Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
Amber gesagt, was mir eingefallen ist. Den Skunk-Entferner bringe ich morgen in die Bar mit. Da kannst du ihn jederzeit abholen, Delilah.«
Er nickte, tippte sich wieder an den Hut, und ich errötete unwillkürlich. Ich hatte seit über einem Monat mit niemandem mehr geschlafen, und er war schlank, groß und sehr männlich. Doch er warf nicht einmal beiläufig ein Auge auf mich, und eigentlich war ich erleichtert darüber. Ich war so durcheinander wegen Chase. Und Zach, der Werpuma, mit dem ich zweimal geschlafen und der Chase das Leben gerettet hatte, brauchte sehr viel länger, um sich von seinen schweren Verletzungen zu erholen, als man zunächst angenommen hat- Als ich ihn das letzte Mal in der Reha-Klinik besucht hatte, hatte er mich nicht sehen wollen, und wir hatten seit über einem Monat nicht mehr miteinander gesprochen, obwohl ich jede Woche dort anrief.
Menolly begleitete Luke zur Tür, während ich die Notizen durchging. Als sie zurückkam, blickte ich auf, und sie lächelte mir sanft zu. Ihre Augen waren früher leuchtend blau gewesen, doch je tiefer sie in ihr neues Leben als Vampirin einsank, desto grauer wurden sie. Inzwischen schimmerten sie beinahe silbrig.
»Du bist scharf, nicht?« Sie seufzte tief. »Das ist das Problem, wenn man sich auf eine Beziehung einlässt. Man fängt an, den anderen zu brauchen ... und dann ...« Mit einem Blick auf Nerissa zuckte sie mit den Achseln. »Und dann kann man sich das Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.«
Erst jetzt fiel mir ein goldener Ring an ihrem rechten Zeigefinger auf. Ich deutete darauf. »Der ist neu. Seit wann und woher genau hast du ihn?« Ich hielt ihren Blick gefangen, und sie kniff die Augen zusammen und schnaubte leicht. Wenn sie atmete, obwohl sie gar keine Luft mehr brauchte, wusste ich immer, dass ich sie erwischt hatte. Volltreffer!
»Ach, na gut. Nerissa hat ihn mir geschenkt. Das ist... ein Freundschaftsring. Ein Symbol dafür, dass wir nicht mehr zu haben sind, zumindest, was andere Frauen betrifft. Kerle - pff, die kommen und gehen, aber ... Wir haben ausgemacht: keine anderen Frauen. Ich habe ihr auch einen geschenkt.« Sacht hob sie die Hand des Werpumas an, und ich sah das Gegenstück an Nerissas Finger. Beide Ringe waren mit keltischen Knoten verziert. Mir stockte der Atem, und ich sah meiner Schwester erstaunt in die Augen.
Menolly hatte eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht, seit sie gefoltert, vergewaltigt, ermordet und dann als Vampirin wieder in die Welt hinausgeschickt worden war. Inzwischen war sie glücklich, jedenfalls meistens, und sie hatte sich tatsächlich wieder der Liebe geöffnet - so, wie sie im Moment damit klarkam.
Ich ergriff ihre freie Hand und drückte sie an meine Wange, und zum ersten Mal zuckte ich nicht zusammen, als ich die Kälte ihrer Haut spürte. Als ich die Lippen auf ihre Finger drückte, blickte ich auf und sah blutige Tränen über Menollys Wangen rinnen. Stumm breitete sie die Arme aus, ich schmiegte mich an sie und ließ mich von ihr drücken.
»Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich habe mich so lange bemüht, dich zu akzeptieren wie Camille, ohne jeden Vorbehalt. Aber ich hatte Angst ... und jetzt ...«
»Und jetzt hast du keine mehr«, flüsterte sie.
»Und jetzt habe ich keine mehr«, wiederholte ich, und mir wurde klar, dass das stimmte. Ihr grausiger Tod und ihre Wiedergeburt als Untote hatten mir stets Angst gemacht, doch die war auf einmal von mir abgefallen wie ein Grabtuch, und jetzt stand nur noch Menolly vor mir. Meine Schwester, endlich offen und unverschleiert in ihrem neuen Leben, fröhlich und strahlend und nicht länger das Ungeheuer, in das Dredge sie verwandelt hatte. Ich erinnerte mich nur zu gut an dieses Ungeheuer, das nach Hause geschickt worden war, um uns zu töten, und daran, wie Camille mich zum Fenster hinausgescheucht hatte, um mich zu schützen.
Langsam ließ sie mich los, und ich setzte mich wieder. Menolly verzog das Gesicht. »Ich bin sehr glücklich. Aber, Kätzchen, du musst mir versprechen, etwas für mich zu tun.«
»Was denn?«, fragte ich atemlos. Ob sie eine Wiedergutmachung dafür erwartete, dass ich ihr all die Jahre so zögerlich begegnet war?
»Unternimm etwas gegen diesen Wischmopp.« Sie deutete auf mein Haar.
Iris schlenderte in einem seidenen Kimono herein. Ihr offenes Haar, das wie ein goldener, seidiger Wasserfall bis zu ihren Knöcheln hinab schimmerte, war ein wenig zerzaust. Ihre Wangen hatten so ein rosiges Glühen, das
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