Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
Niemand von uns hatte Schwierigkeiten, daran hochzuklettern, nicht einmal Iris, die viel stärker war, als sie aussah. Auf der anderen Seite der Mauer hatten wir einen breiten Graben vor uns, dicht mit Bäumen bestanden. Es war ein Leichtes, uns herunterzulassen und Deckung im grünen Laub zu finden.
»Okay, wo ist Stacias Haus?« Es war dunkel und der Boden uneben. Ich war froh, dass ich meine Stilettos gegen Schnürstiefel eingetauscht hatte. Außerdem war es kalt, weshalb ich ebenso froh um die leichte Jacke über meinem Lederbustier war.
Vanzir sah sich um und zeigte mit ausgestrecktem Arm die Richtung an. »Da vorn. Es ist neu. Sieht aus, als wäre es erst vor ein, zwei Jahren gebaut worden. Sie haben offenbar eigens ein Waldstück dafür gerodet.« Er führte uns unter den schützenden Blättern voran, von denen noch Regenwasser tropfte. Zumindest hatte der Regen etwas nachgelassen, und es nieselte nur leicht. Aber Nebel stieg vom Boden auf und würde die Gegend bald in dicken Schwaden durchziehen.
Schweigend folgten wir ihm zum Rand des Grabens und kletterten ohne große Probleme die Böschung hoch. Oben blieben wir unter den letzten Bäumen stehen und starrten in den Garten eines großen Anwesens.
»Man sollte doch meinen, dass zu einem so teuren Haus ein bisschen mehr Land gehören müsste«, bemerkte Trillian.
»Die Grundstückspreise in dieser Gegend sind sehr hoch.
Die Leute stecken ihr Geld lieber in ihr Haus statt in einen riesigen Garten«, erklärte Chase.
Aber Haus war nicht das treffende Wort. Stacia Knochenbrecherin wohnte tatsächlich in einer riesigen Villa. Sie war drei Stockwerke hoch und breitete sich weitläufig auf dem Grundstück aus. Es war zwar nicht nobler als einige andere teure Immobilien in der Umgebung, aber es musste die Dämonin dennoch knapp eine Million Dollar gekostet haben. Woher zum Teufel hatte sie so viel Geld? Investierten Dämonen an der Wall Street? Wie sie auch daran gekommen sein mochte - Stacia hatte sich das hässlichste Haus in der ganzen Gegend ausgesucht, fand ich.
Groß mochte es ja sein, aber es sah aus wie ein Haus aus Fertigbauteilen mit langweilig beigefarbener Holzverkleidung und den obligatorischen weißen Sprossenfenstern. Wie jedes andere neue Haus in der Nachbarschaft, nur größer. Viel größer. Zwei Flügeltüren führten über Terrassen nach draußen, und als ich mich im Garten umsah, bemerkte ich die Banne, von denen Vanzir uns erzählt hatte. Ich konzentrierte mich auf einen, der etwa zwei Meter von mir entfernt war, und gab Morio einen Wink.
Gefolgt von Vanzir, schlichen wir tief geduckt näher heran, damit die nächtliche Dunkelheit uns vor wachsamen Augen verbarg. Pech hätten wir natürlich, falls jemand unsere Körperhitze wahrnehmen konnte. Da Stacia als Lamie eng mit den Schlangen verwandt war, konnte das sogar gut sein. Ich flüsterte Morio eine Warnung zu, doch er schüttelte den Kopf.
»Zu kalt. Wir haben unter zehn Grad. Schlangen bewegen sich bei solchen Temperaturen nicht, sondern liegen in einer Art Kältestarre. Aber wenn wir erst im Haus sind, müssen wir sehr vorsichtig sein. Ich wette, es ist höllisch heiß da drin. Was mich auf einen Gedanken bringt«, fügte er hinzu. »Sie ist eine Lamie, also zum Teil eine Schlange. Wenn wir ihr einen ordentlichen Kältezauber verpassen, dürfte der ziemlich wirksam sein.«
Vanzir nickte. »Gute Idee.«
Der Bann war mit einem rubinroten Kristall geschaffen, ganz ähnlich wie die, die wir zu Hause benutzten, aber dieser stammte eindeutig weder aus der Erdwelt noch aus der Anderwelt. Morio und ich fassten uns an den Händen und untersuchten die Energie. Sie wand sich um den Kristall wie eine Schlange um ihre Beute. Und dann sah ich die Runen, die auf magischem Weg in die Energie eingebettet waren.
Anscheinend hatte Morio sie auch entdeckt. »Vanzir hat recht. Diese Banne sind so aufgebaut, dass sie nur anschlagen, wenn Dämonen eindringen. Sie selbst benutzen also nur das Haupttor vorne, denn sonst würden sie ständig ihre eigenen Banne auslösen.«
»Es sei denn, sie sind so präzise eingestellt, dass sie die Dämonen ignorieren, mit denen Stacia sich umgibt«, wandte ich ein. »Jedenfalls könnt du, Menolly, Roz und Vanzir nicht daran vorbeigehen, ohne sie womöglich auszulösen, weil ihr alle als irgendeine Art von Dämon geltet.«
Wir schlichen zurück zu den anderen und berichteten ihnen, was wir entdeckt hatten. Noch immer war im Garten hinter dem Haus niemand zu sehen,
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