Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
sie.
Delilah begann zu schimmern, doch ich packte sie am Handgelenk. »Wag es ja nicht! Du musst dich jetzt zusammenreißen, Schätzchen. Uns zuliebe.« Ich warf Menolly einen Blick zu, die ergeben die Hände hob.
»Kätzchen, beruhige dich«, sagte sie. »Ich bin nicht böse auf dich, okay?«
Ein wenig beleidigt ließ Delilah sich auf dem Sofa nieder. Menolly setzte sich neben sie und streichelte ihre Hand. Ich bedeutete Trillian, herüberzukommen.
»Du kannst dich ebenso gut zu uns setzen«, sagte ich, hielt mich aber außerhalb seiner Reichweite. »Erklär uns doch bitte erst einmal, weshalb unser Vater dich gebeten hat, den Botenjungen zu spielen. Ich weiß nämlich genau, was er von dir hält.«
Trillian nahm auf einem Sessel Platz, streckte mit gekreuzten Knöcheln die Beine aus und lehnte sich zurück. »Die Antwort ist ganz einfach. Euer Vater meinte, dass meine Ankunft hier unbemerkt bleiben könnte. Ich errege keinen Verdacht, weil ich ja unmöglich ein Mitarbeiter des AND sein kann.« Er wurde ernst und beugte sich vor. »Hört zu, Mädels. Es gibt Schwierigkeiten in Y’Elestrial – ernsthafte Schwierigkeiten. Euer Vater will euch warnen, dass der AND euch in nächster Zeit womöglich nicht wird unterstützen können, obwohl eure Vorgesetzten das nie offen zugeben würden. Er hat Johnsons Bericht gehört und auch die offizielle Antwort darauf.«
»Dann glaubt Vater uns also«, sagte ich erleichtert. Wenn Vater auf unserer Seite stand, waren unsere Chancen, mit allem fertigzuwerden, was vielleicht auf uns zukam, gleich viel besser. »Wir haben noch mehr Neuigkeiten. Wir können bestätigen, dass Schattenschwinge die Macht in den Unterirdischen Reichen an sich gerissen hat und einen Angriff auf die Erde und die Anderwelt plant.«
Trillians Miene verdüsterte sich. »Ich weiß. Ich bin eben erst aus den U-Reichen zurückgekehrt, und ich habe das Chaos dort gesehen. Woher wisst ihr davon?«
Schweigend ging ich zu dem Couchtisch, auf den ich die Fingerknochen hatte fallenlassen, und hob sie auf. »Ich habe heute Nacht Großmutter Kojote besucht.«
Trillian erschauerte. »Teufel auch, Camille. Eine Ewige Alte? Du weißt, dass man mit denen nicht herumspielt. Solche Besuche haben immer ihren Preis.«
»Das ist mir bewusst«, sagte ich und betastete die glatte Elfenbeinstruktur in meiner Hand. »Und ich schulde ihr... hm... Meine Schuld bei ihr wird nicht ganz einfach zu begleichen sein, aber diesen Preis war es wert. Sie hat mir unbezahlbare Informationen geliefert, die der AND offenbar nicht besitzt – oder für die er sich nicht interessiert.« Ich wich seinem Blick aus. »Hast du schon einmal etwas von den Geistsiegeln gehört, Trillian?«
Er runzelte die Stirn und nickte dann. »Ich kann mich vage erinnern, dass ich als Kind Getuschel über einen wundersamen Schatz gehört habe, mit dem man die drei Reiche zwingen könnte, sich zu vereinigen – friedlich, aber auch durch einen Krieg. Warum?«, fragte er und beugte sich vor. »Hast du eines davon gefunden?«
»Nein, aber Schattenschwinge sucht nach ihnen. Er will sie als Schlüssel benutzen, um die Portale zu öffnen und seine Armee auf die Erde zu führen. Schlimmer noch – er weiß, wo das erste Siegel ist. Aber das wissen wir jetzt auch. Also liegt es an uns, es in Sicherheit zu bringen, ehe er es in die Hände bekommt.« Ich erklärte ihm, was ich erfahren hatte. Wie alle Svartaner war Trillian sehr geschickt darin, seine wahren Gefühle zu verbergen, doch ich merkte ihm an, dass er sowohl überrascht als auch besorgt war.
Ich hob das Buch auf, das Großmutter Kojote mir mitgegeben hatte, und ging ins Esszimmer. Die anderen folgten mir, wir setzten uns an den Tisch, und ich schlug das Buch auf. Der Text war in einer uralten Schrift verfasst, doch ich konnte sie halbwegs lesen, zumindest gut genug, um zu verstehen, worum es darin ging.
Im vierten Zeitalter unserer Welt erhob sich in den Unterirdischen
Reichen ein großer Anführer namens Tagatty. Dieser
Dämonenfürst vereinte die Reiche bis in die untersten Tiefen
und führte eine gewaltige Streitmacht auf die Erde, wo er die
Männer des Nordens mit Schnee und mit Feuer bekämpfte.
Der Krieg tobte lange und drohte sich über alle Länder auszubreiten,
da traten die Götter an die Höchsten Elementare heran
und flehten um Hilfe.
Die Elementarfürsten waren bereit, ihnen beizustehen, ob gleich die Ewigen Alten ihre Hilfe verweigerten und erklärten, sie werden nichts weiter tun, als zu
Weitere Kostenlose Bücher