Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
sehr hübsch. Du sollst auffallen, Kätzchen, und du sollst in ein bestimmtes Schema passen. Das Fangzabula ist ein Treffpunkt für Vampire, die sich menschliche Haustiere und Bluthuren halten. Wenn ich da mit einer Frau in Jeans und Feinripp-Unterhemd auftauche, werden die Leute uns von Anfang an misstrauen, weil sie es gewohnt sind, dass ihre Kundschaft ein bisschen... schmierig aussieht. Ich kann nur hoffen, dass mich niemand erkennt. Meine Arbeit mit Wade würde mich verdächtig machen.«
»Ich trage keine Feinripp-Unterhemden«, erklärte ich und schlüpfte aus meinen Sachen.
»Ich trage Muskelshirts. Tanktops, okay?«
»Wie zum Teufel du sie nennst, ist mir egal.« Sie deutete auf meinen BH und das Höschen. »Die auch. Du hast nicht Camilles Oberweite, also kannst du auf einen BH verzichten. Und man sollte auch keinen Slipumriss sehen. Egal, was man in der engen Hose vielleicht sonst noch alles sieht. Es darf nur nichts sein, was auch nur annähernd normal wirkt.«
»Wenn du mit mir fertig bist, wird normal nichts mehr mit mir zu tun haben.«
Ich quälte mich in die hautenge Hose und hielt den Atem an, als ich sie über die Hüfte zog und die Naht in meinem Schritt verschwand.
Der Stoff kratzte, und ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass der Stretchstoff aller Welt eine wahre Peepshow bot. Man konnte deutlich meine Lippen erkennen, und zwar nicht die, auf die ich Lipgloss auftrug.
Ich versuchte, den Schritt ein bisschen herunterzuziehen, aber der Stoff war wie angewachsen. Schließlich gab ich es auf, zog mir das Top über den Kopf und verknotete die Bänder im Nacken. Der Saum hing etwa fünfzehn Zentimeter über meinem Bauchnabel, und meine Mitte war mit langen Fransen bedeckt, die kitzelten. Sie verlockten mich dazu, mich in das Tigerkätzchen zu verwandeln, denn es wäre ein Heidenspaß gewesen, nach den Fransenquasten zu schlagen.
Aber diesen Gedanken unterdrückte ich hastig.
Menolly reichte mir die Stiefel, und ich schlüpfte hinein und zog die Reißverschlüsse hoch. Dann drehte ich mich vor ihr im Kreis und kam mir unsäglich lächerlich vor.
Sie nickte. »Gut... jetzt brauchst du noch ein Halsband. Schwarze Spitze, mit einer Schleife zugebunden. Wenn du kein Spitzenhalsband hast, frag Camille.«
»Ach, um Himmels willen, gibt es da vielleicht auch noch eine Kleiderordnung?«
Ich wühlte in meiner Kommode herum, bis ich einen schmalen Chiffonschal fand. Er war schwarz und schlicht, aber sehr dünn.
Menolly war damit zufrieden.
»Ja, gibt es, wenn auch ungeschrieben.« Sie band mir den Schal so um, dass die Schleife in meinem Nacken saß. »So, das ist der Code für ein Bi-Vieh. Wenn die Schleife vorn säße, würde kein Vampir - oder sonst jemand im Fangzabula - sich an dich herantrauen, denn Schleife vorn bedeutet, dass du mir gehörst, Finger weg. Links - ich lasse dich nur mit Mädchen spielen. Rechts - nur Jungs.
Wenn die Schleife nach hinten zeigt, kann jeder um Erlaubnis fragen.«
Ich blinzelte erstaunt. Hatte ich bisher hinter dem Mond gelebt? »Woher zum Teufel weißt du das alles?«
»Ich komme eben viel rum«, sagte sie, zog die Augenbraue hoch und grinste frech. »Denk daran, dieser Code gilt nur innerhalb einer Subkultur - bei den Vampiren.« Menolly bedeutete mir, mich zu setzen, und griff nach meinem Schminkbeutel. »Du wirst feststellen, dass Besitz und Dominanz in jedem Subkult anders symbolisiert werden.«
Sie ging die Tiegel und Stifte durch. Ich hatte so viel von Camilles abgelegtem Make-up, dass es für Jahre reichen würde. »Schauen wir doch mal, was wir da haben - oh! Das ist gut.«
Wenig später trug ich glitzernd roten Lippenstift und äußerst gewagten, hellgrünen Lidschatten. Nachdem sie noch meine Augen mit schillerndem Eyeliner in Samtgrün umrandet hatte, staubte sie mich mit reichlich Puder ein, um mich blasser wirken zu lassen. »Du darfst nicht allzu gesund aussehen, wenn ich regelmäßig von dir getrunken haben soll.« Sie trat zurück. »Ich glaube, wir sind fertig.«
Ich starrte mich blinzelnd im Spiegel an. »Ah... bitte erschieß mich auf der Stelle. Ich sehe aus wie eine Drag Queen! Also, wie lautet unsere Geschichte?«, fragte ich und folgte ihr nach unten.
»Wir haben uns in einem Lesbenclub kennengelernt. Falls jemand nachfragt, sagst du, es war das Sapphic Blue. Ich habe dich aufgegabelt, mit nach Hause genommen und zu meiner Mahlzeit gemacht. Du hast es so sehr genossen, dass du mehr wolltest.«
»Jetzt bin ich also eine Lesbe? Von
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