Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
mit jemandem verbringen, der eher deiner Art entspricht, wenn du verstehst, was ich meine. Vielleicht stellst du dann fest, dass eine Beziehung mit einem VBM nicht das Richtige für dich ist. Oder du erkennst, dass du Chase wirklich liebst - dann werdet ihr eine Möglichkeit finden müssen, mit dem umzugehen, was heute passiert ist. Komme, was da wolle, du bist es dir und auch ihm schuldig, beiden Seiten deines Wesens eine Chance zu geben. Ein sehr bereitwilliger und umwerfend gutaussehender Mann wartet in den Kulissen auf dich, wie du weißt.«
Sie sprach von Zachary. Zachary Lyonnesse, der unmissverständlich klargemacht hatte, dass er mich immer noch begehrte. Es kribbelte in meinem Bauch. Sol te ich es riskieren, einen Keil zwischen mich und Chase zu treiben? Oder war er schon da, der Schaden bereits angerichtet? Würde ich mich mit Zachary besser verstehen? Würde zwischen uns eine Bindung auf einer Ebene entstehen, auf der Chase und ich uns nie hätten finden können - auf der Wer-Ebene, obwohl sein Rudel mich wegen meiner gemischten Abstammung nicht als echtes Werwesen betrachtete? Ich ging zur Küche.
»Wo willst du hin?« Camille zog sich die Decke zurecht und schloss schläfrig die Augen.
»Ich will telefonieren«, antwortete ich. Sie hatte recht. Es war an der Zeit, Alternativen auszuprobieren.
Kapitel 9
Zachary klang überrascht, mich zu hören. Doch als ich ihn fragte, ob er am Sonntagabend mit mir essen gehen wollte, war er sofort dabei.
»Was ist mit Chase? Hat er nichts dagegen?«, fragte er.
Ich starrte den Hörer an und überlegte, was ich dazu sagen sollte. »Chase und ich verstehen uns gerade nicht so gut.« Ich hatte Zach eigentlich gar nicht erzählen wollen, was vorgefallen war, aber ehe ich mich versah, hatte ich ihm die ganze grässliche Szene geschildert.
Zach stieß einen leisen Pfiff aus. »Da hat er ja gewaltigen Mist gebaut. "Was an alledem macht dir denn am meisten zu schaffen?«
Nicht einmal Camille hatte mich das gefragt. Ich überlegte einen Moment. »Die Lügen, glaube ich. Die Täuschungsmanöver. Die Heimlichtuerei. Ich kann hinterhältige Leute nicht leiden. Sie kotzen mich an, schon immer. Als ich noch klein war, hat K'sander - ein Junge an der Schule, in die ich ging, ehe meine Mutter mich da herausnahm und zu Hause unterrichtete - sich mit mir angefreundet und mich dann übel hereingelegt. Er hat herausgefunden, dass ich Angst vor Wasser hatte. Das hat er den anderen Kindern verraten, und die haben mich dann in den Teich hinter dem Palast von Y'Elestrial geworfen.«
»Warum zum Teufel haben sie das gemacht? Kinder können solche kleinen Biester sein«, sagte Zach mit leisem Knurren.
»Wir wurden immer gemobbt, weil wir zur Hälfte menschlich sind. Glaub mir - unsere Eltern haben uns sehr geliebt, aber außerhalb des Hauses hatten wir nicht viele Freunde.
Deshalb stehen wir drei uns für Schwestern ungewöhnlich nahe. Jedenfalls konnte ich damals nicht schwimmen und wäre beinahe ertrunken.«
Ich schloss die Augen und dachte an jenen Nachmittag zurück. Wasser hatte ich vorher schon nicht gemocht, doch seit damals hasste ich es, auch nur nass zu werden. Die tägliche Dusche - oder ganz selten einmal ein Bad - war die Grenze jeglichen nassen Vergnügens für mich. Regen ging noch, aber auch den mochte ich nicht besonders.
»Was ist dann passiert?«, fragte Zach. »Wie bist du da herausgekommen?«
»Camille hat mich gerettet. Verstehst du, schon vor Mutters Tod hat Camille sich immer um uns gekümmert. Sie ist mir oft von der Schule nach Hause gefolgt, um sicherzugehen, dass mir nichts passiert. K'sander hat hoch und heilig geschworen, dass er nichts damit zu tun gehabt hätte, aber die Wahrheit kam schließlich doch ans Licht. Seine Eltern haben ihn nicht einmal dafür bestraft. Die Lügerei war noch schlimmer, als von den anderen Kindern in den Teich geworfen zu werden.«
»Süße, du verdienst wirklich etwas Besseres. Ich hole dich am Sonntagabend um sieben ab. Wir gehen ins Keg Steakhouse. Wie wäre es danach mit einem Spaziergang durch den Wald hinter eurem Haus?«
»Abgemacht«, sagte ich und legte auf. Innerlich war ich wie verknotet. Ich hatte mich soeben mit Zachary verabredet. Wenn Chase dahinterkam... andererseits hatte Chase kein Recht, etwas dagegen zu sagen. Mit einem geistigen Tritt beförderte ich ihn aus meinen Gedanken. Ich würde meinen Abend mit Zachary genießen, und wenn Chase Gesellschaft haben wollte, konnte er ja seine Erika
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