Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
mich in den tiefsten, dunkelsten Kuss hineinzog, den ich seit langem erlebt hatte.
Kapitel 5
Der Kuss nahm kein Ende. Er rieb seine Hüfte an meiner, und ich fühlte ein Begehren in mir aufsteigen, das in meinem Leben schon viel zu lange gefehlt hatte. Noch zwei Sekunden, und ich hätte mir das Nachthemd vom Leib gerissen, doch ich taumelte und fiel gegen seine Brust. Er lockerte seinen Griff, ließ mich aber nicht los, sondern blickte auf mich herab mit diesen Augen, die mich auswendig kannten.
»Du hättest mich nicht verlassen sollen«, sagte Trillian mit rauher Stimme.
Ich schluckte, denn ich hatte plötzlich einen Kloß in der Kehle. »Du weißt, dass mir keine andere Wahl blieb. Du bist Svartaner.« Das sagte eigentlich schon alles.
Trillian aber war noch nicht bereit, das Thema fallenzulassen. »Ich war nicht derjenige, der den ersten Schritt getan hat. Du hast dich dafür entschieden, dich an mich zu binden. Du bist mein, ganz gleich, was du denkst, sagst oder tust.«
Ich biss mir so fest auf die Lippe, dass ich blutete. Er beugte sich herab, küsste mich auf den Mund und saugte sanft an meiner Lippe. Dann trat er zurück und ließ mich los, und ich schwankte. Während ich noch um Beherrschung rang, schob Delilah mit grimmiger Miene das Messer in die Scheide und steckte die Waffe weg. Menolly schwebte zu Boden, ohne Trillian aus den Augen zu lassen. Weder sie noch Delilah waren mit unserer Affäre einverstanden gewesen, doch sie würden sich nicht einmischen, solange ich nicht um Hilfe bat. Zumindest nicht offen.
Ich wischte mir den Mund ab und schaffte es nicht, den Blick von ihm loszureißen. Was ich bereits vermutet hatte, stimmte leider. Ich stand noch immer unter Trillians Bann – eine beunruhigende Feststellung. Ich war nicht einmal sicher, ob ich ihn überhaupt mochte , aber ich war heillos in ihn verliebt. Er war einer dieser finsteren, strahlenden Männer, die das Versprechen auf berauschende Nächte und süßen Sommerwein ausstrahlen.
»Camille? Camille?« Delilahs Stimme holte mich in die Gegenwart zurück. »Wenn Vater Trillian gebeten hat, den Boten zu spielen, dann muss zu Hause irgendetwas böse schieflaufen.«
Trillian trat wieder einen Schritt auf mich zu, und ich taumelte rückwärts, wobei ich in meiner Hast, seinen Händen auszuweichen, fast über den Couchtisch gestolpert wäre. Verdammt noch mal. Das Letzte, was ich wollte, war, ihn merken zu lassen, dass er noch immer so viel Kontrolle über mich hatte. Leider hatte ich das Gefühl, dass dieses kleine Geheimnis schwer zu wahren sein würde. Er las in meiner Miene und lachte. Es klang nicht schön.
»Ich freue mich sehr zu sehen, dass du mich nicht vergessen hast«, sagte er. »Zumindest bin ich mit meiner Besessenheit nicht allein.«
Ich riss den Kopf hoch. »Wovon sprichst du?«
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und ich musste mich zusammenreißen, um mich ihm nicht sofort an den Hals zu werfen. »Du bist die Einzige, die mich jemals aus freien Stücken verlassen hat.«
Das also regte ihn so auf – ich war gegangen, bevor er meiner überdrüssig hatte werden können. Ich hatte jedes Quentchen Selbstdisziplin aufbringen müssen, das ich nur besaß, um mich von ihm zu trennen, und ich war nicht sicher, ob ich das noch einmal schaffen würde. Als er plötzlich verschwunden war, hatte ich angenommen, er sei in die Unterirdischen Reiche zurückgekehrt.
»Wie lautet Vaters Botschaft, und warum glaubt er, wir bräuchten einen Leibwächter?« Wenn ich das Gespräch in neutrale Bahnen lenkte, würde ich mich vielleicht schützen können.
Trillian straffte die Schultern. »Also zuerst zum Geschäft. Schön. So sollte es wohl sein in diesen... unsicheren Zeiten.«
Menolly mischte sich in das Gespräch ein. »Nun rück endlich damit heraus, Svartaner .«
Er warf ihr einen berechnenden Blick zu. »Menolly, du siehst ja beinahe lebendig aus. Hast du in letzter Zeit irgendwelche interessanten Fledermausmänner kennengelernt?«
Sie fauchte ihn an, und er grinste.
Delilah griff ein. »Hört auf, alle beide! Für so etwas haben wir keine Zeit, und ich möchte mich nicht gerade jetzt verwandeln. Erst Chase, und jetzt auch noch du, Trillian. Menolly, warum hasst du eigentlich jeden, der sich für Camille interessiert?«
Trillian sah mich von der Seite an, sagte aber nichts.
Menolly seufzte. »Du kannst seine schwarze Seele auch nicht leiden, also spiel mir hier nicht die gerechte Empörung vor«, erwiderte
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