Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
Tatortteam das Modell für alle anderen Einheiten landesweit.«
Aschfahl hatte Delilah ihre Gabel fallen lassen.
Menollys Augen glühten rot. Sie stand auf und ballte die Fäuste. »Diese verfluchten Dreckskerle. Die Polizei hat sie noch nicht erwischt?«
»Nein, deshalb hat Portland uns ja um Hilfe gebeten. Diese Typen müssen gefasst werden, ehe die Elfen selbst einen Trupp Rächer ausschicken.« Ich hörte ihm den Kloß in der Kehle an. Diese Sache hatte Chase hart getroffen. Er arbeitete tagtäglich mit Sharah und Jacinth, zwei weiblichen Elfen, zusammen. »Denn wenn die Elfen sie zuerst zu fassen kriegen, bleibt von diesen Freiheitsengeln nicht genug übrig, um es in einer Konservendose zu beerdigen, das wisst ihr so gut wie ich.«
»Immerhin haben sich deine Kollegen an die richtige Stelle gewandt«, bemerkte ich.
Als Chase das erste Anderwelt: Erdwelt-Tatortteam aufgebaut hatte, waren Polizisten in anderen Bundesstaaten begierig seinem Beispiel gefolgt. Allerdings arbeiteten nur in Seattle tatsächlich Bürger der Anderwelt mit, ursprünglich vom AND hierher entsandt. Außerdem hatten wir das einzige forensische Labor, weshalb die anderen Einheiten ihre Beweismittel hierherschickten. Verletzte Anderwelt-Bürger wurden ebenfalls hier behandelt, weil wir das AETT mittlerweile um eine Sanitätseinheit samt Ärzten ergänzt hatten.
»Ich schicke euren Cousin Shamas nach Portland, zusammen mit Mercurial, mal sehen, was die beiden erreichen.« Mercurial war halb Elf, halb Fee, und Königin Asteria hatte ihn mit zwei weiteren Medizinern aus Elqaneve vor einem Monat zur Verstärkung des Teams hierhergeschickt. Diese Frau erwies sich als eine unserer besten Verbündeten, und manchmal fragte ich mich, was sie von uns verlangen würde, wenn es an der Zeit war, diese Schuld zu begleichen.
Ich starrte finster auf meinen Teller hinab und bemühte mich, mir den Vorfall mit der Elfe nicht allzu bildhaft vorzustellen. »Hat denn niemand ihre Schreie gehört? Oder die Täter gesehen?«
»Niemand will uns irgendetwas sagen. Wir wissen, dass es eine Gruppe von Freiheitsengeln war, weil sie ihre Visitenkarte hinterlassen haben. Und die Elfe war noch bei Bewusstsein und konnte der Polizei sagen, dass es mindestens fünf Angreifer gewesen waren - vielleicht auch mehr. Es ist wahrscheinlich, dass irgendjemand mehr weiß, aber niemand traut sich, den Mund aufzumachen. Ich habe eurem Cousin schon gesagt, dass er diesen naturgegebenen Feencharme einsetzen soll, um den Leuten auf die Sprünge zu helfen. Ich habe mich außerdem bereiterklärt, die Täter, wenn wir sie erwischen, den Elfen zu überstellen. Zur Bestrafung.« Chase raschelte mit irgendwelchen Papieren, und wir hörten ein Zischen, als er eine Getränkedose aufriss. »Also, ich muss Schluss machen. Hier türmt sich die Arbeit.«
Als er auflegte, stieß Delilah einen Laut aus, der wie ein leises Miauen klang.
Ihre weit aufgerissenen, smaragdgrünen Augen schwammen in Tränen, und sie biss sich auf die Lippe. Ich stand auf, schlang die Arme um sie und hielt sie sacht fest, um sie zu beruhigen, damit sie sich nicht verwandelte.
Normalerweise verwandelte sie sich nur dann unwillkürlich, wenn es Familienstreitigkeiten gab, aber ich hatte das Gefühl, dass sie sich gerade besonders verletzlich fühlte. Der schwarze Halbmond, der in ihre Stirn eingebrannt war, funkelte leicht.
»Ja, es ist schlimm. Das war grausam, und wir alle wollen diese Perversen bestraft sehen. Aber wir müssen uns um andere Dinge kümmern. Wir können nur hoffen, dass Shamas und Mercurial die Dreckskerle finden, die ihr das angetan haben. Selbst wenn sie sie zuerst finden, ist es gut möglich, dass diese Verbrecher nicht lebend in der Anderwelt ankommen. Und wenn sie überleben, werden sie an die Elfen ausgeliefert, gemäß deren Übereinkunft mit der Regierung.«
»Ich gehe jetzt besser nach unten.« Menolly gähnte und schlich zum geheimen Eingang ihres Unterschlupfs. »Aber eines sage ich euch. Falls irgendwelche von denen jemals versuchen, so eine Scheiße hier abzuziehen, hetze ich sie zu Tode und reiße sie dann noch in Fetzen. Und ich werde Chase vorher nicht um seinen Segen bitten.«
Ich pustete ihr eine Kusshand zu, und Delilah nickte blass. Menolly schlüpfte durch den Spalt hinter dem Bücherregal und schloss leise die Geheimtür hinter sich.
»Wir müssen uns darauf konzentrieren, was wir jetzt unternehmen können«, sagte ich und küsste Delilah auf die Wange, ehe ich sie wieder
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