Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
wird noch besser«, sagte Menolly mit grimmigem Lächeln. »Der zweite Dämon ist eine Harpyie, das ist bloß grässlich. Aber der dritte... Wir stecken tiefer in der Scheiße, als wir dachten.« Ihre Nasenflügel blähten sich, und ihre Reißzähne wurden ein klein wenig länger. Irgendetwas regte meine Schwester sehr auf. Delilah legte ihr Buch beiseite und sah mich mit tiefernster Miene an.
Mir sank der Mut. Großmutter Kojote hatte gesagt, Schattenschwinge habe Kundschafter durch die Portale geschickt, und offenbar hatte sie damit recht. Vielleicht hatte ich doch bessere Chancen, an diesen Dämonenfinger zu kommen, als ich geglaubt hatte.
»Okay, raus damit. Wer ist unser dritter Mann?«
»Weißt du noch, was Vater uns über einen Dämon erzählt hat, gegen den er auf einer seiner Erkundungsmissionen kämpfen musste? Den, der Onkel Therasin getötet hat? Vater hat uns ein Bild von dem Dämon im Kristallspiegel gezeigt.«
»O verdammt«, sagte ich und ließ mich zurücksinken. »Bad Ass Luke.«
Menolly nickte eifrig, so dass ihre Perlen laut klapperten. »So ist es. Meine Damen, Bad Ass Luke ist in der Stadt.«
Als ich das Buch und die Knochen auf den Couchtisch legte, weiteten sich Menollys Augen. Delilah beugte sich neugierig darüber.
»Schön, dann will ich noch einen drauflegen«, sagte ich. »Großmutter Kojote hat mir gesagt, dass Schattenschwinge Kundschafter durch die Portale schickt – daher unser zauberhaftes Trio von Unholden. Trillian hatte recht – Schattenschwinge bereitet einen Angriff vor. Nicht nur das, ich habe obendrein erfahren, was für ein Dämon er ist. Mädels, der neue Chef der Unterirdischen Reiche ist ein Seelenfresser.«
Einen Augenblick lang war es ganz still, dann brach Chaos aus, als die Haustür aufflog. So schnell, dass ich sie nur verschwommen wahrnahm, sprang Delilah auf die Füße, eine Pistole in der einen, ein Messer in der anderen Hand. Menolly fauchte und schwebte zur Decke hinauf, die Arme gereckt, bereit, auf jeden Angreifer hinabzustoßen. Instinktiv rief ich die Mondmutter an, und Energie floss in meine Hände und knisterte, als ich mich mit silbernen Blitzen bewaffnete.
»Zeig dich, oder du bist tot!«, schrie ich in der Hoffnung, meinen Mangel an Selbstvertrauen durch Lautstärke wettzumachen.
»Gerne doch.« Eine Gestalt trat aus einem Wirbel schimmernder Energie.
Ich ließ die Hände sinken. Zur Hölle. Das konnte ich gar nicht brauchen – nicht jetzt. Eigentlich nie. Mein Herz begann zu pochen, meine Knie wurden weich wie Gummi. Delilah ließ ihre Waffen sinken, und Menolly zischte etwas, das ich nicht verstand.
»Bitte sagt mir, dass ich halluziniere«, flehte ich und kämpfte gegen den Drang an, mich auf der Stelle in die Arme des Svartaners zu stürzen. Trillian verneigte sich, die vollen Lippen zu einem leichten Schmollmund verzogen. Ich hätte auf der Stelle hineinbeißen wollen, schaffte es aber gerade noch, mich zu beherrschen. »Was tust du hier?«, fragte ich. »Wer hat behauptet, dass du in unserem Haus willkommen wärst?«
»Dein Vater hat mich gebeten, nach euch zu sehen und eine Nachricht zu überbringen. Er findet, dass ihr jemanden außerhalb des Nachrichtendienstes braucht, der den Botenjungen und Leibwächter für euch spielt. Ein übler Sturm kommt auf, meine Liebste, und du und deine Schwestern, ihr steht mitten in seinem Pfad.«
Als Trillian ganz ins Licht trat, erkannte ich, dass er sich kein bisschen verändert hatte, seit wir uns zuletzt gesehen hatten. Er war so umwerfend wie eh und je. Svartaner – Cousins der Sidhe, die dunklen Seelen der Feenwelt – waren Geschöpfe von großer Schönheit. Ihre Haut hatte die Farbe von Obsidian, das Haar schimmerte irgendwo zwischen Silber und Blau; sie strahlten Sex, Macht und Chaos aus. Und ich wusste sehr genau, wie schön dieser spezielle Svartaner in allen Einzelheiten war. Ich hatte ihn zu oft nackt gesehen. Oder zu selten, je nachdem, wie man es betrachten wollte. Wie auch immer, vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen war Trillian einfach ein prachtvoller Anblick.
Ich bemühte mich, meine Gedanken zu sammeln, während ich meinem Alptraum in die Augen starrte. Er lächelte, streckte dann locker den Arm aus, schlang ihn um meine Taille und zog mich zu sich heran. Ich hätte mich wehren sollen. Hätte-könntemüsste. Seine andere Hand fuhr in mein Haar und zog meinen Kopf sacht zurück, während seine Zunge meine Lippen teilte, und ich erlag ihm wieder einmal hoffnungslos, als er
Weitere Kostenlose Bücher