Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
die Finger bekommt, wird er alles tun, was ihm einfällt, um euch zu brechen. Jemanden nur zu töten, geht für seinen Geschmack viel zu schnell.«
»Glaubst du wirklich, dass wir ihn besiegen können?«, fragte Camille, die plötzlich sehr ernst wirkte. »Was ist mit dem Rest seines Clans?«
»Der restliche Clan könnte ein Problem sein. Seltsamerweise haben wir einen Bericht nach dem anderen über Dredge gehört, aber nichts über seine Gefolgsleute. Trotzdem müssen wir ihn ausschalten, denn wenn er uns entkommt, werden wir jeden verdammten Tag unseres restlichen Lebens damit zubringen, ständig über die Schulter zu schauen. Wir könnten nie wieder Freunde haben oder Verwandte in unsere Nähe lassen, ohne sie in Gefahr zu bringen.«
Schlimmstenfalls würde ich Dredge entkommen können, und Roz vermutlich auch. Aber die anderen – für Chase war die Gefahr am größten, doch wie man es auch drehte und wendete, meine Schwestern und Morio waren in keiner Weise unverwundbar. Als wir uns dem Gebäude näherten, bedeutete ich allen, sich so dicht wie möglich am Rand zu halten, wo man uns von den Fenstern, die zum Parkplatz hinausgingen, nicht sehen konnte.
»Ich muss erst herausfinden, in welchem Stockwerk er ist. Ich bezweifle, dass wir diese Information irgendwem am Empfang entlocken könnten. Dredge ist sehr charmant, auch ohne Vampir-Glamour. Ihr könnt darauf wetten, dass sie am Empfang gar nicht wüssten, nach wem wir uns erkundigen, oder warum. Er hat sie ganz sicher so betört, dass sie keinerlei Informationen über ihn herausrücken werden.«
Ich suchte die Fenster ab und wandte mich dann zum Pier um. Da – die Statue einer Gestalt mit einem großen Sack über der Schulter, den sie über eine Planke trug. The Deckhand . Das war die Statue, die ich durch Dredges Augen gesehen hatte. Und direkt dahinter war das Sushirama. Das bedeutete... Ich blickte wieder am Hotel hinauf. »Viertes Fenster von links. Da bin ich sicher. Lasst mich schnell nachsehen, in welchem Stockwerk.«
Langsam löste ich mich vom Boden und schwebte aufwärts. Erdgeschoss, nein. Erster Stock – nichts. Zweiter – vielleicht, dachte ich. Als ich den dritten Stock erreichte, schnippte ich mit den Fingern und ließ mich sofort wieder hinabsinken. »Dritter Stock, viertes Fenster von links. Los, gehen wir.« Ich führte die anderen in die Lobby.
The Halcyon Hotel and Nightclub war genau das – ein Hotel mit einem Nachtclub, der über die Lobby zugänglich war. Wie die meisten der ÜW-Clubs, die in der ganzen Stadt aus dem Boden geschossen waren, wurde auch dieser hier eher von Erdwelt-Übernatürlichen frequentiert als von Besuchern aus der Anderwelt, aber hier war so gut wie jeder willkommen, solange er keinen Ärger machte. Musik und Lachen drangen aus der Lounge herüber, als wir die Lobby betraten. The Doors heulten aus der Jukebox.
»Sieht nach einer kleinen Ecstasy-Party aus«, bemerkte Camille mit gedämpfter Stimme.
»Solange es kein Z-fen ist«, erwiderte ich und sah mich um. Sie hatte recht. Die Deko schien einem psychedelisch angehauchten Siebziger-Jahre-Knutschfilm entstiegen zu sein, mitsamt glühenden Lavalampen und Schwarzlicht-Postern in einer Ecke. Ich blinzelte und dachte, dass Exo Reed wohl auf ziemlich seltsame Sachen abfuhr.
»Glaubst du, dass Exo da ist?«, fragte Delilah.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Aber bitte denkt daran, dass er und seine Familie in diesem Gebäude wohnen.«
»Nicht gerade die ideale Umgebung für Kinder.« Chase blickte sich um. »Wenn er kein ÜW wäre, würde ich ernsthaft daran denken, das Jugendamt anzurufen, damit die sich das hier mal ansehen.«
Ein wenig verärgert brachte ich ihn zum Schweigen. »Darum geht es nicht. Die Familie wohnt hier, also befinden sich vermutlich Kinder im Haus. Deshalb sollten wir uns bemühen, keinen allzu großen Schaden anzurichten oder sonst jemanden in Gefahr zu bringen. Und genau deswegen will ich nicht, dass Exo sich an unserem Kampf beteiligt. Am besten, er merkt gar nichts davon, bis wir fertig sind, denn wenn Dredge ihn betört hat, könnte es gut sein, dass Exo uns unabsichtlich verrät. Kapiert?«
»Da ist der Aufzug. Oder willst du die Treppe nehmen?« Delilah deutete auf das Treppenhaus am Ende der Eingangshalle.
Mit dem Aufzug ginge es schneller, aber sein Zimmer lag ja nur im dritten Stock. »Treppe. Dann brauchen wir nicht mit einer unschönen Überraschung zu rechnen, falls die Tür aufgeht und Dredge zufällig gerade
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