Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
hielt eine Energiekugel in den Händen, und als einer der Ghule sie angriff, wich sie zur Seite aus. Doch statt auf ihren Gegner zu zielen, warf sie die Kugel mitten in das Rudel hinein, wo sie den meisten Schaden anrichten würde. Ich wandte mich schnell ab und bedeckte die Augen, als sie aufschlug und krachend explodierte. Der Gestank von versengtem Fleisch verbreitete sich, und Camille begann zu husten.
In diesem Moment war ein lautes Kreischen zu hören, und ein großer Vogel stieß herab, aber nicht auf uns, sondern auf einen der angekokelten Ghule. O Mist, ein Vulturaptor -ein untoter Geier. Die waren viel gefährlicher als die Ghule. Wir hatten definitiv einen ausgewachsenen Nekromanten in der Gegend, der ernsthaften Schaden anrichten konnte. Zum Glück für uns waren Vulturaptoren nicht wählerisch bei ihren Mahlzeiten.
Ich warf einen Blick hinüber zu Vanzir, der gerade kurzen Prozess mit seinem zweiten Ghul machte. Mit einer Hand packte er das Wesen an der Kehle, die andere verkrallte er in dessen Haar und riss. Kräftig. Mir war nicht klar gewesen, wie stark er tatsächlich war, denn er riss dem verdammten Ghul den Kopf einfach von den Schultern. Die Knochen splitterten wie Zweiglein. Aber es war durchaus möglich, dass dieser weibliche Ghul zu Lebzeiten Osteoporose gehabt hatte und ihre Knochen deshalb so mürbe waren. Der Gedanke hatte etwas Tröstliches. Roz ging mit einer tödlichen Klinge zu Werke. Er hackte und schlitzte sich durch den Ghul, der vor ihm stand, um dann Chase zu Hilfe zu kommen. Er schleuderte den Ghul beiseite, der versuchte, am Ellbogen des Detectives zu kauen.
»Danke, Mann!«, rief Chase ihm zu und wich einem Schlag des Ghuls vor ihm aus.
Delilah hob ihren langen Dolch. Die Klinge hatte einen bedrohlichen, bläulichen Schimmer. Unser Vater hatte nicht nur jeder von uns einen silbernen Langdolch geschenkt -Delilahs Klinge hatte sogar kürzlich mit ihr gesprochen und ihr ihren Namen genannt, was bedeutete, dass die beiden nun eng verbunden waren.
»Lysanthra!« Delilahs Stimme hallte durch das abendliche Dunkel und schreckte einen Vogel aus einem nahen Baum auf. Als ich hochschaute, blinkten die ersten Sterne vor diesem Himmel auf, irgendwo zwischen Blau und Dunkelgrau. Einen Moment lang sah es so aus, als fahre von einem der fernen Himmelskörper ein silbriges Licht herab in die Spitze der Klinge, aber das konnte nicht sein. Delilah lachte und stieß den Dolch in den Ghul, gegen den sie und Chase gerade kämpften. Für den Bruchteil einer Sekunde schien alles still zu stehen, dann nuschelte der Ghul etwas und kippte einfach um.
Was zum ...? Das muss die Silberklinge sein, dachte ich und sah zu, wie Roz übernahm und den Ghul zerhackte, während Delilah und Chase sich den nächsten vornahmen. Ich verschaffte mir einen kurzen Überblick.
Camilles Zauber hatte drei Gegner ausgeschaltet. Gut gemacht! Sie roch selbst ein wenig angesengt, aber immerhin stand sie noch, und sie hatte sich nicht wieder schwer verbrannt. Vanzir kümmerte sich gerade um den nächsten Ghul, und es sah aus, als hätten wir schon das halbe Rudel geschafft.
Ich schnappte mir den nächsten, schwächer als mein erster Gegner und leichter zu packen. Ich dachte mir, Warum eine Strategie ändern, die funktioniert? , und versuchte es noch einmal mit der Kopf-ab-Nummer. Gleich darauf machte ich mich über den dritten her, während Morio hinter mir endgültig aufräumte.
Gemeinsam mit Chases Männern schlugen wir eine Schneise in das Rudel, ohne selbst größere Verletzungen zu erleiden, obwohl Chase ein paar Kratzer abgekriegt hatte, die versorgt werden mussten.
Während ich dastand und die Lage einschätzte, bemerkte ich einen letzten Ghul ein Stück abseits, aber der duckte sich hinter einen Azaleenbusch, als hätte er Angst. Ghule waren emotional eher zurückgeblieben, und Angst kannten sie eigentlich gar nicht, weshalb mich sein Verhalten sehr wunderte. Verdammt, der machte es mir fast zu leicht. Ich lief hinüber, um ihn in sein Grab zurückzuschicken, doch plötzlich hielt ich inne.
Martin. Dieser Ghul war Martin. Großartig. Steckte unser Nachbar Wilbur hinter alledem? Ich stöhnte, als die anderen mich einholten.
»Was hast du denn - ach, du Scheiße«, sagte Delilah. »Das ist Martin, oder?«
»Ja, das ist er, aber er will wohl nicht mit uns reden.« Ich schüttelte den Kopf und überlegte, ob ich uns von ihm erlösen oder ihn in Ruhe lassen sollte.
Er versuchte nicht, uns anzugreifen, und falls er
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