Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Lethesanar scharten.
Langsam kehrte ich zu meinem Jeep zurück und ging die Unterhaltung immer wieder durch. Chase war verschwunden. Chase vögelte gern in der Gegend herum. Chase hatte mich belogen, hatte sie belogen, hatte in der Vergangenheit schon oft gelogen, was Frauen anging.
In gewisser Weise fühlte ich mich sogar besser, weil ich nicht das einzige Opfer war.
Wenn er nur von Anfang an eine offene Beziehung hätte akzeptieren können, wäre das vielleicht gar nicht passiert. Aber das konnte er nicht - jedenfalls konnte er einer Frau diese Offenheit nicht zugestehen. Al mählich begriff ich. Chase wollte seine Freiheit, ertrug es aber nicht, wenn jemand anders es genauso machte. Was bedeutete das nun für uns? Mich? Ihn?
Erika hatte behauptet, sie werde abreisen, und ich glaubte ihr. Jetzt wurde mir klar, dass sie nicht der Feind war. Nein, im Grunde gab es gar keinen Feind... nur eine große Leere, ein Loch, wo einmal meine Fähigkeit gewesen war, einem Mann zu vertrauen, der behauptete, mich zu lieben. Einem Mann, mit dem ich die Leidenschaft, die Liebe und meine menschlichen emotionalen Wurzeln entdeckt hatte.
Was sollte ich denn jetzt tun? Ihm den Rücken zukehren? Ihn nie wiedersehen? Aber das ging nicht. Wir brauchten ihn wegen seines Jobs, wegen unseres Dämonenproblems.
Konnten wir uns so weit zurücknehmen, dass wir es schafften, nur Freunde zu sein und kein Paar mehr? Je länger ich darüber nachdachte, desto besser erschien mir diese Idee.
Zumindest, bis wir uns über alles im Klaren waren.
Ich fragte mich, wo zum Teufel er stecken mochte. Als ich den Heimweg einschlug, beschloss ich, wichtige Entscheidungen über unsere Beziehung aufzuschieben, bis wir miteinander gesprochen hatten.
Als ich in die Auffahrt einbog, überkam mich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Ich parkte den Jeep außer Sichtweite des Hauses, nur für alle Fälle, und schlich mich seitlich durch den Wald an das Haus heran. Ich eilte die Hintertreppe hoch, blieb stehen und starrte die Tür zur hinteren Veranda an. Sie war aus den Angeln gerissen worden.
Scheiße!
Ich rannte nach drinnen und trat den umgekippten Wäschekorb aus dem Weg. In der Küche herrschte das reinste Chaos, überall zerbrochenes Geschirr und verschüttete Lebensmittel. Ein rascher Blick zeigte mir, dass der Eingang zu Menollys Unterschlupf noch verschlossen war; mit etwas Glück hatte der Eindringling ihn nicht gefunden.
Aber Iris - und Maggie? Ich wirbelte herum und entdeckte Maggies Laufstall. Er war in Fetzen gerissen worden.
Ich unterdrückte einen Aufschrei und lief weiter ins Wohnzimmer, das ebenfalls auf den Kopf gestellt worden war. Ein seltsamer Duft stieg mir in die Nase, und ich zuckte zusammen. Es roch beinahe überwältigend nach überreifen Früchten, Orangen, süßlicher Vanille und Jasmin... oh, verflucht. Zur Hölle.
Das war der Duft des Räksasa. Karvanak war hier gewesen.
Ich sank zu Boden und krümmte mich, während eine Energiewelle nach der anderen mich überrollte. Ich wollte mich verwandeln, davonlaufen und mich irgendwo verstecken, wo es sicher und dunkel war. Während ich gegen den Drang ankämpfte, der an mir fraß wie an einem Junkie, der einen Schuss brauchte, fragte ich mich hilflos, ob Karvanak noch im Haus war - und ob Iris und Maggie noch lebten.
Kapitel 21
Nein, nein, nein... «, wimmerte ich. Wenn ich mich doch nur in das Tigerkätzchen verwandeln und mich in irgendeiner sicheren Ecke verkriechen könnte. Ich wollte nicht diejenige sein, die die Leichen fand. Ich wollte nicht sehen, was Karvanak in unserem Zuhause angerichtet hatte. Wo war Camille? Sie konnte so etwas besser als ich. Warum war sie nicht da? Sie war meine große Schwester, und es war ihre Aufgabe, sich um uns zu kümmern.
Ich wiegte mich auf den Fersen vor und zurück, das Gesicht in den Händen verborgen, und versuchte, die Zerstörung um mich herum zu vergessen. Ich sollte mich inzwischen längst verwandelt haben. Warum übernahm mein Körper nicht wie sonst die Kontrolle und zwang mich, das zu tun, was ich im Grunde wollte? Jahrelang war diese unfreiwillige, nicht beherrschbare Verwandlung meine Zuflucht vor Angst und Zorn gewesen, eine Befreiung von Streit und Ärger. Wo war sie jetzt, da ich sie wirklich brauchte?
Gleich darauf begriff ich, dass sie nicht kommen würde. Erleichtert und zerknirscht zugleich blickte ich mich um. Der Drang zur Verwandlung hatte sich auf ein erträgliches Maß abgeschwächt. Einen Augenblick
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