Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
hat sich mal wieder darüber beklagt.«
»Oje.« Ich verdrehte die Augen. Zu Hause hatten wir Dienstboten gehabt, die sich um solche Dinge kümmerten. Allerdings hatte Mutter uns zu Lebzeiten immer kleine Aufgaben im Haushalt übertragen, damit wir lernten, auch allein zurechtzukommen. Mutter hatte nie etwas gegen die bezahlten Haushaltshelfer gehabt, wohl aber gegen nichtsnutzige Faulenzer, wie sie die untätigen Reichen stets bezeichnet hatte. »Man sollte doch meinen, dass ich das irgendwann mal lernen würde, aber ich benutze es eben nicht jeden Tag... «
Sie erhob mahnend den Zeigefinger. »Ja, aber wir haben schon öfter darüber gesprochen.
Ich schlage vor, du raffst dich endlich auf und machst es heute sauber, sonst wird sie das Ding einfach rauswerfen, und du kannst sehen, wo du bleibst, wenn du dich das nächste Mal verwandelst. Zurück zu deinem Territorialverhalten - draußen freundest du dich vielleicht mit anderen Katzen an, aber das Haus ist dein Revier. Ebenso wie Chase dein Revier ist. Erika ist ein Eindringling, und es passt dir nicht, dass sie in dein Gebiet eindringt. Zum Teufel, es wundert mich ehrlich, dass du ihn nicht markiert hast.«
Ich blinzelte. Revier? Das war ein Begriff, mit dem ich viel anfangen konnte. »Habe ich deshalb das Gefühl, dass ich uns mit zweierlei Maß messe? Denn ich habe mit Zach geschlafen und von Chase erwartet, dass er das versteht. Na ja, ich habe im Grunde gar nicht erwartet, dass er Verständnis dafür hat. Ich habe es mir nur gewünscht. Aber bei ihm... «
»Du bist die Königin des Rudels. Dein Gefährte kann nur jemand Neues mit nach Hause bringen, wenn du zuvor dein Einverständnis gibst. Chase hat dir dieses Recht vorenthalten. Und vergiss nicht, dass er dich belogen hat. Ich wusste doch, dass man diesem Johnson nicht trauen kann - schon von Anfang an, als er noch mir an die Wäsche wollte.« Sie machte schmale Augen. »Möchtest du, dass Menolly und ich uns mal ein bisschen mit ihm unterhalten?«
Ich fuhr zusammen. Wenn Menolly Chase zu dieser Unterredung einbestellte, würde er bei lebendigem Leib gehäutet und gut durchgebraten wieder nach Hause gehen. Da war ich ganz sicher.
Menolly hatte immer noch einen übertriebenen Beschützerinstinkt, was mich anging. Camille hatte ihre Naive-kleine-Delilah-Nummer fast abgelegt, seit ich den beiden vor ein paar Monaten deswegen ordentlich die Meinung gesagt hatte. Sie hielt sich zurück und ließ mich meine Kämpfe selbst austragen, wenn es um die Liebe und das Leben im Al gemeinen ging. Im Augenblick war ich nicht sicher, ob mir das besser gefiel, als verwöhnt und behütet zu werden. Es war schon angenehm, wenn einem jemand die harten Knüffe und Püffe des Lebens ein wenig abpolsterte.
»Nein! Ich meine, noch nicht. Lass mir ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Menolly hat gleich gesagt, meine Beziehung zu Chase würde auf Dauer nicht funktionieren, und damals habe ich mich gefragt, warum. Aber ich bezweifle, dass sie diese Wendung vorhergesehen hätte.« Im Gegenteil, sie hatte höchstwahrscheinlich damit gerechnet, dass ich mit einer ausschließlichen Beziehung auf Dauer unglücklich sein würde.
Camille seufzte und ließ sich zurücksinken. Sie schloss die Augen. »Verdammt, meine Hand tut immer noch weh. Diese Höllenhunde sind wirklich Mistviecher. Aber zumindest wissen wir jetzt, worauf wir achten müssen, falls wir irgendwann wieder einem begegnen sollten.«
Sie sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Hör mal, Kätzchen. Lass dich von Chase nicht aus der Bahn werfen. Du bist schön, du bist leidenschaftlich, du hast alles, was sich ein Mann nur wünschen könnte. Entweder ist er charakterlich ein Arschloch, oder er hat gewaltigen Mist gebaut, weil er mit dem Schwanz statt mit dem Herzen gedacht hat. Wir wissen doch beide, dass bei Männern sämtliches Blut gen Süden strömt, wenn sie ein hübsches Gesicht und einen attraktiven Körper sehen. Ob das in seinem Charakter liegt oder er einen Fehler gemacht hat, wissen wir noch nicht -aber du musst entscheiden, was du akzeptieren kannst.«
»Da hast du wohl recht«, sagte ich und ließ mir das alles durch den Kopf gehen. »Meinst du, Chase und ich sollten mal eine Auszeit einlegen, um in Ruhe nachzudenken?«
»Tja, wir müssen weiterhin mit ihm zusammenarbeiten, also bleibt euch beiden nichts anderes übrig, als höflich miteinander umzugehen.« Sie lächelte. »Wenn du meine ehrliche Meinung hören willst: Ich finde, du solltest jetzt mehr Zeit
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