Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
morgen eine Antwort. Zumindest haben sie mir die Illusion einer freien Entscheidung gelassen.« Sie nahm ihre Handtasche und schob sich den Tragriemen über die Schulter.
»Aus reiner Neugier - was passiert eigentlich, wenn du dich weigerst?« Ich hatte keine Ahnung, wie das Rudel mit so etwas umging. Ich wusste nur, dass die meisten Werwesen viel Wert auf Ehre legten, und auf den Respekt vor ihren Ältesten und Anführern.
»Sie würden mich langsam aus allem hinausdrängen, was wichtig ist. Ich würde nur noch am Rande unserer Gemeinschaft leben. Nur noch dem Namen nach zum Rudel gehören. Irgendwann würde ich dann von selbst gehen. Zum Teufel, Zach ist nur deshalb noch dort, weil er dem Ältestenrat angehört. Venus unterstützt ihn, also dulden ihn die anderen widerstrebend. Aber wenn du dich dem Rat widersetzt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis du schließlich ganz allein dastehst und praktisch geächtet bist.« Nach einer kurzen Pause hob sie den Kopf. »Ich bin nicht bereit, all das zurückzulassen. «
»Das verstehe ich«, sagte ich. Und ich verstand es tatsächlich. Sie zog sich schweigend fertig an, und ich begleitete sie zur Tür. »Wir werden es eben versuchen. Ich kann ja auch öfter zu dir rauskommen. Ich könnte dort auf dich warten, wenn du nach Hause kommst, vielleicht einmal die Woche. Wir finden schon eine Möglichkeit.«
Als sie nicht antwortete, schwebte ich langsam vom Boden hoch, um ihr auf Augenhöhe ins Gesicht zu sehen, und küsste sie zärtlich auf den Mund. »Es ist doch nicht so, als würden wir uns nie Wiedersehen. Und da ist noch etwas - wir sind frei und ungebunden. Ich kenne dich. Du bist ein sehr sexuelles Wesen, wie Camille. Wenn du Venus brauchst, oder sonst jemanden ... habe ich kein Problem damit. «
»Das gilt auch für dich, ich hoffe, das weißt du. Ich gehöre nicht zur eifersüchtigen Sorte. Zumindest ...« Nerissa lehnte sich an den Türrahmen und strich mit einem perfekt manikürten Fingernagel über meine Wange. »Ich habe schon darüber nachgedacht. Ich will dich nicht verlieren, Menolly. Männer kommen und gehen, aber du bist meine Freundin . Also ... wie wäre es, wenn wir doch Treue vereinbaren - ich meine, in Bezug auf andere Frauen?« Ich fühlte mich auf seltsame Weise geschätzt und lächelte. Mit der Art Exklusivität konnte ich leben. »Abgemacht, keine anderen Frauen . «
»Gut. Ich fahre jetzt nach Hause und sage Venus, dass ich für den Gemeinderat kandidieren werde. Und dann werde ich verzweifelt hoffen, dass ich die Wahl verliere.« Mit einem breiten Lächeln verschwand sie in die Nacht.
Als sich die Tür hinter ihr schloss, dachte ich über ihre Situation nach. Sie war gar nicht so anders als die, in der ich und meine Schwestern uns befanden. Wir hatten Verpflichtungen, die wir nicht erfüllen wollten, und doch taten wir es, weil es unsere Aufgabe und unsere Bestimmung war.
Und sosehr ich Nerissa vermissen würde, wenn sie nicht mehr zwei-, dreimal pro Woche vorbeikam - ich respektierte ihre Entscheidung. Sie hielt ihrer Gemeinschaft die Treue. Ja, dachte ich, stellte die Alarmanlage scharf und schloss die Tür hinter mir ab. Nerissa war eine Frau ganz nach meinem Herzen. Und deshalb würde ich auch keine Wellen machen. Mit dem Gefühl, mich unerklärlich glücklich schätzen zu können, ging ich die stille Straße entlang zu dem Parkplatz, auf dem ich meinen Jaguar abgestellt hatte.
Kapitel 5
Anstatt direkt nach Hause zu fahren, beschloss ich, Sassy Branson einen Besuch abzustatten, um vielleicht etwas über Claudette und den Clockwork Club herauszufinden. Bis zum Morgengrauen waren es noch gut drei Stunden, und Sassy hatte nie etwas dagegen, wenn ich unangekündigt hereinschneite, vor allem, seit meine Tochter Erin bei ihr wohnte.
Erin . Das war vielleicht ein psychisches Minenfeld. Selbst als Kind hatte ich mir nie ausgemalt, einmal Mutter zu werden, aber hier war ich nun, selbst noch kaum erwachsen, mit einer Tochter im mittleren Alter, für die ich verantwortlich war.
Sassy wohnte in einer Villa in der Gegend von Green Lake. Das Haus stand auf dem Achttausend-Quadratmeter-Anwesen vornehm zurückversetzt. Es war riesig und vollständig abbezahlt, dank Sassys wohlhabendem, verstorbenem Ehemann. Dass Sassy lesbisch war - was sie während ihrer Ehe diskret geheim gehalten hatte -, hatte ihn offenbar nie gestört. Mann und Frau waren in dieser Ehe freundschaftlich ihrer getrennten, aber sehr angenehmen Wege gegangen.
Kurz nachdem
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