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Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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ich die Klingel am Tor gedrückt hatte, drang die Stimme der allgegenwärtigen Janet aus der Sprechanlage. Ich nannte meinen Namen und wartete, während die Torflügel aufschwangen.
    Janet war Sassys Sekretärin, Haushälterin und langjährige Freundin, alles auf einmal. Als ich von Sassys sexueller Orientierung erfahren hatte, hatte ich mich gefragt, ob Janet auch einmal ihre Geliebte gewesen sein könnte. Doch seither war klar geworden, dass Janet durch und durch hetero war. Aber die Frau hatte sich um Sassy gekümmert, seit die sechzehn gewesen war, und sie war so loyal, wie man nur sein konnte.
    Janet erwartete mich an der Tür, als ich aus dem Jaguar stieg und die Treppe hinaufeilte. Ihr Witwenbuckel konnte es mit dem von Julia Child aufnehmen. Janet war auch so korrekt und lustig wie Child, und wenn ich so darüber nachdachte, sah sie der Grande Dame der französischen Küche sogar recht ähnlich.
    »Miss Menolly, kommen Sie doch herein. Miss Sassy erwartet Sie im Salon.« Ihre Stimme klang etwas krächzend, aber ihr Lächeln war herzlich.
    »Ist Erin bei ihr?«, fragte ich, begierig darauf, meine Tochter zu sehen.
    Janet nickte und ging zur Küche, während ich durch den Türspalt in den Salon lugte. Erin und Sassy saßen am Schachtisch und spielten eine Partie. Sassy war ganz in Chanel gekleidet, wie üblich, und roch auch überwältigend danach. Kein Härchen wagte es, auf ihrem elegant frisierten Kopf aus der Reihe zu tanzen.
    Erin hingegen war keine mädchenhafte Frau, noch nie gewesen. Aber Sassy hatte entschieden, dass Erin unter ihrem Dach weder die alten Flanellhemden noch die ausgebeulten Jeans tragen durfte, die sie so sehr liebte. Und Sassy bekam immer ihren Willen. Erin trug einen Hosenanzug aus Leinen und schien sich nur leicht unwohl darin zu fühlen.
    Meine Tochter hatte ihre Sonnenbräune verloren und näherte sich rapide dem Beinahe-Albino-Stadium, das jeder Vampir mit heller Hautfarbe irgendwann erreichte. Dunkelhäutige Vampire blieben so, aber alle künstlich oder durch die Sonne veränderten Hautfarben verschwanden.
    »Buh!«, rief ich und betrat den Raum.
    Erin sprang auf und sank in einen tiefen Knicks. Sie würde noch lernen, diesen Drang zur Unterwürfigkeit zu kontrollieren, doch während der ersten Jahre machten fast alle Vampire einen Kniefall vor ihrem Meister. Ich hätte das bei Dredge auch getan, wenn er noch in der Nähe gewesen wäre, nachdem er mich verwandelt hatte. Ich hätte mich jeden Augenblick innerlich dagegen gesträubt, aber ich hätte es trotzdem getan, denn es wäre mir unmöglich gewesen, ihn nicht ehrerbietig zu begrüßen.
    »Na, wie geht's?« Ich bedeutete ihr, sich wieder zu setzen, und ließ mich gegenüber auf dem Sofa nieder.
    »Sassy bringt mir gerade bei, wie ich meinen Glamour kontrollieren kann.« Erin klang immer noch nicht wie sie selbst. Auch das war nur zu erwarten. Sie war jetzt mein Kind, und ihr Bedürfnis, mir alles recht zu machen, überlagerte noch ihre Persönlichkeit. Obendrein war Erin die Vorsitzende des hiesigen Vereins der Feenfreunde gewesen, ehe ich sie verwandelt hatte, also lief bei ihr auch noch diese Feen-Begeisterung mit.
    »Sehr schön. Das ist eine wichtige Lektion, Erin. Du musst lernen, dich in Gegenwart von Atmern zu beherrschen, und dazu gehört auch, dass du die Manipulation von Menschen jederzeit unter Kontrolle hast. Übe fleißig für mich, ja?«
    Ich fand es grässlich, mit ihr zu sprechen wie mit einem Kind, aber genau das erforderte die Situation. Sie war jung, noch sehr jung in ihrer neuen Daseinsform, und die Freude an der Entdeckung ihrer neuen Fähigkeiten konnte leicht in Missbrauch umschlagen. Vampire, mit denen nicht geübt wurde, wandten sich recht schnell dem Raubtier in ihrem Inneren zu. Das Letzte, was ich wollte, war, meine Tochter töten zu müssen.
    Ich warf Sassy einen Blick zu, die Erin voller Stolz betrachtete. »Erin ist sehr fleißig«, sagte sie. »Sie macht bemerkenswerte Fortschritte - sie lernt wirklich sehr schnell. Erin, warum gehst du nicht ein Weilchen in dein Zimmer? Du darfst fernsehen oder im Internet surfen, oder was immer du sonst bis Sonnenaufgang tun möchtest.«
    Erin gehorchte und wünschte uns murmelnd gute Nacht. Ich hatte Sassy die Autorität verliehen, ihr Anweisungen zu geben, und bis ich sie widerrief, betrachtete Erin Sassy als ihre Hüterin, wenn ich nicht da war.
    Sobald Erin den Raum verlassen hatte, wandte Sassy sich mir zu, und ihr Blick war besorgt. »Ich habe schon

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