Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
die neuen Banne halten. Und dann habe ich mir die hintere Veranda vorgenommen – das hatte ich gestern Abend bei all der Aufregung ganz vergessen.« Sie hielt inne und blickte bekümmert drein.
»Und?«
»Und... natürlich habe ich Spinnenenergie an dem Netz gefunden, und auf der Veranda. Aber es lag noch etwas darunter – als wären zwei Magier hier gewesen, nicht einer. Also habe ich mit dem Zweiten Gesicht herauszufinden versucht, wer mit dem Spinnling hier war.«
Ich nickte. »Was hast du gefunden? Dämonen-Energie? War es der Jansshi-Dämon?«
»Das ist ja das Problem«, sagte sie kopfschüttelnd. »Die Energie stammte nicht von einem Dämon, Delilah – sondern von einem Werpuma. Katzenmagie.«
Ich versuchte zu begreifen, was sie gesagt hatte, und dann ging mir ein Licht auf. »Du machst wohl Witze! Könnten das keine Reste von mir selbst sein oder so?«
Sie schüttelte den Kopf und erwiderte mit gesenkter Stimme: »Nein. Um ganz sicherzugehen, habe ich Cromwells Kadaver untersucht. Daran waren ganz starke Schwingungen von Katzenmagie zu spüren.«
»Aber woher willst du das wissen? Ich habe ihn begraben.« Sie konnte unmöglich recht haben; das würde ja bedeuten... das bedeutete zu viele schlimme Dinge auf einmal, um darüber nachzudenken. »Vielleicht ist der Werpuma Cromwells Mörder gefolgt? Oder hat versucht, ihn aufzuhalten?«
Sie runzelte die Stirn und lehnte sich wieder an die Küchentheke. »Nachdem ich die Katzenmagie auf der Veranda erspürt hatte, habe ich Cromwell exhumiert.« Sie sah mich mit einem nach Verständnis heischenden Blick an. »Du musst mir glauben – das hätte ich nicht getan, wenn es nicht absolut notwendig gewesen wäre, aber wir müssen Bescheid wissen. Das war die einzige Möglichkeit für mich, dieser Energie nachzuspüren.«
Fassungslos schaute ich sie an. Sie hatte Cromwell wieder ausgegraben? Ein Werpuma, der mit dem Spinnen-Clan unter einer Decke steckte? Ich fuhr herum und blickte über die Schulter zum Durchgang in den Flur.
»Hätte das Zachary sein können? Hat er uns von Anfang an belogen? Glaubst du, er steckt mit den Spinnen unter einer Decke? Oder mit den Dämonen? Vielleicht ist das Ganze ja auch eine Falle!« Ich begann zu zittern. Was, wenn das alles zu einem raffinierten Plan gehörte? Was, wenn er Schattenschwinge in die Hände spielte – uns an den Dämonenfürsten verschacherte?
Camille legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Ich glaube nicht, dass es Zachary war. Sonst hätte Smoky nicht vorgeschlagen, dass wir ihn mitbringen. Als ich die Banne neu aufgebaut habe, habe ich sie so eingestellt, dass sie Alarm auslösen, falls dieselbe Energie wiederkäme, und heute Morgen ist alles still geblieben. Also kann Zach es nicht gewesen sein.«
»Vielleicht ein Werwesen aus einem rivalisierenden PumaRudel«, sagte ich nachdenklich. »Es gibt andere Clans, obwohl das Rainier-Rudel bei weitem das aktivste und angesehenste ist, soweit ich weiß.« Ich seufzte tief und fragte mich, wie viel schlimmer es noch werden konnte. »Hast du... ist Cromwell noch... «
»Ich habe ihn wieder begraben, mit Blumen um seinen Leichnam und Münzen auf den Augen, damit der Fährmann ihn über den Fluss ans westliche Ufer bringt und Cromwell bei der Herrin Bast ruhen kann. Vertrau mir. Ich habe für seine Seele gebetet, und er schläft wieder sicher in den Armen der Katzenmutter.« Sie zögerte und fügte dann hinzu: »Was Zachary angeht... Ich bin ziemlich sicher, dass er in Ordnung ist, aber nur für den Fall, dass er von jemandem benutzt wird – vertrau ihm nicht zu sehr. Und erwähne ihm gegenüber weder die Warnung noch Cromwell. Wir spielen lieber nicht mit offenen Karten, nur um sicher zu sein.«
Damit stellte sie die Kaffeebecher auf ein Tablett, legte noch einen Teller Kekse dazu und ging ins Wohnzimmer. Ich folgte ihr langsam. Ein Werpuma war auf der Veranda gewesen. Am Schauplatz des Mordes an Cromwell. Ich wollte immer noch glauben, dass er nur den Wahnsinnigen verfolgt hatte, der meinen Freund aufgehängt hatte. Aber Camille hatte recht.
Wir sollten niemandem von der Sache erzählen, bis wir selbst mehr wussten. Was bedeutete, dass ich für den Augenblick auf jeden Fall die Finger von Zachary lassen musste. Was bedeutete, dass ich mich mit meinen Gefühlen für ihn jetzt nicht befassen musste – zumindest ein Gutes hatte die Sache also doch.
Das Schicksal führte uns diesmal einen sehr dunklen Pfad entlang. Und wir konnten nicht viel
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