Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
wir alle diese Probleme anpacken sollten, aber eines wusste ich ganz sicher: Wir würden die Knochenbrecherin finden und sie in Fetzen reißen.
Wir trafen durchweicht und mit Matsch und Asche verschmiert im AETT-Hauptquartier ein. Sharah erwartete uns schon. Delilah lief mit versteinerter Miene auf sie zu. Menolly und ich blieben an ihrer Seite.
»Chase ...« Ihre Stimme war schwach, ihre Schultern waren stocksteif.
Sharah starrte sie einen Moment lang an und sagte dann langsam: »Sein Zustand ist kritisch. Ich weiß nicht, ob er durchkommt. Wir tun, was wir können.«
»Nein ... nein ...« Delilah schwankte, und Menolly stützte sie mit einer Hand im Rücken. »Du musst ihm doch irgendwie helfen können.«
Ich schloss die Augen und wollte nicht mehr atmen, nicht mehr sprechen. Ich kannte die Lösung, doch ich wollte auf keinen Fall diejenige sein, die das vorschlug. Aber wenn es ihn retten könnte ...
»Ich weiß, was seine Wunden heilen würde. Aber langfristig gesehen könnte es seinen Untergang bedeuten«, platzte ich heraus. Genug Qual und Schmerz für eine Nacht. Wenn wir ihn jetzt retten konnten, würden wir uns später mit der Zukunft befassen.
»Was? Wir dürfen Chase nicht verlieren. Ich darf ihn nicht verlieren!« Delilah packte mich bei den Schultern. »Sag es mir!«
Ich holte tief Luft. »Du wolltest ihn doch den Nektar des Lebens trinken lassen. Das Elixier heilt selbst extrem schwere Verletzungen. Ohne die zugehörigen Rituale könnte es ihn über kurz oder lang um den Verstand bringen, aber jetzt würde es ihm das Leben retten.« Ich wandte mich Sharah zu und fragte: »Hat er ansonsten eine Chance?«
»Eine Chance, ja ... aber eine sehr geringe ...« Ihre Stimme erstarb, und ich sah Tränen in ihren Augen glitzern.
»Dann ist alles klar«, sagte Delilah. »Gib ihm das.« Sie holte das Fläschchen aus ihrer Handtasche und drückte es Sharah in die Hand. »Tu es.«
»Aber ... Seid ihr sicher?« Die Elfe sah mich an, und ich nickte.
Menolly trat vor. »Uns bleibt nichts anderes übrig. Wenn er sowieso sterben würde, können wir es ebenso gut damit versuchen, denn ich kann wirklich keinen Sohn gebrauchen, und ihn zum Vampir zu machen wäre die einzige andere Möglichkeit.«
Sharah seufzte tief, wirbelte dann herum und marschierte den Flur entlang. »Kommt mit«, rief sie.
Wir folgten ihr. Als wir Chases Krankenzimmer betraten, sahen wir, dass er an mehreren Infusionsschläuchen und einem Beatmungsgerät hing.
»Er hat vier Stichwunden erlitten, die seine Organe schwer beschädigt haben«, erklärte Sharah. »Die Klinge ist genau an den falschen Stellen eingedrungen. Wer auch immer ihn angegriffen hat, wusste genau, wie man möglichst tödlichen Schaden anrichtet.«
Delilah zuckte zusammen, doch Sharah bemerkte es nicht. Sie nahm eine große Spritze aus einer Schublade. »Der Nektar des Lebens wirkt genauso, wenn man ihn spritzt, wie wenn man ihn trinkt.« Während sie langsam die Spritze aufzog, blickte sie zu meiner Schwester auf. »Dir ist doch klar, dass das auf deine Kappe geht? Ich weiß, dass wir Chase brauchen und dass du ihn liebst, aber ich tue das hier wider besseres Wissen. Ohne die Rituale könnte das Elixier große Veränderungen in seiner Persönlichkeit hervorrufen wie auch in seinem Körper.«
»Tu es«, knurrte Delilah.
Ich sah das Flimmern ihrer Aura, das stets eine Verwandlung ankündigte, und eilte zu Sharah hinüber. »Wenn du nicht einen sehr wütenden schwarzen Panther hier drin haben willst, tu lieber, was sie sagt. Wir übernehmen die Verantwortung dafür.«
Sharah nickte und injizierte das Elixier direkt in Chases Drosselvene. Als die funkelnde Flüssigkeit darin verschwunden war, trat sie zurück. »Wir werden gleich wissen, ob wir ihm das Leben gerettet haben oder nicht.«
Delilah fiel auf die Knie. »Große Mutter Bast, ich flehe dich an. Bitte rette Chase. Ich brauche ihn. Ich weiß nicht, weshalb du uns zusammengeführt hast, aber wir sind noch nicht fertig. Wir sind noch nicht am Ende.«
Niemand sprach ein Wort, während die Sekunden verstrichen. Und dann, als ich schon glaubte, es hätte nicht funktioniert, schnappte Chase nach Luft. Sharah entfernte vorsichtig den Beatmungsschlauch aus seinem Mund. Er war noch nicht bei Bewusstsein, doch er atmete wieder aus eigener Kraft. Nach einer weiteren Minute begannen die Stichwunden sich zu schließen. Sharah beeilte sich, noch einmal Heilsalbe aufzutragen, und wandte sich dann zu Delilah um.
»Er wird
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