Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
meine Schwestern im Geiste waren.
»Ja, ich bin Delilah. Ich komme aus der Anderwelt, aber meine Abstammung ist halb menschlich.«
»Du lebst noch, nicht wahr?« Eine besonders schlanke, zierliche junge Frau, dem Anschein nach Japanerin mit prachtvollem, knöchellangem Haar, neigte den Kopf zur Seite und lachte. »Was für eine ulkige Frisur du trägst. Aber sie gefällt mir.«
Ich grinste. »Ich hatte einen kleinen Zusammenstoß mit einem Stinktier - ist eine lange Geschichte. Und ja, ich lebe noch.«
Sie kamen immer näher, und es war merkwürdig, mir bewusst zu machen, dass sie alle - alle diese scheinbar so körperlich anwesenden Frauen - Geister waren. Doch ehe ich länger darüber nachdenken konnte, wurde ich sanft zu dem Lager mit den üppigen Kissen geschoben und gedrängt, Platz zu nehmen, und sie setzten sich um mich herum.
Greta hob die Hand, und alle verstummten. Sie musste mehr Macht besitzen, als ich gedacht hatte.
»Ich habe Delilah aus mehreren Gründen heute Abend hierher gebracht. Erstens, damit sie euch kennenlernt - und erkennt, dass sie nicht allein ist. Den Weg, den sie jetzt geht, sind wir alle schon gegangen, und nach unserem Tod hat unser Herr uns hierher gebracht, nach Haseofon. So nennt man diesen Ort, Delilah, Haseofon, Wohnsitz der Todesmaiden. «
Ich rollte den Namen im Geiste auf meiner Zunge herum, um mich damit vertraut zu machen. »Ist der Name geheim? Darf ich ihn außerhalb dieser Mauern nennen?«
»Das ist nicht weiter wichtig. Wir werden dich nicht drängen, allzu viele Geheimnisse vor deiner lebenden Familie zu bewahren.« Und dann lächelte sie. »Stellt euch bitte vor. Sie wird sich wahrscheinlich nicht alle eure Namen auf einmal merken können, doch im Lauf ihrer Ausbildung wird sie mit jeder von euch interagieren und von allen lernen.«
Und so stand eine nach der anderen auf und stellte sich mir vor. Die meisten Namen vergaß ich gleich wieder, aber ein paar ragten aus der Gruppe hervor. Eloise, die große, dunkelhäutige Kriegerin; Lissel, die Schönheit mit dem roten Haar, die einen kleinen Knicks machte, ehe sie sprach; Fiona, eine dunkelhaarige Irin; und Mizuki, die Japanerin, die so leichtfüßig zu sein schien wie ich in meiner Katzengestalt. Und alle trugen die gleichen Zeichnungen auf den Unterarmen wie Greta und jetzt auch ich. Leuchtende, lebendige Blätter und Ranken in Schwarz, Orange, Rostbraun und Rot schmückten das Gefolge des Herbstkönigs.
Greta wandte sich mir zu. »Es gibt noch jemanden, den du kennenlernen musst. Sie gehört zu deiner Familie, ist jedoch keine Todesmaid. Du wirst sie gewiss erkennen.«
Das erregte natürlich meine Neugier. Ich drehte mich in die Richtung um, in die Greta deutete, und wartete. Aus dem Schatten einer riesigen Vase trat eine Kopie meiner selbst, nur dass ihr Haar die Farbe von Zobelpelz hatte, ein sattes Braun. Sie lächelte und streckte mir die Arme entgegen, und in diesem Augenblick erkannte ich sie. Arial. Meine Zwillingsschwester. Meine Leopardenschwester.
»Arial! O Große Mutter Bast - meine Arial!« Schluchzend stürzte ich mich in ihre Arme und klammerte mich an ihr fest. »Ich kann gar nicht glauben, dass du es bist.«
»Ja, ich bin deine Schwester«, flüsterte sie, und auch ihre Stimme klang wie meine. »Ich lebe hier, wenn ich nicht durch den Astralraum schweife und dich im Auge behalte. Der Herbstkönig hat mich nach meinem Tod aufgenommen, und ich bin hier groß geworden, zwar nicht körperlich, aber geistig.«
»Aber warum bist du nicht bei unseren Ahnen im Land der Silbernen Wasserfälle?« Ich zwang mich dazu, einen Schritt zurückzutreten und sie bei den Schultern zu fassen. »Warum bist du nicht bei unserer Mutter?«
»Das hat Zeit bis später - die Geschichte ist lang und hat viel mit deiner Bestimmung zu tun. Fürs Erste freue ich mich nur, dass wir wieder zusammen sind. Wann immer du uns hier besuchst, können wir uns unterhalten. Außerhalb dieser Mauern kann ich nur in meiner Leopardengestalt erscheinen.« Sie lachte und warf sich das lange Haar über eine Schulter zurück. Es fiel ihr bis auf die Hüfte in Locken, die mich an Camilles Haar erinnerten, obwohl es längst nicht so dunkel und kräftig war. Doch auf ihren Unterarmen sah ich keine Tätowierungen. Sie war keine Todesmaid, das war offenkundig.
Ich wollte sie nicht loslassen, also schlang ich einen Arm um ihre Taille und wandte mich zu Greta um. »Die Götter segnen dich ... dieses Geschenk kann ich dir niemals vergelten. Ich
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