Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
werdenden Himmel trat, blickte sie über die Schulter in die große Eingangshalle zurück und flüsterte: »Du hast Glück. Nicht viele, die Seine Lordschaft aufsuchen, setzen je wieder einen Fuß in die Welt da draußen. Ich rate dir, komm ja nicht wieder.«
Ehe ich sie fragen konnte, was sie damit meinte, schloss sie die Tür, und ich hörte, wie sie den Schlüssel umdrehte. Ich lief zurück zum Lexus und fragte mich, was zum Teufel das alles bedeuten sollte. So viele Geheimnisse, so viele verborgene Absichten, Machtspielchen und Intrigen.
Erschöpft von der Nacht, schaute ich rasch in einem Supermarkt vorbei, ehe ich zum Wayfarer zurückfuhr. Den Göttern sei Dank für Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten. Ich schnappte mir einen Sack Katzenstreu, eine Katzentoilette, ein paar Sandwiches, eine Schachtel Doughnuts und ein paar Tüten Chips. Das würde Delilah genügen müssen.
Roz half mir, die schläfrige Camille zum Auto zu schleppen. Ich brachte Delilah die Sachen, verabschiedete mich rasch von ihr, und dann rasten wir nach Hause. Ich glitt durch die Geheimtür in meinen Unterschlupf, nur Augenblicke, ehe der rosige Sonnenaufgang die Welt erweckte. Zu müde, um mich auszuziehen, kroch ich ins Bett, und als die Sonne am Himmel emporstieg, verlor ich mich in dem Schlaf, der die lebenden Toten beherrscht.
Kapitel 16
Die Geräusche aus der Küche waren laut, und ich ärgerte mich darüber, während ich ungeduldig darauf wartete, dass Iris alle hinaus scheuchte, damit ich aus meinem Versteck kommen konnte. Abgesehen von meinen Schwestern, Iris und Smoky wusste niemand, dass der Eingang zu meinem Unterschlupf hinter dem Bücherregal in der Nähe von Maggies Laufstall verborgen war, und dabei wollte ich es auch belassen. Zu viele Köche verderben den Brei, und zu viele Eingeweihte erhöhten die Chance, dass Feinde jemanden zum Sprechen brachten. Es wurde immer schwieriger, überhaupt irgendein Geheimnis zu bewahren, da nun so viele Leute in unserem Haus ein und aus gingen.
Ich presste das Ohr an die Wand. Es hörte sich so an, als schrien Roz und Vanzir, und ich begann mich zu fragen, was zum Teufel da draußen los war. Ich kam auf die Idee, dass es vielleicht ganz gut wäre, ein Guckloch in die Rückwand des Bücherregals zu bohren und es von dieser Seite aus mit dickem Stoff zu verhängen. Dann könnte ich hinausschauen und sehen, was los war, wenn es nötig sein sollte. Das würde zwar die Gefahr erhöhen, dass mein Unterschlupf entdeckt wurde, aber mit etwas Einfallsreichtum ließ sich das Risiko vielleicht in Grenzen halten.
Gleich darauf hallte Iris' Stimme durch die Küche. »Alle Mann raus.«
Ich hörte Vanzir sagen: »Wir wissen doch, dass sie irgendwo hier heraufkommt. Warum könnt ihr nicht einfach offen sein? Wir sind doch keine Gefahr. «
»Das ist Blödsinn, und das weißt du selbst«, konterte Iris. »Ihr wisst nicht genau, wo der Eingang ist, und ihr werdet es auch nicht erfahren. Und jetzt raus. Na los.«
Iris' Stimme übertönte das Gemurmel der anderen, und ich hörte Stühle über den Boden schrammen und Schritte auf den Fliesen. Gleich darauf klopfte sie leise ans Bücherregal.
»Du kannst herauskommen«, flüsterte sie, und ich schob das Regal auf, das an gut geölten Scharnieren aufschwang. Ich schlüpfte in die Küche und schloss die Geheimtür sicher hinter mir. Sie war schwer. Ich konnte sie leicht öffnen, aber meine Schwestern und Iris hatten Mühe damit.
Camille saß am Tisch. Umgedreht ausgebreitete Spielkarten und Stapel von Jetons vor jedem Stuhl enthüllten mir, dass hier eine Pokerpartie lief. Iris trug zu ihrem Dirndl eine Schirmmütze wie ein Croupier und sah absolut hinreißend aus, wenn auch ein wenig verwirrend.
»Danke«, sagte ich. »Ich dachte schon, die gehen nie. «
»Die Jungs wollten nur nicht riskieren, dass ich ihnen in die Karten gucke«, entgegnete Iris augenzwinkernd. »Ich habe versprochen, nicht zu linsen.« Sie verzog den Mund zu einem schelmischen Grinsen, und ihre Augen blitzten. »Das ist auch nicht nötig. Ich habe einen Straight Flush. «
»Du bist mir vielleicht ein Hai«, sagte ich. »Nimmst sie wohl so richtig aus?« Iris war ein ausgesprochen vielseitig begabter Hausgeist. Wir wussten, dass sie eine Priesterin der Undutar, der finnischen Nebel- und Eisgöttin, war - oder zumindest einmal gewesen war. Außerdem konnte sie verdammt gut kämpfen und offensichtlich auch verflixt gut spielen.
»Wie immer«, sagte sie. »Ich bluffe diese Jungs
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