Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
Ich taumelte los und suchte nach meiner Schwester, panisch vor Angst, sie könnte entführt worden sein.
»Ich bin hier, Kätzchen.« Sie humpelte hinter der Plattform mit dem Becken hervor, die mitten im Raum stand. Sie blutete von Kopf bis Fuß aus Hunderten kleiner Schnittwunden.
»Was zum Teufel ...?«
»Van hat mich in die Scherben auf dem Boden gestoßen und mich darin herumgewälzt.« Sie verzog das Gesicht. Scharfe Glassplitter, manche kaum sichtbar, andere so groß wie Spielkarten, steckten in ihrer Haut.
»Heiße Scheiße, du siehst übel aus.«
Smoky warf einen einzigen Blick auf sie und stieß ein kurzes Schnauben aus. Er wandte sich an Trillian und Morio. »Bringt sie zu Sharah. Sofort.«
»Und wo willst du hin?«, fragte ich, weil mir plötzlich bewusst wurde, was hier auf Messers Schneide stand.
»Das geht dich nichts an.« Er warf mir einen frostigen Blick zu und verschwand dann im Ionysischen Meer. O Scheiße, das würde Tote geben.
»Dir ist doch klar, was das bedeutet, oder? Stacia hat eine Belohnung auf uns ausgesetzt. Jeder böse Bube, der was auf sich hält, wird das Kopfgeld kassieren wollen.« Ich ließ mich auf die Kellertreppe sinken.
»Ja, das ist mir klar.« Camille lehnte sich vorsichtig an einen Tisch und biss sich auf die Lippe. »Unser Leben dürfte jetzt derart kompliziert werden, dass wir uns nach den guten alten Zeiten sehnen werden, als wir es nur mit Degath-Kommandos zu tun hatten. Aber fürs Erste sollten wir verdammt noch mal endlich diese Kojote-Wandler aufspüren und das Geistsiegel an uns bringen, ehe Stacia etwas davon mitbekommt.«
»Ich glaube, da können wir euch weiterhelfen.« Morio begann Glassplitter aus Camilles Haut zu ziehen. Sie zuckte zusammen, sagte aber nichts, obwohl ihr das Blut über die Arme und an den Rückseiten der Oberschenkel hinabrann. Ich schauderte bei der Vorstellung, wie lange es dauern würde, sie von all dem Glas zu befreien. »Marion hat zu Hause angerufen, nachdem ihr das Café verlassen hattet. Offenbar hat sie mit einer Freundin gesprochen, die wiederum ... also, um es kurz zu machen: Wir haben eine Adresse.«
»Den Göttern sei Dank. Das ist der erste Lichtblick seit Tagen. Und wohin zum Kuckuck sind Jaycee und Van verschwunden? Und was sind die beiden eigentlich?« Mir drehte sich der Kopf, so viel war heute schon passiert.
»Du erkennst sie immer noch nicht, wenn du sie vor der Nase hast, oder?« Vanzir schüttelte den Kopf.
»Spiel nicht den Geheimnisvollen. Das kauft dir keiner ab«, erwiderte ich und funkelte ihn an. »Wir haben keine Zeit für Rätselspielchen.«
»Sie sind Treggarts. Sehen aus wie Menschen, sind aber Dämonen. Da sie obendrein Hexer sind, könnt ihr beide von Glück sagen, dass ihr noch am Leben seid.«
»Ihr Geruch hat mich schon an Dämonen erinnert, aber ... warum habe ich das nicht an ihnen gespürt?« Camille erstickte einen Aufschrei, als sie sich eine besonders fies aussehende Glasscherbe aus dem Oberschenkel zupfte. »Verdammt, tut das weh. Jetzt weiß ich, wie sich eine Zwiebel im Zerkleinerer fühlt.«
»Die beiden waren sehr wahrscheinlich maskiert. Derart mächtige Hexer können ihre Dämonennatur leicht verhüllen, also macht euch keine Vorwürfe. Sieht allerdings so aus, als hättest du auch fleißig mit Zaubern um dich geworfen, Süße. Du solltest in Dachfenster machen.« Vanzir blickte zu dem riesigen Loch in Kellerdecke und Hauswand hoch, das der Blitz in die Mauern gesprengt hatte. Dann musterte er Camille rasch von oben bis unten. »Wir schaffen dich jetzt besser zum Arzt.«
»Ah, ja, ich glaube, das wäre angebracht.« Sie humpelte ein paar Schritte auf die Kellertür zu, sog zischend den Atem ein und blieb stehen. »Bei jedem Schritt bohren sich die Splitter tiefer hinein. Die Treppe wird die Hölle.«
»Ich bringe dich hin.« Roz war schon an ihrer Seite und schlang vorsichtig einen Arm um ihre Taille. »Ich bringe dich übers Ionysische Meer zum AETT-Hauptquartier. Und ihr überlegt euch inzwischen, was wir als Nächstes tun sollten. Bin bald zurück.«
»Moment«, sagte sie, fischte ihren Autoschlüssel aus der Tasche und warf ihn mir zu. »Okay. Bringen wir es hinter uns.«
Roz schloss die Augen, die beiden waberten kurz in der Luft und verschwanden dann. Das Ionysische Meer war nicht die angenehmste Art, Entfernungen zurückzulegen, und Smoky und Roz nahmen uns nur mit, wenn es unbedingt sein musste. Im Notfall war die blitzschnelle Reise durch die frostigen Astralreiche
Weitere Kostenlose Bücher