Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
meiner Hand zu bewegen. Er dehnte sich aus und wurde dabei zu einem dünnen Film. Als er sich um meine Finger wand und über meine Handfläche kroch wie eine Freakshow von einem lebenden Handschuh, stieß ich ein leises Kreischen aus.
    »Schafft es runter von mir, sofort!« Es war mir inzwischen egal, wer oder was mich hören konnte. Visionen von Verdauungsenzymen, die sich bereits auf meiner Haut an die Arbeit machten, verdrängten alles andere aus meinen Gedanken. Ich war zu jung, um vom Blob verschluckt zu werden.
    Zach griff nach meiner Hand, doch Roz schlug seinen Arm beiseite. »Fass es nicht an; lass mich das machen. Hier, halt du die Taschenlampe.«
    Inzwischen hatten sich auch die anderen um uns versammelt, außer Menolly und Vanzir, die schon weit voraus waren. Roz brachte ein Essstäbchen zum Vorschein - wozu um alles in der Welt er ein Essstäbchen mit sich herumtrug, war mir ein Rätsel, im Augenblick aber auch vollkommen egal - und stupste damit den Schleim an. Der bäumte sich zu einer Art bizarren Gummikeule auf und schlug nach dem Holzstäbchen.
    Großartig - ich wurde gerade von einem Rocky-Balboa-Blob verschlungen. Als Nächstes würde der Gallert sich zu einem kleinen Boxhandschuh formen und auf mich einschlagen.
    »Ich habe keine Ahnung, was das ist«, sagte Roz und pikste es wieder mit dem Essstäbchen an. Diesmal stach er ein Loch hinein. Ein Brennen breitete sich auf meiner Handfläche aus, und ich zuckte zusammen.
    »Hör auf! Ich glaube, es sondert irgendwas auf meine Haut ab!«
    Smoky schob sich zu mir durch, beugte sich über meine Hand und flüsterte ein paar leise Worte, die ich nicht verstand. Ein dünner weißer Nebel drang aus seinem Mund und hüllte meine Hand ein. Er erinnerte mich an Iris' Schnee- und Eiszauber. Als der Nebellauf meine Hand traf, zog sich der Schleim sofort zu einer Pfütze auf meiner Handfläche zusammen und gab meine Finger frei.
    »Was macht es jetzt?«, fragte ich, fasziniert und angewidert zugleich.
    »Es versucht, seine Kerntemperatur so hoch zu erhalten, dass es nicht erfriert«, erklärte Smoky. Er blies wieder darauf, und der Blob kristallisierte zu einem weißen Fleckchen vereister Gelatine und gefror dann durch und durch. Der Drache tippte ihn an, und er zersprang. Ich neigte die Hand und ließ den gefrorenen Blob auf den Boden fallen.
    »Ist es tot?«, fragte ich und starrte auf Hunderte von Schleimsplittern hinab.
    »Vermutlich nicht. Derartige Wesen vertragen sehr starke Temperaturschwankungen. Das ist irgendeine Art Ektoplasma-Schleim.« Er untersuchte meine Hand. »Nichts passiert.
    Passt nur auf, dass ihr die Wände nicht berührt. Es könnte hier noch andere, aggressivere Formen davon geben.«
    Aggressiver? Kein angenehmer Gedanke.
    Smoky blickte sich in dem Tunnel um, in dem wir standen. »Wenn sich zu viele Geister aus der Schattenwelt auf eng begrenztem Gebiet auf der physischen Ebene versammeln, staut sich das Übermaß an Geister-Energie auf und nimmt eine Art Eigenleben an -
    meistens bildet sie Ektoplasma aus. Wenn die Geister sehr stark sind, entwickelt es sogar ein rudimentäres Bewusstsein und wird zum Räuber.«
    »Wie gefährlich ist das Zeug?«, fragte ich.
    »Diese Menge an Schleim hätte eine, vielleicht zwei Hautschichten von deiner Hand verdauen können, bis sie gesättigt gewesen wäre. Dann wäre sie in einen schlafähnlichen Zustand verfallen und währenddessen gewachsen. Wenn du sie nicht entfernt hättest, hätte sie sich wieder an die Arbeit gemacht, sobald sie die Verdauungsphase abgeschlossen hatte. Hätte dich eine größere Menge angegriffen, wäre es wohl viel schlimmer ausgegangen«, sagte er und erkundete mit Roz' Taschenlampe die Decke. »Schaut immer auch nach oben. Ektoplasma kann sich an Decken und Dächer heften.«
    Ich wand mich bei der Vorstellung, noch mehr fleischfressenden Schleim an mir zu haben. »Wie viele von diesen Dingern gibt es hier drin, was meinst du?«
    »Schwer zu sagen, wie viele genau, aber in einem Bereich, der mit spiritueller Energie gesättigt ist, entwickelt sich jeweils nur ein Exemplar jeder Unterart. Die verschiedenen Schleime lösen Zellhaufen von sich ab, doch ein gemeinsames Bewusstsein bleibt erhalten«, erklärte Smoky und wandte sich ab, um seinen Platz am Ende unserer kleinen Gruppe wieder einzunehmen.
    Ehe es weiterging, wandte er sich noch einmal um und fügte hinzu: »Wenn ihr welchen seht, der eher indigoblau als grünlich ist, haltet euch um Himmels willen davon fern, sonst

Weitere Kostenlose Bücher