Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
einen der Balken. Roz war zwei Fingerbreit kleiner als ich, und Camille und Vanzir reichten nicht an uns heran.
»Achtung«, rief ich zurück. »Tiefhängende Balken - seid vorsichtig.« Als ich mich unter dem nächsten Balken durchduckte, streiften Spinnweben, die vom Holz herabhingen, meine Schultern und kitzelten mich im Nacken. Weil der hängende Staubfänger mich völlig überraschte, schrie ich auf.
»Heilige Scheiße. Spinnen. Was zum Teufel tun die hier? Ich hasse Spinnen.« In Wahrheit stand ich kurz davor, eine ernsthafte Arachnophobie zu entwickeln.
»Was für Netze?«, fragte Camille von hinten.
»Die falsche Sorte«, antwortete ich grimmig. »Haltet die Augen nach Winkelspinnen offen.«
Morio brummte. »Orte wie diesen lieben sie. Aber ich dachte, die meisten Mitglieder des Jägermondclans seien tot.«
Das war der mächtige Clan von Werspinnen, gegen den wir vor einer Weile gekämpft hatten. Wir hatten zwar versucht, sie alle zu erwischen, aber zweifellos waren ein paar von ihnen entkommen, und vermutlich waren sie ziemlich sauer auf uns.
»Das können wir nicht mit Sicherheit wissen. Haltet einfach die Augen offen.«
Wir stiegen weiter in den tiefen Keller hinab, und mehr Stufen kamen in Sicht. Etwa zweieinhalb Meter weiter endete die Treppe an einer Tür. Daneben befand sich eine Nische in der Wand. Ich konnte den Gestank von fauligem Fleisch bis hierher riechen.
Die Nische war von Form und Größe her genau richtig für den Höllenhund, und die dicke Silberkette darin sagte mir, dass das Wesen hier als Wachhund gedient hatte. Die Kette war glatt, die Glieder stark und ungebrochen. Jemand hatte ihn also losgemacht und auf uns gehetzt. Derjenige war ihm auch nicht vorausgegangen, um die Tür am Kopf der Treppe aufzumachen. Ich vermutete, dass Herrchen genauso viel Angst vor seinem Hündchen hatte wie wir vorhin.
Die Tür selbst schien besonders verstärkt worden zu sein. Als ich mich ihr näherte, schlug die Energie nach mir und versetzte mir praktisch eine Ohrfeige. Zum Teufel. In diese Tür war irgendeine schwere Eisenlegierung eingearbeitet - zu viel für uns.
»Mist. Eisen. Ich kann die Tür nicht anfassen. Camille auch nicht. Morio, was ist mit dir?«
Ich blieb auf der untersten Stufe stehen, denn ich wollte nicht weitergehen, ehe wir entschieden hatten, wie wir mit der Tür verfahren würden.
Morio starrte sie an. »Dürfte eigentlich kein Problem für mich sein. Smoky?«
»Das Stück Eisen möchte ich mal sehen, das mich aufhalten kann«, sagte Smoky leise.
Ich starrte ihn einen Moment lang an. »Wir sind aber heute ziemlich selbstsicher, was?«
Er warf mir einen frostigen Blick zu. »Stellst du meine Fähigkeiten in Frage?«
Zeit, so weit wie möglich zurückzurudern. »Nein, nein... ganz und gar nicht.« Er mochte zwar Camilles Ehemann sein, war aber trotzdem sehr wohl in der Lage, kleine - oder auch große - Miezekätzchen zu zerquetschen, und ich wollte seine Geduld nicht auf die Probe stellen. Dieser ganze Nachmittag machte mich wahnsinnig. Ich wandte mich Roz zu.
»Und du?«
»Na ja, ich kann Eisen verdammt noch mal nicht leiden, aber ich werde nicht gleich verbrutzeln. Jetzt jedenfalls nicht«, antwortete Roz. Er schob sich an mir vorbei und beugte sich vor, um das Schloss zu mustern.
Ich wandte mich Vanzir zu, und der schüttelte den Kopf. »Dämonen mögen Eisen. Wir benutzen es für alles Mögliche, zu Hause in den Unterirdischen Reichen. Eisen, Blei, Uran... «
»Was?«, fragte Smoky hastig. »Ihr habt da unten Uran?«
Vanzir zuckte mit den Schultern. »Für manche Dämonen ist es wie eine Droge. Wir stehen mit seiner Energie in Resonanz, obwohl ich sagen muss, dass ich es nicht sonderlich vermisse. Die meisten von uns sind gegen die Gefahren von Uran immun.
Manche Dämonen sind süchtig danach, und es gibt sogar Uran-Elementare - Magier haben es geschafft, sie aus dem Metall zu beschwören.«
Ich blinzelte zweimal. Uran-Elementare? Wunderbar, das war genau das, was uns Erdseits noch fehlte: ein Haufen durchgeknallter Uran-Wesen, die herumrannten und die Leute radioaktiv verseuchten. »Reizend... ganz reizend.«
Roz richtete sich unvermittelt auf. »Ich kann dieses Schloss sprengen.«
»Stürzt dann nicht das Haus über uns zusammen?« Der Tag wurde einfach immer besser.
»Nicht, wenn ich genau die richtige Menge Sprengstoff nehme. Aber ich würde vorschlagen, dass ihr euch abwendet. Es gibt sicher Rauch, und ein paar Splitter könnten herumfliegen.
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