Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
zu magischen Kurzschlüssen und der Tatsache, dass die beiden mit Todesmagie herummachten, hielt ich es nicht für ratsam, mich in einem Raum mit ihnen aufzuhalten, solange sie irgendetwas beschworen. Man konnte nie sicher sein, was dabei herauskam.
Trillian folgte mir, nachdem er einen missmutigen Blick auf die beiden geworfen hatte. Delilah saß mit Tim und Nerissa am Tisch und trank Kakao. Iris bereitete einen späten Imbiss zu, und Maggie spielte in ihrem Laufstall. Alles wirkte so friedvoll, und nur zu gern hätte ich mich der Illusion hingegeben, dies sei ein ganz normaler Abend, alles in Ordnung, wunderbar.
Ich ließ mich auf den Stuhl neben Nerissa gleiten, die mich bekümmert anlächelte. »Delilah hat uns erzählt, was passiert ist«, sagte sie.
Iris schüttelte den Kopf. »Diese Situation hat zu viele Variable. Ihr braucht Hilfe. Ihr müsst morgen Nacht nach Aladril reisen und diesen Seher aufsuchen.«
»Finde ich auch«, sagte ich. »Aber es wird verdammt schwer sein, Camille hier wegzubekommen, solange Erin vermisst wird.«
Tim fuhr zu mir herum. »Iris hat mir von Dredge erzählt. Erin ist so gut wie tot, nicht wahr?«
Verflucht. Ich warf Iris einen verärgerten Blick zu, den sie mit einem Schulterzucken erwiderte. Zweifellos hatte Tim sie so lange bedrängt, bis sie ihm erzählt hatte, was sie wusste. Aber was er jetzt dachte, konnte trotzdem noch nicht so schlimm sein wie die Wirklichkeit.
»Das weiß ich nicht sicher, aber wenn wir sie nicht bald finden, ja. Dann wird Dredge sie töten.« Folter erwähnte ich lieber nicht. Wozu auch?
»Der Morgen zieht auf, Menolly«, bemerkte Iris.
»Ich weiß, ich kann es spüren.« Und das stimmte. Das langsame, sachte Ziehen, das mich in die Bewusstlosigkeit holen wollte, tippte mir schon auf die Schulter. Nicht mehr lange, und ich würde mich zum Schlafen zurückziehen müssen. Wenn ich Glück hatte, würde ich heute nichts träumen. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Höchstens noch eine Stunde. »Nerissa, kommst du kurz mit?«
Wir gingen hintenrum in den Salon, um Camille und Morio im Wohnzimmer nicht zu stören. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, fragte ich: »Möchtest du, dass Delilah dich nach Hause fährt?«
»Jetzt?«, fragte sie überrascht.
Der Gedanke an Camilles Ängste schoss mir durch den Kopf. »Nerissa, unsere Feinde sind viel gefährlicher, als du ahnst. Du könntest in Gefahr geraten, wenn du bei uns bleibst. Wenn du dich mit uns... mit mir... einlässt.«
Langsam schloss sie die Lücke zwischen uns und hob die Hände, um sie sanft an meine Wangen zu schmiegen. »Das weiß ich. Das wusste ich schon, bevor ich mich entschieden habe, dass ich mit dir zusammen sein will. Ich bitte dich ja nicht, gleich dein ganzes Leben mit mir zu verbringen. Ich bitte dich überhaupt um kein Versprechen. Ich will nur hier bei dir sein, jetzt, heute Nacht.«
Ich sah ihr forschend in die Augen, wobei ich zu ihr aufblicken musste. Roz’ Kuss hatte gebrannt wie Feuer und mir beinahe Angst gemacht, aber Nerissas Lippen sahen warm und einladend aus, üppig und voller stummer Versprechen. Ich dachte daran, was wir zu verlieren hatten, falls ich nein sagte, und reckte mich langsam auf die Zehenspitzen, um sie zu küssen.
Sie schlang die Arme um mich, zog mich an sich und teilte meine Lippen mit der Zunge, um mich zu erkunden. Ich schauderte, als ihre Hand unter meinen Pulli glitt, und wich hastig zurück.
»Was ist denn? Habe ich etwas falsch gemacht?« Enttäuschung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
»Ich muss dir erst etwas sagen.« Jede Narbe auf meinem Körper kribbelte. »Mein Körper ist mit Narben übersät. Und ich meine übersät .« Ich wandte den Blick ab. »Niemand hat mich mehr... auf diese Weise berührt, seit... seit Dredge mit mir fertig war und mich in einen Vampir verwandelt hat. Meine Schwestern glauben, ich hätte mit Wade geschlafen, aber die Wahrheit ist, dass wir so weit nie gekommen sind. Ich habe noch nie mit einem Menschen oder einem Erdwelt-Übernatürlichen geschlafen. Ich weiß nicht, was mich erwartet.«
»Willst du mit mir zusammen sein?«, fragte sie. »Bitte sei ehrlich; es ist in Ordnung, wenn du jetzt nein sagst. Ich wäre enttäuscht, aber ich bin ein großes Mädchen. Mit einer Zurückweisung werde ich schon fertig.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Es ist nur... verstehst du, ich weiß nicht, ob ich mich beherrschen kann, wenn du dich erst ausgezogen hast. Vergangenen Sommer habe ich
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