Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
ist.«
»Wie bitte? Wollt Ihr uns etwa drohen? Und was zum Teufel soll das heißen, es würden Fronten abgesteckt? Ich habe kein Wort davon gehört, dass es Arger zwischen beiden Fraktionen gäbe.« Ich hielt ihrem Blick tapfer stand.
Als ich sie kennengelernt hatte, war ich beeindruckt und hingerissen gewesen. Jetzt hatte ich sie satt. Sie war nicht mehr der strahlende Glanz, für den ich sie gehalten hatte, sondern eine finstere Intrigantin, die uns ständig überreden wollte, vom AND zu desertieren und uns von der Anderwelt loszusagen. All das nur, damit wir uns ihrem Hof anschlössen. Natürlich weigerten wir uns standhaft, und deshalb war sie stinksauer auf uns.
»Euch drohen? Nicht doch. Weshalb sollte ich meiner Verwandtschaft drohen ?« Doch ihre Miene blieb finster, und sie sah aus, als hätte sie mir am liebsten eine geknallt. Ich hielt ihrem Blick immer noch stand und wich nicht vor ihr zurück. Wir sahen uns recht ähnlich - violette Augen, rabenschwarzes Haar -, aber ich war größer, und mein Feenerbe lag dichter unter der Oberfläche als bei ihr. Sie hingegen hatte ein paar Zeitalter Magie auf ihrem Konto und den Königinnenmantel um ihre Schultern vorzuweisen.
»Wir werden Euren Rat bedenken.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ist sonst noch etwas?«
»Besser nicht, sonst grille ich dich zum Frühstück«, sagte Smoky beiläufig und kippte mit seinem Stuhl nach hinten, bis die Lehne an der Wand ruhte. »Niemand bedroht meine Frau und kommt lebend davon.« Er betrachtete Morgana ungerührt.
Sie machte schmale Augen, und obwohl sie ihn keines Blicks würdigte, sah ich einen Hauch von Angst über ihr Gesicht huschen. Sie fürchtete sich also vor Drachen. Klug von ihr. Smoky konnte sie mit einem einzigen Schlag seiner Klauen niedermähen, und seine eigene Magie schützte ihn vor ihrer. Falls es zu einer echten Auseinandersetzung käme, würde ich auf die übergroße Eidechse setzen.
Morgana kam offenbar zu dem Schluss, dass dies kein guter Tag zum Sterben sei. Sie wandte sich wieder mir zu, ohne ein Wort mit Smoky zu wechseln. »Teilt mir eure Entscheidung mit, aber möglichst rasch. Da braut sich etwas zusammen, und ich möchte nicht zwischen zwei Stühlen oder Welten sitzen, wenn diese Kessel überkochen.«
»Jetzt habt Ihr uns ja gewarnt.« Ich wies höflich zur Tür.
Morgana stieß ein leises Zischen aus. »Dumme Mädchen. Ihr dummen, dummen Mädchen. Ihr glaubt, nur weil ihr es mit Drachen treibt und mit Dämonen herumspielt, könnte euch nichts geschehen? Meint ihr vielleicht, diese vertrocknete alte Elfenkönigin würde euch Zuflucht gewähren? Ihr irrt euch, Mädchen. Ihr spielt in der falschen Mannschaft, und wenn es richtig heiß wird, werdet ihr euch gewaltig die Finger verbrennen.« Damit fegte sie an mir vorbei, stürmte zur Tür hinaus und schlug sie hinter sich zu.
Ich drehte mich zu den anderen um. Smoky begutachtete seine Fingernägel. Morio aß die letzten Bissen seines Frühstücks. Iris wischte die Arbeitsplatte ab. Nur Delilah sah mich an, und ihr Gesichtsausdruck - eine Mischung aus Besorgnis und Verärgerung - spiegelte meine eigenen Gefühle.
»So viel dazu«, sagte ich schließlich. »Also kommt, wir gehen auf Goshanti-Jagd.« Aber der Gedanke, dass unsere eigene Verwandtschaft mehr Probleme aufzuwerfen schien als die Dämonenplage, ließ mich nicht los.
Zumindest gab es ein paar Dinge, die wir immer noch selbst in der Hand hatten, sagte ich mir, als ich mir das Cape schnappte und zum Auto ging. Ein Kampf mit einem einfachen Dämon oder einer Teufelin war mir allemal lieber als die Launen einer zickigen Feenkönigin.
Kapitel 4
Die Luft roch nach Salz und Holzrauch, Zedern und Moos, als wir zum Auto gingen. Delilah bestand als Erste auf den Vordersitz, also stieg Morio hinten ein. Ich legte die Tasche mit den Sachen für das Ritual in den Kofferraum und setzte mich ans Lenkrad. Als wir wegfuhren, winkte Iris uns von der Vordertreppe aus zu. Ihr fröhliches Gesicht und die Hoffnung in ihrem Lächeln erinnerten mich wieder einmal daran, weshalb wir all das taten. Warum wir hierblieben und kämpften.
»Also, glaubst du wirklich, dass Nerissa eine Aussicht hat, in den Stadtrat gewählt zu werden?« Ich warf Delilah einen fragenden Blick zu.
»Ich finde, die Chancen stehen ganz gut«, antwortete sie. Meine Schwester saß selbst im kürzlich gewählten Übersinnlichen-Gemeinderat und hatte Nerissas Kampagne während der vergangenen paar Monate
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