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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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wo sie schon mal da waren, um ihn zu zertrümmern. Kommt mit.« Ich schob mich an ihnen vorbei und marschierte zur Ladentür hinaus in den morgendlichen Nieselregen. Als die anderen mich einholten, führte ich sie über die Straße, lehnte mich an Chases Dienstwagen und ließ erst einmal den Kopf hängen.
    »Komm schon, Camille, raus damit. Was ist los?« Shamas' Gesichtsausdruck war sehr besorgt, und mir wurde klar, dass er sich in den vergangenen Monaten ernsthaft darum bemüht hatte, ein Teil dieser Familie zu werden. Allerdings war er nach wie vor recht distanziert, und seine finstere Natur schien immer mehr hervorzutreten.
    »Verfluchter Mist. Hört zu.« Ich hielt den Brief hoch und las vor:
     
    Camille etc.:
    Betrachtet diese Renovierung als Vorgeschmack. Ihr habt viele Freunde, und wir wissen, wer sie sind und wo sie wohnen. Wir werden jeden vernichten, der euch lieb ist, einen nach dem anderen. Ihr habt zwei Möglichkeiten: Kehrt zurück in die Anderwelt. Oder kämpft für uns. Ihr steht am Scheideweg.
    S.K
     
    Delilah stieß pustend die Luft aus. »Scheiße.«
    »Ich weiß nicht. Da stimmt etwas nicht.« Morio kniff sich in den Nasenrücken, als hätte er plötzlich Kopfschmerzen. »Lasst mich kurz überlegen.«
    Ich sah ihn erwartungsvoll an. »Was meinst du?«
    »Na ja ... denk doch mal darüber nach. Warum sollte sie uns nicht alle zu Hause in die Luft sprengen, wenn sie uns loswerden wollte? Karvanak hätte das schon tun können, aber er hat lieber Chase entführt und versucht, uns zu erpressen. Dabei hätte er in aller Stille ganze Kohorten versammeln, das Haus umstellen und einen kleinen Privatkrieg anzetteln können. Warum hat er sich so viel Mühe gemacht, und warum will jetzt auch Stacia Knochenbrecherin, dass wir uns mit ihr verbünden? Denkt daran, Karvanak hat euch mehrmals angeboten, dass ihr die Seiten wechseln könntet, also lautet die Frage: Warum wollen sie euch drei so dringend haben? Was übersehen wir die ganze Zeit?«
    Da stellte er eine sehr gute Frage, über die noch keine von uns richtig nachgedacht hatte. Wenn Schattenschwinge uns tot sehen wollte, warum ordnete er dann nicht einfach einen gewaltigen Angriff auf unser Haus an oder sprengte uns alle in Fetzen? Warum ging er solche Umwege und schickte seine Dämonengenerale aus, die zwar über ungeheure Kräfte verfügten, aber nie ihr gesamtes Arsenal ausschöpften?
    »Du hast recht. Da ist irgendetwas. Aber wie zum Teufel sollen wir herausfinden, was? Und vor allem müssen wir uns überlegen, wie wir unsere Freunde schützen können, denn ich glaube, sie meint ihre Drohung ganz ernst. Sie werden sich einen nach dem anderen vornehmen. Dieser Brief ist im Grunde eine Erpressung.«
    Chases Handy klingelte schon wieder, und er trat beiseite, um den Anruf anzunehmen.
    »Wir müssen zu Großmutter Kojote. Wir brauchen unbedingt ihren Rat«, erklärte Morio.
    Ich nickte. »Wir fahren jetzt gleich zu ihr raus.«
    Chase kehrte mit aschfahlem Gesicht zu uns zurück. »Camille, es tut mir so leid ...«
    »Was? Was ist los?« Sein Gesichtsausdruck konnte nur eines bedeuten, aber ich wollte es nicht hören.
    »Henry. Er ist tot. Er hatte einen Herzinfarkt, während sie ihn behandelt haben, und sein Körper ist mit dem doppelten Schock nicht fertig geworden. Sharah hat gesagt, es sei ganz schnell gegangen.« Er schürzte die Lippen, und Delilah schmiegte sich in seine Arme. Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Ich starrte ihn stumm an. Morio legte einen Arm um meine Taille, aber ich schob ihn von mir und trat vor das Schaufenster meines Ladens. Henry hatte den Indigo Crescent geliebt, und er war so glücklich gewesen, als ich ihm die Stelle angeboten hatte. Und jetzt war er tot - unseretwegen.
    Ich spürte eine Hand in meine gleiten und blickte hinab. Iris drückte meine Finger. Ihr standen Tränen in den Augen.
    »Ich konnte ihn nicht so lieben, wie er es sich gewünscht hat«, sagte sie heiser. »Ich wünschte, es wäre anders gewesen, aber ... «
    »Ist schon gut«, murmelte ich dumpf und blinzelte selbst gegen Tränen an. Iris fühlte sich schuldig, das sah ich ihr an. Henry hatte sie geliebt, hatte sie heiraten wollen, doch sie hatte seine Gefühle nicht erwidern können. Und jetzt war er tot, ermordet in unserem Laden, und sie gab sich selbst die Schuld daran. »Iris, du bist an seinem Tod ebenso wenig schuld wie ich. Er war glücklich hier, er hat gern bei uns gearbeitet.«
    »Ich will sie tot sehen«, knurrte Iris mit funkelnden Augen.

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