Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
er die Finger um mein Handgelenk geschlungen.
»Camille ...« Eine Warnung. Ich hörte sie sehr deutlich.
Bei Trillian oder Morio hätte ich mir nichts dabei gedacht, mich kopfüber ins Getümmel zu stürzen. Andererseits würden weder Trillian noch Morio mir einfach einen Klaps auf den Po versetzen, außer ich wollte das so. Sie wussten, dass das unklug wäre.
Ich blickte in Smokys Gesicht auf. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um zurückzurudern.
Schleunigst. Der alte Gorilla-Witz funktionierte auch mit Drachen. Wohin lässt man einen vierhundert Kilo schweren Gorilla laufen? Wohin er will.
Was tut man, wenn einem ein zwei Tonnen schwerer Drache den Po versohlt? Man sagt hübsch »Dankeschön«.
Aber ich konnte mal wieder nicht anders. »Warum zum Kuckuck hast du mir so auf den Hintern gehauen? Das war nun wirklich kein zärtliches Tätscheln. Stehst du auf Spanking? Ich nämlich nicht. Na ja ... jedenfalls normalerweise.« Ich wartete angespannt, doch er lachte nur.
»Das war lediglich eine kleine Erinnerung. Fürs Erste bist du meine Gefährtin und solltest dich auch entsprechend benehmen. Vergiss das nicht. Jetzt zieh dich an, dann mache ich dir etwas zu essen. Du findest die erforderlichen ... Einrichtungen ... hinter dem Wandschirm«, fügte er hinzu und zog ein langes, weißes Gewand an, das ich noch nie an ihm gesehen hatte.
Oje. Ich öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Es war besser, jetzt nicht darauf herumzureiten. Vielleicht sollte ich abwarten, bis ich wieder zu Hause war, und ihn dann daran erinnern, dass die guten Manieren im Allgemeinen nicht vorsahen, seiner Gefährtin einen Klaps auf den Hintern zu geben, außer man stand auf Sado-Maso-Spielchen. Als ich so darüber nachdachte, kam ich zu der Vermutung, dass er tatsächlich auf so etwas stand. Ja, sobald ich durch dieses Portal wieder draußen war, konnte ich sagen, was immer ich wollte, aber bis dahin ... Wenn ich ihn verärgerte, würde er mich womöglich nicht wieder gehen lassen.
Er räusperte sich und flüsterte: »Flechten.« Im selben Moment teilte sich sein Haar in drei Stränge, die sich von selbst zu dem langen Zopf flochten, den er üblicherweise trug.
»Mann, deine Haare können eine ganze Menge, was?«, bemerkte ich gedankenlos.
Er zuckte gelassen mit den Schultern. »Das ist recht praktisch. Wenn wir einmal mehr Zeit haben, darfst du mir das Haar bürsten.«
Aus irgendeinem Grund wurde ich plötzlich schüchtern. »Das wäre schön.«
»Sagen wir einfach, dass mein Haar ein sehr lebendiger Teil von mir ist. Weder ich noch mein Haar erlauben anderen, es zu berühren. Mit sehr seltenen Ausnahmen«, sagte er, und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht. Noch ehe er den Satz beendet hatte, waren die Strähnen mit ihrer Arbeit fertig und hingen gerade und fest geflochten herab. Smoky verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Als ich ihm so nachschaute, kam mir der Gedanke, dass die Wirklichkeit zwar meine Tagträume über Vom Drachen vernascht übertroffen hatte, ich aber überhaupt nicht an unseren Umgang außerhalb des Schlafzimmers gedacht hatte. Vage beunruhigt sammelte ich meine Klamotten ein und warf sie aufs Bett.
Ich lugte um den Wandschirm herum. Da war eine marmorne Badewanne, aber keinerlei Anzeichen für fließend Wasser.
Eine Toilette war über einem geruchlosen Loch im Boden aufgestellt. Der Sitz war makellos sauber und kunstvoll aus polierter Eiche geschnitzt. Eine Schüssel und ein passender Waschkrug standen auf einem Tischchen. Das Wasser in dem Krug duftete nach Rosen, und weiche, frische Handtücher lagen säuberlich gefaltet neben einem Stück Glycerinseife.
Zumindest war er ein sehr guter Gastgeber. Da ich keine Möglichkeit fand, die Badewanne zu füllen, stellte ich mich schließlich hinein und wusch mich mit einem Waschlappen und Seife.
Als ich aus der Nische hinter dem Wandschirm trat, fand ich die Reisetasche mit meiner anderen Kleidung auf dem Bett. Ich schüttelte ein langes Samtkleid aus, tief ausgeschnitten und schwarz wie die Nacht. Ich schlüpfte in ein frisches Höschen und den stärksten Push-up-BH von Victoria's Secret, den ich hatte finden können, und dann in das Kleid. Zuletzt schloss ich die Schnallen an meinen Stiefeletten, ehe ich vorsichtig aus dem Schlafzimmer lugte.
Smoky wartete im Wohnzimmer auf mich. Er musterte mich von Kopf bis Fuß und stieß leise den Atem aus. »Camil-le ...« Er zog mich an sich und küsste mich zart auf den Mund. »Du
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