege sie, ob sie mir mehr erzählen sollte. Sie hob die Hand. »Warte hier«, sagte sie, erhob sich und verschwand in den Schatten, die den Tisch umgaben.
    Langsam öffnete ich die Hand und starrte auf den verbliebenen Knochen. Es war ein menschlicher Finger – der Finger einer Frau. So viel konnte ich daraus lesen, mehr war für mich nicht zu erkennen. Ich wollte aufstehen, um mich zu strecken, doch der Stuhl wickelte mir einen Ast um die Taille und hielt mich fest.
    »He! Was soll denn das?« Ich wand mich und versuchte, mich zu befreien, doch der Ast hielt mich sicher fest. Offenbar war es mir nicht erlaubt, hier herumzustreifen. Zumindest versuchte der Ast nicht, mich zu

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