Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
wett.
Er packte den Goth im Nacken und riss ihn von Camille zurück. Der Vampir stieß einen verängstigten Schrei aus. Einen Augenblick lang glaubte ich, einen Funken Menschlichkeit in diesen toten Augen aufblitzen zu sehen. Dann verschwand die Angst, der Vampir schlug mit seinen scharfen Fingernägeln nach Morio und erwischte ihn am Oberarm.
Mit einem lauten Jaulen zog Morio die Klauen über Brust und Bauch des Vampirs, weidete ihn regelrecht aus. Delilah, die Chase beschützt und alles beobachtet hatte, sprang vor und stieß ihren Pflock in das freiliegende Herz. Der Vampir zuckte und verschwand, zu Asche zerfallen wie die anderen.
Morio drehte sich zu Camille um und fragte mit einer Stimme, die den Raum erbeben ließ: »Bist du verletzt?«
»Mir fehlt nichts. Er hat es nicht geschafft, mich zu beißen«, sagte sie und blickte zu ihm auf. »Aber du bist verletzt.«
Morio nahm langsam wieder seine menschliche Gestalt an, schüttelte den Kopf, hob seine Tasche auf und hängte sie sich um. »Halb so wild. Es war nur ein Kratzer.« Er blickte auf die Schnittwunden herab, die durch seine zerfetzte Kleidung zu sehen waren. »Mach dir keine Gedanken um mich.«
Da der Kampf nun vorbei war, blickte ich mich um. Die beiden anderen Türen stachen mir ins Auge. Dahinter könnten weitere Vampire lauern und nur auf uns warten. Der Geruch von Blut hing schwer in der Luft, aber ich war immer noch so beeindruckt von Morios Verwandlung, dass ich ihn kaum wahrnahm. Aber wenn andere Vampire hier waren, würde dieser Geruch sie ganz sicher hervorlocken.
»Pass auf – deine Wunde wirkt wie ein Leuchtfeuer... «, begann ich, doch schon flog krachend eine der Türen auf, und zwei weitere Blutsauger stürmten herein. »Bingo!« Ich eilte mit Roz zusammen nach vorn, und wir legten los.
Diesmal war der Kampf ziemlich einseitig. Camille warf einen Blendezauber in den Raum, der leider nach hinten losging – statt eine grelle Kugel mitten in der Luft zu bilden, schoss das Licht aus ihren eigenen Augen hervor, womit sie für den Kampf völlig ausfiel. Aber Roz und ich schafften es, die beiden Vampire auszuschalten, ehe die anderen eingreifen konnten. Die grelle Beleuchtung flackerte und erstarb, bis wir wieder im Halbdunkel standen.
»Verflucht. So fühlt man sich also als Bengalisches Feuer«, sagte sie blinzelnd.
»Du hast auch wie eines ausgesehen«, erwiderte ich. »Hast du Schaden genommen?«
Sie schluckte und hustete dann. »Meine Kehle fühlt sich an, als hätte ich gerade eine Flasche Johnnie Walker gekippt, aber ansonsten ist mir wohl nichts passiert.«
Morio schnaubte vor Lachen und erwiderte ihren finsteren Blick mit hochgezogenen Augenbrauen. »Mach mir keine Vorwürfe. Du weißt selbst, wie ulkig das ausgesehen hat«, sagte er, aber sie hob plötzlich die Hand.
»Seid still. Ich höre etwas.« Sie rannte zu der anderen Tür und riss sie auf, ehe ich sie aufhalten konnte. »Erin! Ich habe Erin gefunden!«
Ich schoss ins Nebenzimmer und blickte mich um, um sicherzugehen, dass wir allein waren. Delilah war dicht hinter mir, und die Jungs folgten ihr auf dem Fuße.
Erin lag gefesselt am Boden, ihr Flanellhemd war nirgends zu sehen. Während sie draußen in der Welt immer so forsch und tapfer wirkte, sah sie jetzt furchtbar zerbrechlich und arg mitgenommen aus. Der Raum war überall mit Blut bespritzt. Es sah so aus, als hätten die Neugeborenen reichlich von ihr getrunken. Der Geruch von Angst hing schwer in der Luft, und automatisch fuhren meine Reißzähne aus; Hunger wallte in mir hoch wie aufgepeitschte Brecher.
Camille kniete sich neben sie und fühlte ihr den Puls. Mit aschfahlem Gesicht blickte sie auf. »Sie stirbt. Sie wird es nicht schaffen. Selbst wenn es uns wie durch ein Wunder gelingen sollte, in fünf Minuten einen Krankenwagen hierherzuholen, käme die Blutspende nicht schnell genug.« Ihre Augen blitzten zornig. »Ich will sie tot sehen. Alle!«
Langsam trat ich zu ihr und ging in die Hocke, um auf Erins reglose Gestalt hinabzustarren. Sie war noch nicht ganz weg. Ihre Lunge kämpfte noch um flattrige Atemzüge, aber Camille hatte recht. Erin würde gleich sterben.
Camille fuhr zu mir herum. »Du kannst sie retten«, sagte sie.
»Was? Wie denn? Nicht einmal ich könnte sie schnell genug in ein Krankenhaus bringen.« Verwirrt sah ich die anderen an. Roz und Morio hatten einen wissenden Ausdruck in den Augen, aber Chase sah uns nur verständnislos an.
»Du kannst es«, sagte Delilah und kniete sich
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