Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
müsste Wade sein«, sagte ich zu Iris und drückte ihr widerstrebend Maggie in die Arme. »Aber lass mich die Tür aufmachen, vorsichtshalber.«
Ich spähte durch den Türspion, und es war tatsächlich Wade, der da draußen stand. Er winkte kurz, und ich öffnete die Tür. Abgesehen von mir war er der einzige Vampir, der über diese Schwelle treten durfte. Es war einfach keine gute Idee, Blutsaugern Zutritt zum eigenen Haus zu gewähren. Es stimmte nämlich wirklich, dass wir keine Wohnräume betreten konnten, wenn wir nicht dazu eingeladen worden waren. Ich öffnete die Tür und bat ihn herein.
Wade war ein seltsamer Typ. Mit seinen stacheligen, blondierten Haaren und den blassen Augen konnte man ihn leicht für einen Loser halten, wenn man nicht näher hinschaute. Er trug blaue Jeans, ein dickes Flanellhemd und seine Brille, ohne die man ihn nie sah. Die Gläser waren ungeschliffen, aber er hatte diese Brille sein Leben lang getragen und konnte sich nicht daran gewöhnen, ohne sie herumzulaufen, auch jetzt nicht, da er tot war.
»Was liegt an, meine Schöne?« Er zwinkerte mir zu.
Das war eine der Eigenschaften, die ich an ihm mochte – er hatte seinen Platz in der Welt als Vampir akzeptiert und nutzte ihn dazu, anderen zu helfen, für die dieses Dasein neu war. Und er hatte seine Menschlichkeit noch nicht verloren. Er liebte einen guten Witz, ein gutes Buch und eine gute Zigarre.
»Schlechtes Karma, Wade. Schlechte Neuigkeiten.« Ich streckte die Hand aus und berührte vorsichtig seine Fingerspitzen – unsere übliche Begrüßung – und führte ihn dann ins Wohnzimmer.
Wade verbeugte sich knapp vor meinen Schwestern und winkte Chase zu. Die beiden hatten sich schon ein-, zweimal gesehen, aber noch nie Gelegenheit gehabt, sich in Ruhe zu unterhalten. Chase wollte ihm die Hand hinstrecken, doch ich schüttelte warnend den Kopf. Delilah berührte leicht seinen Arm, und er zog ihn zurück.
»Huch, ja richtig. Entschuldigung«, sagte Chase.
Wade zuckte mit den Schultern. »Ich habe keinen Hunger, und selbst wenn ich hungrig wäre, würde ich aus Höflichkeit darauf verzichten, die anderen Gäste zu fressen.« Er blickte sich um, und ich wies auf einen Sessel. Als er Platz genommen hatte, erzählten wir ihm, was passiert war.
»Wir müssen wissen, ob sich im Untergrund irgendetwas tut.« Ich drehte den Bürostuhl hinter dem Schreibtisch herum und setzte mich rittlings darauf. »Im Ernst, Wade. Es könnte sein, dass hier eine gewaltige Scheiße läuft, und wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben.«
Er wusste nicht alles über Schattenschwinge, aber doch genug, um ihn auf unserer Seite zu halten. Wade glaubte, wir könnten es schaffen, eine kleine Armee von Erdwelt-ÜW aufzustellen, falls die Dämonen in größerer Zahl hierher durchbrechen sollten. Sie wären unsere besten Kämpfer und viel wirkungsvoller als Soldaten mit Schusswaffen.
Wade lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ach, verdammt. Und wir hatten mit der AB-Gruppe schon solche Fortschritte gemacht. Aber wie kommst du darauf, es könnte dein Meister sein und nicht irgendein abtrünniger Erdwelt-Vampir – jemand, der ausgerastet ist oder einfach neu in der Gegend? Ich will meine Suche nicht von vornherein so einschränken.«
Chase sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern.
»Wir wissen es nicht mit Sicherheit«, sagte er und starrte Wade an. Ich hatte den Eindruck, dass es für Chase viel schlimmer war, einem Erdwelt-Vampir gegenüberzusitzen als mir. Ich stammte schließlich aus einem anderen Land, einer anderen Welt sogar. Mich konnte er hübsch in eine Schachtel packen. » Menolly kommt aus der Anderwelt, natürlich ist sie anders und seltsam .« Aber Wade... Wade war mitten in Seattle zum Vampir geworden. Ein Junge aus der Nachbarschaft, sozusagen, aber von der gefährlichen Sorte.
Das Schweigen im Raum wurde durchdringend, und ich tippte Chase aufs Knie. Er riss den Kopf hoch, und ich schnaubte. »Beruhig dich, ich wollte nur vorschlagen, dass du deinen Gedanken zu Ende führst. Du hast offenbar den Faden verloren.«
»Äh, ja. Danke... glaube ich.« Blinzelnd fuhr Chase fort: »Die Mädels glauben, dass der Elwing-Blutclan in die Sache verwickelt sein könnte. Aber du hast recht. Wir sollten davon ausgehen, dass es jeder beliebige Vampir sein könnte. Schließen wir nicht voreilig irgendwelche Türen.«
»Was ist also unser erster Schritt?« Wade sah mich an und grinste leicht. Er war an nervöse
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