Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
losließ. »Wie wäre es, wenn wir eine Liste aufstellen?« Eines hatte ich gelernt, als unsere Mutter gestorben war und ich auf einmal für Haushalt und Familie die Verantwortung hatte übernehmen müssen: Sich um praktische Dinge zu kümmern hielt einen davon ab, über Dinge nachzu-grübeln, die man doch nicht ändern konnte.
»Gute Idee.« Delilah hob langsam ihre Gabel auf und biss in ihren Pfannkuchen. »Wir können einen Zeitplan aufstellen, während wir zu Ende essen.« Sie seufzte tief und schniefte ein letztes Mal. »Diese Pfannkuchen sind unglaublich, Iris. Was hast du da reingetan? Sie schmecken heute Morgen irgendwie anders.«
Seit Iris bei uns eingezogen war, kochte sie fast immer. Sie konnte das wesentlich besser als jede von uns, und es machte ihr auch mehr Spaß. »Ach, ein bisschen Vanille und etwas gemahlenen Zimt. Camille, brauchst du mich heute im Laden?«
Ich nickte. »Sieht ganz so aus. Wir müssen einen vermissten Pixie finden, das dritte Geistsiegel lokalisieren und einen Räksasa aufspüren.« Und ich konnte die Buchhandlung nicht mehr einfach schließen, wie es mir beliebte - wir lebten jetzt nur noch von unserem Erdwelt-Einkommen. Der AND hatte uns ordentlich bezahlt, aber damit war es ja nun vorbei. Unsere vorherigen Alibi-Jobs waren eine echte Notwendigkeit geworden, deshalb leistete Iris als meine Assistentin viele Stunden in der Buchhandlung.
Sie verzog das Gesicht. »Ich wollte mich heute endlich an den Frühjahrsputz machen.
Was hältst du davon, jemanden in Teilzeit einzustellen? Ich glaube, Henry würde sich mit einem Hungerlohn zufriedengeben, wenn du Bücher umsonst obendrauf legst.
Jedenfalls kauft er fast immer nur antiquarische Bücher.«
»Du meinst Henry Jeffries?« Ich hatte noch gar nicht daran gedacht, jemanden von außerhalb des Haushalts anzustellen, aber die Idee war gut. »Ich dachte, du gehst ihm immer noch aus dem Weg.« Henry litt unter einem schweren Fall von unerwiderter Liebe.
»Seit Bruce und ich zusammen sind, hat Henry sich zurückgezogen. Er ist viel zu sehr Gentleman, um sich aufzudrängen.« Ihre Augen blitzten strahlend blau vor ihrer pfirsichzarten Haut und dem goldblonden Haar.
Iris war viel älter als ich und meine Schwestern, aber sie sah immer noch aus wie Mitte zwanzig, und sie bezauberte Männer mit ihrem Mädchen-von-nebenan-Charme.
Die störten sich irgendwie nie daran, dass Iris nur einszwanzig groß war. Vor ein paar Monaten hatte sie Bruce O'Shea kennengelernt, einen Leprechaun mit irischen Wurzeln und einer Stimme, die jede Frau dahinschmelzen ließ.
Jedes Mal, wenn Iris ihn zu uns einlud, bettelten wir ihn an, uns etwas vorzusingen, und er ließ sich immer gutmütig dazu überreden.
»Könnt ihr das Henry wirklich antun?«, fragte Delilah. »Es kommt mir ein bisschen gemein vor, dass er dann so oft in deiner Nähe sein müsste. Ich meine, er ist in dich verliebt, und du bist mit einem anderen zusammen.«
»Papperlapapp. Henry mag mich, ja, aber er wird es überleben. Seine Weltall-Geschichten liebt er mehr als alles andere, und ich glaube, er würde lieber jeden Tag im Laden verbringen, als daheim bei diesem Hausdrachen von einer Mutter herumzuhocken.«
Auf unsere verblüfften Blicke hin zuckte Iris mit den Schultern. »Was denn? Ich will vielleicht nicht mit ihm ausgehen, aber deswegen kann ich mich doch trotzdem nett mit ihm unterhalten. Er wohnt noch bei seiner Mutter, jawohl. Sie ist über achtzig, und sie ist ein übellauniges Miststück.«
Delilah schnappte nach Luft und schlug sich die Hand vor den Mund. »Iris, das ist aber nicht nett - sie ist alt und ...«
»Und ich bin klein. Na und? Dass die Frau alt ist, gibt ihr noch lange nicht das Recht, ihren Sohn wie einen Sklaven zu behandeln. Er tut alles für sie, aber sie kann nicht einmal Dankeschön sagen. Henry hat mir erzählt, dass er sie nicht in ein Pflegeheim bringen kann, weil er das nicht bezahlen könnte, und sie weigert sich, ihr Haus zu verkaufen. Sie erinnert mich an Oma Buski.«
Delilah und ich wechselten einen Blick. Wir hatten von Iris schon eine Menge Geschichten über ihr Leben in Finnland gehört, aber dieser Name war uns neu.
»An wen?«, fragte ich.
»Oma Buski. Als ich noch ein Kind war und in den Nordlanden lebte - das war lange bevor ich nach Finnland zog und an die Kuusis gebunden wurde -, da hat meine beste Freundin mich einmal zu ihrer Großmutter mitgenommen. Die Buskis waren keine Talonhaitijas wie ich. Sie waren halb Brownie, halb
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