Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Kopf. »Ich kann gar nicht glauben, dass es vorbei ist. Ich bin seiner Spur gefolgt, seit er meine Familie ermordet hat. Siebenhundert Jahre lang habe ich ihn über alle Länder und Berge hinweg gejagt. Und jetzt, am Ende, konnte ich ihm nicht einmal in die Augen sehen, als er gestorben ist.«
Ich ließ den Kopf hängen. »Ich wünschte, du hättest hier bei uns sein können. Er ist weg. Aber der restliche Elwing-Clan ist noch da.« Ich schaute aus dem Fenster. »Sie sind da draußen, irgendwo.«
»Und er war ihr Anführer. Wenn er mit seinen Leuten so umgesprungen ist wie mit dir, werden sie dich als ihre Retterin feiern.« Roz wischte den Pflock an einer Decke ab und steckte ihn in seinen Mantel.
»Und wenn sie Dredge verehrt haben... werden sie sich an mir rächen wollen. Irgendwann.« Ich stand auf und wischte mir die Hände am Hosenboden ab. »Ich werde bereit sein.«
»Was jetzt?«, fragte Roz.
»Jetzt fahren wir nach Hause und versorgen Camilles Wunden. Dann überlegen wir, was der nächste Zug in unserem Krieg gegen Schattenschwinge sein sollte.« Ich drehte mich nach Morio um, doch Roz hielt mich am Arm zurück.
»Ich komme mit euch. Da ist etwas, das ihr wissen müsst. Über Schattenschwinge. Über die Dämonen.«
Ich wollte fragen, was, aber er war zu schnell, und ehe ich mich versah, hatte er das Zimmer verlassen und lief den Flur entlang. Wir sammelten alles ein, was Dredge gehört hatte, und ich bat Morio, zu Exo Reed zu gehen und ihm zu erklären, was hier passiert war – und dass er uns die Rechnung für den entstandenen Schaden schicken sollte.
Was wusste Roz über Schattenschwinge? Und über Dredge? Der war jetzt Asche, aber was hatten dieses Grinsen und der Abschiedsgruß vom Herrn des Chaos zu bedeuten?
Als ich Camille hochhob, um sie zum Auto zu tragen – das war für mich am einfachsten, und das Blut, das aus ihren Wunden rann, ließ nicht einmal meine Nase zucken –, wurde mir klar, dass ein Teil von mir immer in Angst leben würde. In der Angst, Dredge könnte doch irgendeinen Weg finden, in die Welt zurückzukehren. Manche Wunden heilen niemals, dachte ich. Selbst wenn man die Last losließ, würden die Riemen, an denen man sie getragen hatte, für immer auf der Seele brennen.
Kapitel 20
Iris wartete in der Küche. Sie blickte auf, als wir eintraten, und brach in Tränen aus. »Ihr lebt«, begann sie, doch dann entdeckte sie Camilles Beine und schnappte nach Luft. »O meine Sterne, was ist passiert? Leg sie aufs Sofa, ich hole den Verbandskasten.«
Als sie hinauseilte, blickte Tim zu mir auf. »Ist er tot?«
Ich nickte. »Ja. Staub und Schatten. Von Dredge ist nichts weiter übrig geblieben als eine Erinnerung... « Doch noch während ich das sagte, fiel mir ein, dass etwas mehr von Dredge übrig geblieben war – seine Seele, für immer in den Klauen eines Halbgottes gefangen, der noch sadistischer war als Dredge. War das die Karma-Polizei in Aktion? Vielleicht. Vielleicht war es auch nur das Universum, das sich ein letztes Mal auf seine Kosten amüsierte.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Halb vier. Erin würde ich morgen Nacht besuchen. Jetzt war ich so erschöpft, dass ich mich nur noch in meinem Keller verstecken und die Welt ausschließen wollte. Aber vorher musste ich mich um ein paar Dinge kümmern. Ich ging ins Wohnzimmer, wo Iris gerade die tiefen Schnittwunden in Camilles Unterschenkeln nähte.
»Mit ein paar Stichen heilen sie besser«, sagte Iris.
Chase beobachtete das Ganze mit grünlichem Gesicht. »Seid ihr Frauen alle so geschickt mit Nadel und Faden?«, fragte er.
»Ich kann das besser als die Mädchen. Das kommt daher, dass ich mich so lange um die Kuusi-Familie gekümmert habe. Da gab es keinen Arzt, jedenfalls nicht nah genug, als dass man ihn im Notfall hätte holen können. Außerdem konnte ich Wunden immer schon besser heilen als diese Ärzte.« Sie biss den Faden durch und packte die Spule weg. »So, jetzt Heilsalbe, einen Verband, und in einer Woche müsste alles in Ordnung sein. Du wirst Narben zurückbehalten, aber sie werden kaum zu sehen sein.«
Camille schüttelte lächelnd den Kopf. »Die werden prima zu denen an meinen Armen passen«, sagte sie und blickte zu mir auf. »Welche Ironie, hm?«
»Auf die Art von Ironie können wir verzichten«, sagte ich und überlegte, wann ich ihr beibringen sollte, dass auch Trillian verletzt war. Sie würde ziemlich sauer sein, wenn sie erfuhr, dass ich ihr das verschwiegen hatte, aber das spielte
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