Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
meinen Knochen, meinem Mark, meiner Haut.«
Ich wusste nicht recht, was das bedeutete - Zahlen waren magisch, aber ich hatte keine Ahnung, wie Drachen sie genau auslegten -, doch es war offenkundig sehr bedeutsam. Smoky war nicht einfach irgendein Drache. »Was für Schlachten hat dein Vater geschlagen? Und wozu sollte ein Drache einen Schild brauchen?«
»Mein Vater hat in mehreren Schlachten gekämpft«, antwortete er und beugte sich an mir vorbei, um den Lapislázuli beinahe zu streicheln. »Aber keine davon war so katastrophal wie die eine Schlacht, in die mein Großvater gezogen ist. Und warum wir einen Schild brauchen ... Es ist vorgekommen, dass meine Familie neben Menschen auf dem Schlachtfeld stand. Beengte Verhältnisse zwingen uns, unsere natürliche Gestalt aufzugeben, daher brauchen wir den Schild. Das Leder, mit dem das Metall unterhalb des Steins bezogen ist, besteht aus der Haut desjenigen, der meine Abstammungslinie begründet hat. Der Lapislázuli stammt von den Wänden der ersten Dreyrie, die meine Vorfahren gebaut haben.«
»Dreyrie?«
»Höhle ... Nest.«
Ich stand vollkommen still und starrte den Schild an. So vieles über Smoky würde ich vermutlich nie erfahren. Er würde mich und meine Schwestern um ein Vielfaches überleben. Ich war nur ein Augenblick in seinem Leben.
»In welchem Krieg hat dein Großvater gekämpft?«
Er schloss die Augen und sagte, als rezitiere er ein Gedicht: »Mein Großvater kämpfte an der Seite des Herrn des Eises und der Männer des Nordens gegen die Feuerriesen, die Loki mit seinem Wolfskind in die Schlacht führte. Der Frost trieb die Riesen in die Tiefe zurück und befreite die Nordlande von ihrem Grauen. Dann bedeckten die Schamanen die Welt mit einer großen Eisschicht, um sie im Zaum zu halten. Als die Eiszeit vorüber war, hatten die Riesen den Kampf vergessen und verbreiteten anderswo Angst und Schrecken.«
»Das war vor der Spaltung?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.
»Lange davor. Damals hatten wir kaum Umgang mit oder Kenntnis von den Feen. Die Nordlande sind ein harsches Reich, und nur eure Schneekönigin und ihr Hof konnten dort Zuflucht suchen.«
Betrübt dachte ich, dass Smoky womöglich bald selbst eine große Schlacht wie die seines Großvaters erleben würde. Falls Schattenschwinge die Grenzen durchbrechen sollte, würde es den Krieg aller Kriege geben. Smoky musste meine Stimmung gespürt haben, denn er wirbelte mich zu sich herum.
»Genug von Krieg und Schlachten und Tod. Küss mich, Camille.«
Zitternd stellte ich mich auf die Zehenspitzen und schlang ihm die Arme um den Hals.
Er umfing meine Taille und hob mich hoch, so dass wir einander gerade in die Augen sehen konnten. Ich schlang die Beine um seine Taille.
Während ich in sein Gesicht blickte, rollten Zeitalter an mir vorbei. Seine Züge verharrten in ewiger Jugend, und seine Haut war so glatt wie meine, doch seine Augen ... Dies waren die Augen eines Gottes, eines, der beinahe unsterblich ist - die Augen eines Drachen. Er sah mir forschend ins Gesicht, und ich beugte mich in brennendem Verlangen vor. Noch nie hatte ich jemanden oder etwas so sehr gewollt.
Kalte Funken sprühten zwischen uns auf, als er mir zärtlich in die Lippe biss und mit seinen makellosen Zähnen daran knabberte. Sacht verlangte seine Zunge Einlass, und ich teilte leicht die Lippen, nur so weit, dass er sie selbst weiter öffnen konnte. Seine Arme hielten mich so fest an sich gepresst, dass ich kaum mehr sagen konnte, wo er aufhörte und ich begann.
Nun zitterte ich wirklich und konnte nur noch die Augen schließen, als eine so finstere Woge der Leidenschaft über mich hereinbrach, wie ich sie mir nicht einmal hätte vorstellen können. Ich verlor mich in seinem Kuss, wurde in die Tiefe gerissen, von der wilden Strömung erfasst und unter das Eis gezogen, das in seiner Aura trieb. Er drehte sich mit mir, ohne den Kuss zu unterbrechen, in einem so alten Tanz, dass die Mondmutter selbst seiner Entstehung zugesehen haben musste.
Wie in einem Traum fanden sich bruchstückhafte Bilder zusammen, während ich mich unserer Begegnung hingab. Seine Lippen erkundeten meinen Hals, meine Schultern, wanderten über mein Gesicht und meine Brust hinab, und mein Bustier flog davon. Ob er es aufgeschnürt oder ich es schlicht weggewünscht hatte, meine Brüste waren jedenfalls davon befreit. Mit Daumen und Zeigefinger liebkoste er meine Brustwarze, schmiegte die Handfläche an die Brust und drückte
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