Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
irgendetwas anderes - vermutlich Kobolde oder Ukkadins. Ich kann mich gerade nicht genau daran erinnern, aber sie waren eine gutaussehende Familie. Jedenfalls hat Greta mich zu ihrer Oma Buski mitgenommen, einem Hausgeist von ungewöhnlicher Schönheit, und das noch in ihrem Alter.«
    Iris hielt inne, um einen Schluck Saft zu trinken, und fuhr dann fort: »Ich erinnere mich, dass sie ein leuchtend rotes und blaues Trachtenkleid trug, das jede Rundung betonte. Aber Oma Buski war außerdem eine boshafte alte Frau. Sie war ein reiner Brownie und hatte in die Familie Buski eingeheiratet. Also, Brownies stellt man sich doch immer so vor: Sie sind hilfreich und fröhlich, treiben manchmal Schabernack, sind aber nie richtig bösartig, nicht wahr?«
    Delilah und ich nickten sprachlos. Iris war in voller Fahrt, und wenn ihr einmal danach war, über die »alten Zeiten« zu sprechen, hörten wir begeistert zu. Sie war eine geborene Erzählerin. »Tja, dann könnt ihr euch ja ausmalen, wie entsetzt ich war -
    Greta hat mich ihr vorgestellt, und diese verbitterte alte Hexe hat mich so fest in die Wange gekniffen, dass ich in Tränen ausgebrochen bin. Sie hat sich vorgebeugt, mir ihren nach Talg stinkenden Atem ins Gesicht geblasen und mich eine Dreckfresserin genannt - das war damals unter den Haus- und Hofgeistern in den Nordlanden eine furchtbare Beleidigung. Und dann hatte die alte Krähe auch noch den Nerv, die eheliche Treue meiner Mutter in Zweifel zu ziehen.«
    »Und was hast du gemacht?«, fragte Delilah mit großen Augen. Ich unterdrückte ein Lächeln. Iris bei uns zu haben war ein bisschen so, als wäre unsere Mutter wieder unter uns allen.
    »Na, ich habe ausgeholt und ihr eine geklebt. Und sie verflucht und ihr gesagt, dass ich hoffe, ein Wolf möge sie verschlingen, aber vermutlich würde er sie wieder ausspucken, weil sie so alt und zäh und vertrocknet sei.« Iris gluckste und verdrehte die Augen gen Himmel.
    Delilah kicherte. »Dafür hast du bestimmt Arger bekommen.«
    Iris nickte. »Das kannst du aber glauben. Als ich nach Hause kam, hatte sich die Geschichte schon zu meinen Eltern herumgesprochen. Mein Vater hat mich drei Wochen lang im Stall arbeiten lassen. Und meine Mutter hat mich gezwungen, Oma Buski meine Lieblingshenne als Entschuldigung zu bringen. Das habe ich nie jemandem erzählt, aber auf dem Weg dorthin habe ich Kirka im Wald freigelassen und von einem nahen Hof eine andere Henne gestohlen. Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, meine süße kleine Henne einem so gemeinen alten Weib zu geben.«
    Iris streckte mir ihre Teetasse hin. Ich schenkte uns allen aus der Porzellankanne nach.
    Der duftende Pfefferminzdampf wirkte beruhigend auf mich.
    »Henrys Mutter ist eine größere Ausgabe von Oma Buski«, erklärte Iris. »Nur dass sie eher wie Whistlers Mutter auf seinem Arrangement in Grau und Schwarz aussieht und eine Stimme hat wie Oskar, der Griesgram. Deshalb ist der arme Mann bis heute unverheiratet. Er hat mir erzählt, dass er einmal verlobt war, aber Mrs. Jeffries seine Verlobte vergrault hat. Und sie erfreut sich bester Gesundheit - ihr Arzt erwartet, dass sie weit über neunzig wird.«
    »Kein Wunder, dass Henry so viel Zeit im Laden verbringt«, sagte ich. Auf einmal hatte ich ein sehr viel deutlicheres Bild von seinem Leben.
    »Es gibt einen weiteren Grund, weshalb ich mich nicht mit ihm zusammentun will. Er hat nicht nur eine Teufelin zur Mutter, er ist obendrein viel zu alt. Ich will Kinder, und er ist etwa vierundsechzig. Damit ist er in reinen Jahren zwar jünger als ich, aber biologisch gesehen dem Ende schon wesentlich näher. Ich würde niemals Kinder von einem Menschen bekommen wollen, schon gar nicht von einem, der so alt ist wie er.
    Sie hätten ja keine Chance, ihn richtig kennenzulernen, bevor er stirbt.«
    Delilah rülpste leise und hielt sich die Finger vor den Mund. Sie erschauerte, und ich wusste, woran sie dachte: Eines Tages könnte sie vor demselben Dilemma stehen, wenn sie mit Chase zusammenblieb. Demselben Dilemma wie Vater, als er unsere Mutter geheiratet hatte.
    Ich beschloss, dieser Landmine von einer Diskussion für den Moment lieber auszuweichen, und wandte mich wieder Iris zu.
    »Du meinst also, Henry würde gern im Indigo Crescent arbeiten?«
    Iris nickte. »Ich glaube, er wäre froh, sich nützlich zu machen. Er ist ein brillanter Mann, wenn auch etwas verschroben, und das Rentnerdasein bekommt ihm nicht sonderlich gut.«
    »Ruf ihn doch heute an, falls er

Weitere Kostenlose Bücher