Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
unserem Umzug in die Erdwelt. Wir waren wesentlich gefährlicher, viel weniger vertrauensselig. Es war schwieriger, uns in eine Falle zu locken oder zu besiegen.
In gewisser Weise lebten wir Erdseits in unserer eigenen Schattenwelt. Der Großteil der Menschheit ahnte nicht einmal, in welcher Gefahr ihre Welt schwebte. Und wir standen an vorderster Front und hatten die Schlacht bisher abgewendet. Das Gefühl, unbekümmert durchs Leben zu gehen, hatten wir verloren, als Menolly verwandelt worden war. Dredge hatte unsere Hoffnungen auf ein normales Leben zerstört.
Und dann, nach der Versetzung in die Erdwelt, waren wir mitten in den Plan der Dämonen hineingeraten, und noch der letzte Rest mädchenhafter Cinderella-Träume hatte sich in Luft aufgelöst. Wir stellten hier die eigentliche Gefahr dar. Eine Gefahr für alle Geschöpfe, die uns aufhalten, sich einmischen oder uns schaden wollten. Ich straffte die Schultern und atmete langsam und tief durch.
»Ich rieche Wasser«, sagte Iris und deutete nach rechts. »Kannst du es hören?«, fragte sie mich. »Dein Gehör ist besser als meins.«
Ich lauschte, und Camille ebenfalls. Da, schwach, aber eindeutig - das Geräusch von Wasser, das an ein Ufer plätscherte. »Ja«, sagte ich. »Ich weiß nicht, ob es ein Bach oder ein Teich ist, aber ich höre es.«
»Ich rieche es auch«, sagte Camille. »Das ist kein Bach; es riecht nach Seewasser.«
Ich holte zu Iris auf und starrte die wahrhaftige Mauer aus Unterholz an, durch das wir uns würden schlagen müssen. »Kletten und Dornen. Zauberhaft. Sol en wir lieber weitergehen? Vielleicht finden wir ein Stück weiter vorn einen besseren Weg.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe das im Gefühl. Ganz egal, wie weit wir laufen, wir werden uns durch das Dickicht schlagen müssen, um ans Ziel zu gelangen.«
Morio stimmte ihr zu. »Es wird vermutlich nur schlimmer, je tiefer wir in den Wald vordringen. Und wir wollen doch nicht mehr hier sein, wenn es dunkel wird. Ich jedenfalls nicht.« Er warf einen nervösen Blick über die Schulter. »Ein Kampf bei Tag ist eine Sache, aber die Nacht lockt die Untoten hervor, und ich kann sie hier spüren. In diesem Wald wimmelt es von Geistern.«
»Na gut. Dann los«, sagte ich und wandte mich Iris zu. »Ich bin größer, lass mich vorangehen. Morio, bleib bei Camille. Ich mache uns den Weg frei.«
Ich schob mich ins Gestrüpp und schlug mit dem Silberdolch die Dornenranken beiseite.
Iris hielt sich recht gut - in der Lederweste und den Knieschonern konnten sich die Dornen nicht verfangen, aber einige der Ranken waren auf ihrer Augenhöhe, und ich wollte nicht, dass sie durch meine Schuld ein Auge verlor.
Ich blickte über die Schulter zurück. »Smoky, du bildest die Nachhut. Es wäre nicht gut, wenn sich jemand an uns heranschleicht, während wir in einem dichten Dornengestrüpp festhängen.«
Während ich durch die Brombeeren und hüfthohen Farne pflügte, fiel mir auf, dass mich die Wälder Erdseits zwar nervös machten, aber im Vergleich zum Finstrinwyrd immer noch einem Spaziergang in einem gepflegten Park glichen. Camille war es gelungen, meine Ängste vor dem wilden Wald zu besänftigen, aber ich war nicht so dumm, die Gefahren zu vernachlässigen, die uns hier erwarteten. Wir mochten einen Drachen bei uns haben, aber wenn ein Lindwurm kreischend vom Himmellauf uns herabstieß, würde es einen feurigen Kampf geben, bei dem es uns allen an den Kragen gehen konnte, Smoky eingeschlossen.
Ich schob den Dolch durch ein Gestrüpp aus Beerenbüschen, als ich von links das leise Echo eines Singsangs hörte. Irgendwo vor uns sang jemand. Oder... sprach einen Zauber. Ich hielt inne, bedeutete den anderen, leise zu sein, und winkte Camille zu mir heran. Als sie neben mich trat, wies ich mit einem Nicken in die Richtung, aus der ich den Gesang hörte, und flüsterte: »Was ist das? Erkennst du etwas?«
Sie schloss die Augen und lauschte. Ich spürte, wie sie in die Astralebene hinausgriff und versuchte, die fremde Magie zu berühren. Sie musste irgendwie damit in Kontakt gekommen sein, denn sie zuckte plötzlich zusammen und riss die Augen auf. Sie schlug sich die Hand vor den Mund und taumelte rückwärts in Morios Arme, der sie gerade noch auffangen konnte.
Sobald sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, flüsterte sie hektisch: »Wir müssen hier weg. Sofort. Keine Zeit für Fragen. Entweder kehren wir um oder gehen nach rechts weiter.«
Ich war unentschlossen, denn nun waren
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