Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
an den Tisch setzte. »Henry ist tot. Stacia hat heute Vormittag meine Buchhandlung in die Luft gesprengt und ihn ermordet.«
    »Was?« Menollys Augenfarbe wechselte von Blassgrau zu Blutrot, und ihre Reißzähne fuhren aus. Während ich ihr den Rest erzählte, nippte sie schweigend an ihrem Blut, wobei sie darauf achtete, sich immer wieder die Mundwinkel abzuwischen. Als sie fertig war, ließ sie heißes Wasser mit etwas Spülmittel in die Flasche laufen und stellte sie in die Spüle. Sie erwähnte Henrys Tod mit keinem Wort, doch sie legte mir eine Hand auf die Schulter, beugte sich über die Stuhllehne und küsste mich auf die Wange - eine seltene Geste bei ihr. »Worauf warten wir noch? Auf in den Kampf.«
     
    Der Marymoore-Park lag auf der Eastside. Zum Großraum Seattle gehörten nicht nur Seattle selbst, sondern auch zahlreiche Vororte, die mehr oder weniger ineinander übergingen und meist keine natürlichen, sondern von Menschen bestimmte Grenzen hatten. Viele dieser Schlafstädte waren inzwischen groß genug, um selbst als halbe Metropolen zu gelten.
    Zum Großraum Seattle gehörten außerdem mehrere Seen, darunter der Lake Washington, der Lake Union und der Lake Sammamish. Seattle selbst lag an der Elliott Bay und dem Puget Sound Inlet, das durch eine weitere Meerenge, die Juan-de-Fuca-Straße, mit dem Pazifik verbunden war.
    Eastside lag östlich des Lake Washington und war durch zwei Schwimmbrücken mit Seattle verbunden. Eine davon - die 520 Floating Bridge - war eine der längsten Pontonbrücken der Welt. Sowohl die Interstate-90-Brücke als auch die 520 waren technische Wunderwerke in dieser erdbebengefährdeten Region, und die 520 musste dringend erneuert werden. Sie musste dem gestiegenen Verkehrsaufkommen angepasst werden, und die Maßnahmen sollten auch verhindern, dass sie bei einem stärkeren Beben unterging.
    Wir fuhren in Richtung Redmond, der Heimat von Microsoft. Die Stadt grenzte an Bellevue, das allein über hundertzwanzigtausend Einwohner hatte und etwas weniger urban, aber weiterhin im Wachsen begriffen war. Die Grenze zwischen beiden Städten bildete die Bel Red Road - eine Abkürzung, wer hätte das gedacht, für Bellevue Redmond Road.
    Auf dem Highway 520 herrschte kaum Verkehr, aber wir waren ja auch um kurz nach acht Uhr Abends losgefahren. Als wir uns der Ausfahrt näherten, schaute ich über die Schulter zurück, um mich zu vergewissern, dass Chase in seinem SUV immer noch Morios Subaru folgte. Wir waren mit zwei Autos gefahren, da wir zu elft waren und auch noch unseren Kram transportieren mussten. Morio fuhr mich, Menolly, Trillian und Smoky. Chase hatte Delilah, Rozurial, Wilbur, Vanzir und Iris dabei.
    Wir jagten den Freeway 520 entlang, bis wir die Abfahrt zum Leary Way erreichten. Noch ein Stück geradeaus lag Redmond. Morio bog nach rechts auf den West Sammamish Parkway ab, und keine fünf Minuten später erreichten wir den Eingang zum Marymoor-Park. An der Ampel fuhr er nach links zum Park, gefolgt von Chase.
    Im Park fand irgendeine Veranstaltung statt, deshalb war er noch geöffnet, obwohl er sonst bei Anbruch der Dunkelheit geschlossen wurde. Wir parkten in der Nähe der Clise Mansion. Der ehemalige Landsitz beherbergte jetzt einen Gemeindesaal, den man auch für Veranstaltungen, Hochzeiten und andere besondere Gelegenheiten mieten konnte.
    Als wir ausstiegen, betrachtete ich sehnsüchtig die Villa. »Ein wunderschönes Haus. Es wäre so schön, mal eine Party hier zu feiern, ohne uns Gedanken um all diesen Mist machen zu müssen.«
    Trillian legte mir eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht könnten wir hier ein Julfest geben?«
    Ich sah ihn gerührt an. Trillian war normalerweise nicht gerade scharf auf Party-Gesülze, wie er sich ausdrückte, doch seine Miene verriet mir, dass der Vorschlag aufrichtig gemeint war. Ich küsste ihn zärtlich auf die Nasenspitze. »Das ist lieb von dir.«
    Wir sammelten unsere Sachen ein und verließen den Park. Zwischen den riesigen Tannen und Zedern wuchsen Ahorne und Birken, Weißdorn und Erlen und viele weitere Bäume und Sträucher. Der Park war über zweihundertvierzig Hektar groß. Wir befanden uns auf der Westseite. Nach fünf Minuten zu Fuß waren wir wieder am West Sammamish Parkway und ein paar Sekunden später auf der anderen Straßenseite.
    Menolly blickte sich um. Auf der Straße war niemand zu sehen, also schwebte sie rasch auf die Begrenzungsmauer, setzte sich rittlings darauf und warf ein leichtes Seil herunter.

Weitere Kostenlose Bücher