Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
in unseren früheren Zustand zurückver setzt würden, trügen wir immer noch die Erinnerungen an das mit uns herum, was uns zu denen machte, die wir jetzt waren. Wir konnten nie in eine einfachere, leichtere Zeit zurückkehren. Die Vergangenheit war tot, und man beließ es besser dabei.
»Ich weiß. Glaub mir, das weiß ich.« Ich hielt seinem Blick stand und wollte auf einmal den Arm um ihn schlingen, ihn küssen. Was konnte es schon schaden? Wem könnten wir damit weh tun? Camille und Delilah interessierten sich nicht für Rozurial als Liebhaber. Nerissa und ich hatten mit unserem Versprechen andere Frauen ausgeschlossen, nicht andere Liebhaber an sich. Jareth - der einzige Mann, den ich seit Dredge angerührt hatte war drüben in der Anderwelt, in Aladril, der Stadt der Seher. Und dass ich mit ihm geschlafen hatte, war in erster Linie aus Dankbarkeit geschehen.
Warum zögerte ich also? Hatte ich Angst, dem Incubus zu verfallen? Ja, wir hatten uns schon geküsst, aber das war spielerisch gewesen, beinahe freundschaftlich. Diesmal, das wusste ich, würde es echt sein.
Ich lauschte der Uhr, auf der die Sekunden vorübertickten, und traf dann meine Entscheidung. Ich erhob mich ein paar Zentimeter in die Luft und beugte mich vor.
Eine Schockwelle raste durch meinen Körper, als er mich in die Arme schloss und mit der Zunge an meine Lippen drängte. Jeder Nerv in mir flammte auf, versengt von der Feuerwalze aus purem Sex, die von seiner Berührung ausging. Die Funken erweckten meinen eigenen schrecklichen Hunger, die Gier danach, zu ficken, zu saugen, zu trinken.
Rozurials Augen wurden tiefer, das glimmende Braun wurde zu Onyxschwarz, während er mich festhielt. Seine Hände bewegten sich nicht, und doch fühlte es sich so an, als liebkoste er jeden Zentimeter meiner Haut. Als sein Kuss tiefer wurde, ließ ich mich in die dunkle, wilde Leidenschaft fallen, die aus seiner Aura hervorströmte und mich verschlang.
Als ich so tief fiel, wurde mir klar, dass dies der Grund war, weshalb Männer Incuben so fürchteten. Ein Kuss, und ihre Frauen rannten davon und folgten dem heiligen Gral der Erregung, der sie erschöpft und so befriedigt zurücklassen würde, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatten. War es das hier, was Trillian mit Camille gemacht hatte? War der Charme der Svartaner so machtvoll wie der Kuss eines Incubus? Wenn ja, dann war mir jetzt klar, dass meine Schwester ihn niemals, niemals wieder verlassen würde.
Und dann ließ Roz mich los und schob mich sacht von sich. Sein Gesichtsausdruck wirkte triumphierend, beglückt, nur zu bereit für mehr. Aber er sagte nur: »Du hast vor dem Morgengrauen noch viel zu erledigen. Dies ist erst der Anfang, meine Menolly. Du und ich, wir haben eine Verabredung. Wir sind beide Dämonen, Geschöpfe der Nacht, Geschöpfe des Blutes. Du trinkst es, und ich bringe es zum Kochen. Zusammen werden wir die Welt erbeben lassen.«
Damit schob er mich zur Tür hinaus, und ich hörte, wie er die Alarmanlage einschaltete. In meinem Magen flatterte es. Meine Kehle war ausgedörrt, und ich stand da, starrte die Tür an und dachte, dass ich vermutlich gerade meine ganz persönliche Büchse der Pandora geöffnet hatte.
Kapitel 15
Die Straßen waren trocken und dunkel. Eine Warmfront stand gerade über Seattle und hielt den Smog tief und dicht. Kein Wind regte sich, nichts konnte den Gestank von Abgasen und Straßenstaub wegwehen, der in der Luft hing.
Ich war nicht ganz sicher, wonach ich eigentlich suchte, aber Chases Worte hatten etwas in meinem Hinterkopf aufgerührt. Sie hatten das letzte Opfer in der Nähe von Harold Youngs Haus gefunden, und Harold Young hatte Sabele verfolgt. Eines war schon mal sicher: Harold wohnte in einer ziemlich noblen Gegend. Eine Querstraße von seinem Haus entfernt stieg ich aus Camilles Lexus, schloss ihn ab und ging zu Fuß weiter. Die Bürgersteige waren leer, in den meisten Häusern brannte kein Licht mehr. Ich hätte ebenso gut ein Geist sein können oder eine Figur aus dem Traum eines der Schlafenden. Während ich lautlos die von Ahornen gesäumte Straße entlangging und mich immer schön in den Schatten hielt, bezeugte nur das sachte Flüstern der Blätter, die meine Schultern streiften, dass ich überhaupt hier war.
Die Hausnummern zu lesen, erwies sich als schwierig, vor allem, weil der Mond schon unterging, aber ich brauchte jeweils nur Sekunden, um den Namen auf dem Briefkasten zu lesen, und als ich zwei Häuser weit gegangen war,
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