Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
nicht sowieso im Laden vorbeikommt. Biete ihm zwanzig Stunden pro Woche an. Er bekommt den gesetzlichen Mindestlohn und fünf antiquarische Bücher pro Woche. So, die nächsten Probleme: Pixies, Dämonen und Feddrah-Dahns. Wo ist der eigentlich?« Ich spähte aus dem Fenster, doch das Einhorn war nirgends zu sehen.
Iris hob die Hand und eilte den Flur entlang. Wir hörten, wie die Haustür aufging und wieder geschlossen wurde. »Alles in Ordnung«, sagte sie, als sie in die Küche zurückkehrte. »Anscheinend macht er ein Nickerchen im Vorgarten.«
»Wir müssen dieses Horn finden«, sagte ich. »Das hat oberste Priorität, denn wenn die Dämonen - oder auch nur ein Vampir oder abtrünniger Krypto - das Ding in die Finger bekommen, sind wir am Ende. Also blasen wir wohl als Erstes zur Pixie-Jagd.«
Delilah nickte, den Mund voll Pfannkuchen und Honig.
»Dann gehen wir zu dem Teppichgeschäft und schauen uns diese Dschinniya an, die versucht hat, etwas über Menolly zu erfahren.« Ich kritzelte eine weitere Notiz auf meine Liste. »Währenddessen überlegen wir scharf, wo das dritte Geistsiegel versteckt sein könnte. Apropos versteckt: Höchste Zeit, es noch mal bei Morio zu versuchen.«
Ich griff zum Telefon und wählte seine Nummer. Es klingelte sieben Mal, ehe der Anrufbeantworter ansprang. Ich hinterließ eine knappe Nachricht und versuchte es dann auf seinem Handy. Auch da ging er nicht ran. Angst kribbelte in meiner Magen-grube.
»Ich mache mir Sorgen. Morio hätte sich gestern Abend bei mir melden sollen. Er wollte eigentlich hier übernachten, aber er ist nicht gekommen. Und ich kann ihn immer noch nicht erreichen.« Ich hängte auf, doch das Telefon klingelte beinahe sofort. Ich warf einen Blick auf die angezeigte Rufnummer und riss den Hörer von der Wandhalterung. »Morio! Wo zum Teufel steckst du?«
Seine glatte, seidige Stimme drang an mein Ohr. »Mir geht es gut. Es tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe, aber mein Handy hatte keinen Empfang so weit draußen.«
»Was ist denn los? Warum bist du gestern Abend nicht gekommen?«
»Mein Auto hatte einen Platten, und als ich letztes Mal den Kofferraum ausgeräumt habe, habe ich vergessen, den Ersatzreifen wieder reinzulegen. Es hat eine Weile gedauert, bis mich jemand zur nächsten Tankstelle mitgenommen hat und ich den Pannendienst rufen konnte. Als ich endlich zu Hause war, habe ich vor lauter Müdigkeit alles andere vergessen.« Er klang etwas abwesend. »Außerdem musste ich noch ein paar Nachforschungen anstellen. Ich habe bei dir angerufen, aber euer Anrufbeantworter ist nicht drangegangen.«
Elektronische Geräte spielten in unserem Haus oft verrückt; im vergangenen Jahr waren uns schon zwei Mikrowellen und drei Telefone kaputtgegangen. Musste wohl irgendwie mit der vielen unkontrollierten Energie zu tun haben, vermuteten wir. Aber das Haus war alt, also waren die Elektroinstallationen vielleicht nicht mehr in Ordnung.
»Nachforschungen? Was ist denn los?« Irgendetwas hing in seiner Stimme wie eine Gewitterwolke, die gleich ihre Schleusen öffnen würde. »Was ist passiert?«
»Ich habe mit Großmutter Kojote gesprochen, und sie hat mir von einem seltsamen Mann erzählt, den sie in ihrer Kristallkugel gesehen hat. Einen Mann, der behauptet, Visionen von der Zukunft zu haben, und laut den Weltuntergang verkündet, wenn die Dämonen durchbrechen und uns überrennen. Sie hat mir gesagt, wo er zu finden ist, und ich habe ihm in Fuchsgestalt einen Besuch abgestattet. Mit Menschen spricht er nicht, aber mit Tieren schon.«
Na toll, ein hellsichtiger Dr. Doolittle. »Was hat er dir gesagt?«
»Er träumt seit etwa einem Jahr von einer Feuerwalze, die von einem schillernden, schrecklichen Dämon über das Land getrieben wird. In seinen Träumen werden Millionen Menschen abgeschlachtet und weitere Millionen in die Sklaverei gezwungen und als Nahrungsvorrat und zur Zucht benutzt. Er hat Atombomben hochgehen sehen, als Versuch, die Dämonenhorden abzuwehren.«
Mein Mund war schlagartig trocken. »Was hast du ihm gesagt?«
»Nichts. Ich war nur als Fuchs bei ihm. Bisher. Aber da ist noch etwas - er hat mir von einem Edelstein erzählt, den er gesehen hat. Tatsächlich gesehen, nicht im Traum oder in einer Vision. Er beschreibt ihn als schimmernden Amethyst, in dem Feenlichter glitzern, und gefasst ist er in einen silbernen Anhänger.« Morio zögerte. »Ich glaube, er hat das dritte Geistsiegel gesehen.«
»Scheiße«, sagte
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