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Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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wird einfach immer besser. Der Ältestenrat hat heute Abend eine Versammlung abgehalten und mich dazugebeten. Ich bin direkt danach hierhergefahren. Du weißt doch, dass Zachary den Rest des Sommers im Rollstuhl verbringen wird und dass seine Chancen auf einen Sitz im Gemeinderat deshalb gleich null sind? Und dass Venus Mondkind ernsthaft vorgeschlagen hat, ich solle stattdessen kandidieren? «
    »Ja, aber ich dachte auch, der Rat wollte die Idee erst mal auf Eis legen, weil du so dagegen bist, dich als ÜW zu outen.« Nerissa gehörte zu jenen, die ihre Wernatur vor der Öffentlichkeit geheim hielten. Als normal durchzugehen, hatte ihrer Karriere langfristig genutzt.
    »Ja, ich dachte auch, das Thema wäre vom Tisch, ist es aber offenbar nicht. Der Rat ist noch einmal zusammengetreten und hat ausführlich darüber debattiert. Venus glaubt, es wäre gut für die Gemeinschaft. Und falls der Staat mich feuert, wenn ich mich oute, können wir ihn nach den neuen ÜW-AntiDiskriminierungsgesetzen verklagen. Nachdem die Regierung es so eilig hatte, den Erdwelt-Feen ihre Rechte zuzugestehen, musste sie das auch auf die Werwesen ausdehnen. Wenn ich mich jetzt als Wer zu erkennen gebe, darf mich das rein theoretisch nicht mehr den Job kosten.« Sie zappelte nervös herum.
    Erst die Feen. Dann die ÜW Vampire - vielleicht irgendwann in ferner Zukunft. Die aktuelle Regierung war nicht gerade dafür bekannt, gleiches Recht für alle zu vertreten. Ich sah ihr in die Augen. Flackernde Unentschlossenheit blickte zurück.
    »Du willst nicht kandidieren, oder?«
    Nerissa schüttelte den Kopf. »Wollte ich noch nie. Ich will diese Verantwortung nicht haben. Der Wahlkampf würde meine gesamte Freizeit verschlingen. Ich werde keinen Augenblick mehr für mich haben, vor allem, wenn ich weiterhin arbeite, und ich will weiterarbeiten. Ich liebe meinen Beruf zu sehr, um ihn aufzugehen. Und das bedeutet ...« Sie schaute nur kurz zu mir auf. »... dass ich nicht viel Zeit für meine Freunde haben werde. Oder meine Liebhaberin .«
    Ich blinzelte. »Du nimmst dir jetzt aber nicht ein Beispiel an Wade, oder? «
    »Nein, natürlich nicht«, sagte sie, und ihre Stimme und der gequälte Ausdruck in ihren Augen wirkten aufrichtig. »Wenn sie mir befehlen würden, mit dir Schluss zu machen, nur weil du ein Vampir bist, würde ich dem Stammesrat sagen, sie sollen sich ins Knie ficken. Venus weiß, dass wir miteinander schlafen, und er hat nichts dagegen. Und im Moment kann man sagen, dass Venus das Rudel praktisch regiert. Nein, das Problem ist: Wenn ich diese Herausforderung annehme, werde ich jede freie Minute damit verbringen müssen, Wahlkampf zu machen. Bis du abends aufstehst, bin ich fix und fertig. Und ich genieße nicht den Luxus, mit drei oder vier Stunden Schlaf auszukommen.«
    Tränen traten ihr in die Augen. Sie saß da, die Hose in der einen Hand, die andere Hand zur Faust geballt, und ich beugte mich über sie und küsste die salzigen Tropfen von ihren Wimpern. »Warum machst du es dann?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte. Sie gehörte dem Rainier-Rudel an. Sie hatte eine Verpflichtung gegenüber den anderen Mitgliedern ihres Stammes. Sie schuldete ihnen Treue und Unterstützung. Und manchmal - wie bei unserem Kampf gegen die Dämonen kam das übergeordnete Wohl eben vor persönlichen Wünschen. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber ich strich mit den Fingerspitzen über ihre Lippen.
    »Lass nur«, flüsterte ich. »Ich verstehe schon.«
    Langsam wich ich zurück, schlüpfte in meine Stiefel und zog die Reißverschlüsse hoch, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass die Absätze noch sicher befestigt waren. Ich verlor eine Menge Absätze, was mich auch nicht wunderte, denn bei mir mussten Schuhe schon einiges mitmachen, weil ich so viel rannte, kämpfte ...
    »Du weißt, dass ich dich sehr mag. Du weißt, dass ich gern mit dir zusammen bin. Und dass ich nichts von dir erwarte.« Sie zog den Kopf ein, und ein schwaches Lächeln hellte ihr Gesicht ein wenig auf. »Ja. Mir geht es genauso. Was bedeutet, dass wir einfach perfekt füreinander sind und vermutlich zusammen alt werden könnten.«
    Mir ging der Gedanke durch den Kopf, dass ich noch lange, lange leben würde, nachdem sie gestorben war, wenn ich das wollte, aber ich sprach ihn jetzt lieber nicht aus. Es war nicht nötig, noch mehr Traurigkeit und Bedrückung zu verbreiten. »Ich werde mein ganzes Leben auf Eis legen müssen. Der Ältestenrat will bis

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