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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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seufzte und zückte mein Handy. Delilah ging zu Hause ans Telefon.
    »Wir sind wieder da. Kannst du uns abholen?«
    »Den Göttern sei Dank, dass ihr zu Hause seid«, sagte sie mit angespannter Stimme. »Chase hat schon mehrmals nachgefragt, wo zum Teufel du und Morio steckt. Anscheinend steppt auf dem Wedgewood-Friedhof neuerdings der Bär, und Menolly und ich können allein nicht viel ausrichten. Ich bin in zehn Minuten da.«
    Während wir durch den Wald zur Straße gingen, schloss ich kurz die Augen und stimmte mich wieder auf die Präsenz von Starkstromleitungen, Fluglärm und Autoverkehr ein. Es war hier so viel lauter als in der Anderwelt, doch diesmal war ich erleichtert, wieder da zu sein. Und Trillian war bei mir. Ich warf ihm einen Blick zu, und er erwiderte ihn mit einem zärtlichen Lächeln - eines von der Sorte, die mich stets daran erinnerte, wie leidenschaftlich und wie gefährlich er sein konnte.
    Bis wir die Straße erreichten, schüttete es schon wieder. Was Regen anging, konnten die meisten Orte in der Anderwelt es wirklich nicht mit Seattle aufnehmen. Wenn ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, dass das Klima in Dahnsburg dem des westlichen Staates Washington überraschend ähnlich war. Während ich in angenehmem Schweigen meinen Gedanken nachhing, kam Delilah in Morios Subaru an. Er hatte ihr den Schlüssel dagelassen. Jetzt setzte er sich hinters Lenkrad, und ich stieg mit Trillian und Delilah hinten ein. Iris bekam den Beifahrersitz.
    »Willkommen zu Hause, Trillian«, sagte Delilah. »Ich bin so froh, dass du wieder da bist.«
    Er starrte sie mit ironischem Lächeln an. »Ach, tatsächlich? Das ist ja was ganz Neues.«
    Sie streckte ihm die Zunge heraus, aber statt die Spitze schlagfertig zu erwidern, fragte sie: »Also, seid ihr alle fit genug, heute Abend zum Friedhof rauszufahren? Da steigt nachts neuerdings eine Riesenparty. Man könnte meinen, dass in ein paar Tagen Samhain ist.«
    Halloween und Samhain - das Fest der Toten - wurden in der Anderwelt ein wenig anders gefeiert als von den Menschen erdseits.
    Erstens schauten am Abend vor Samhain oder Allerheiligen unsere Toten mal wieder zu Hause vorbei - unübersehbar. Sie waren laut, manchmal geradezu unausstehlich, und ließen keinerlei Zweifel daran, ob sie da waren oder nicht. Halloween spielte hingegen keine Rolle. In der Anderwelt verkleidete sich niemand, es gab keine Kostümpartys, und Süßigkeiten wurden zwar immer gern gegessen, aber die richtige Zuckerorgie hoben wir uns für die Julzeit auf. Der Weihnachtsmann - alias Stechpalmenkönig - war wegen seines Süßigkeitenvorrats auf Julpartys immer sehr beliebt.
    Ich schüttelte den Kopf. »Samhain ist erst in über einem Monat, und zur Tagundnachtgleiche wandeln die Toten normalerweise nicht. Jedenfalls nicht so. Okay, sehen wir zu, dass wir nach Hause kommen, damit wir euch erzählen können, was in der Anderwelt so läuft. Ihr werdet nicht glauben, was passiert ist.«
     
    Als wir zur Haustür hereinspazierten, war es kurz nach eins. Ich beschloss, mit meinem Bericht zu warten, bis Menolly wach war. Iris ging in ihr Bad, um zu duschen, und ich hielt auf die Treppe zu, weil ich ebenfalls dringend duschen und mich umziehen wollte. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte, wenn ich erst mit Trillian und Morio allein war, aber sie ersparten mir die Mühe.
    »Ich giere nach einem riesigen Sandwich mit Senf und Mayo«, sagte Trillian, und seine Augen leuchteten auf, als er den Flur entlang in Richtung Küche schaute.
    »Ich auch«, erklärte Morio. Während ich hinauf in mein Zimmer eilte, sammelten sie so viele Zutaten für ihre Sandwiches ein, dass diese nur wahrhaft gigantisch werden konnten.
    Ich trocknete mich gerade ab, als das Telefon klingelte.
    Ich breitete mein Handtuch auf dem Bett aus, setzte mich und griff nach dem schnurlosen Telefon, wobei ich die Welt meiner Mutter wieder einmal bewunderte. Die Erdwelt hatte wirklich einige Vorzüge, die ich niemals abstreiten würde.
    Henry Jeffries war am Apparat. Er war Stammkunde im Indigo Crescent gewesen, seit der AND die Buchhandlung - meine Tarnung - eröffnet hatte. Der Laden gehörte nun tatsächlich mir, und inzwischen hatten wir uns noch besser kennengelernt.
    Er war mit über sechzig ein etwas älterer Herr - nach VBM-Maßstäben gemessen - und liebte die Klassiker der Science-Fiction- und Fantasy-Literatur. Vor ein paar Monaten hatte ich ihn in Teilzeit eingestellt. Er war der perfekte Angestellte: Er war nicht

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