Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
sie unmöglich hätte verbergen können.
Grinsend tadelte ich sie mit erhobenem Zeigefinger. »Na, was habt du und Bruce so gemacht?«
»Du sei still«, schalt sie. »Das geht dich nichts an, Mädchen. Aber ich erzähle dir gern, was ich herausgefunden habe. Die Haare sollten wir dir lieber nicht färben, jedenfalls jetzt noch nicht. Nach dem Peroxid würde Haarfarbe sie noch mehr schädigen, und du würdest wahrscheinlich noch schlimmer aussehen als jetzt.«
»Also, das kommt nicht in Frage.« Ich runzelte unglücklich die Stirn. »Verdammt.« Ich warf Menolly einen Blick zu. »Du hast recht, ich muss irgendetwas unternehmen - so kann ich es unmöglich lassen. Vielleicht wird es Zeit für eine neue Frisur.« Ich bat Iris: »Hol deine Schere.«
»Wie bitte? Du machst wohl Witze.« Sie starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
»Nun mach schon. Ich will sie kurz und flippig haben. Wenn ich schon aussehe wie ein Punk, dann wenigstens richtig. Außerdem wächst die Farbe so schneller heraus, und ich brauche immer nur die Spitzen nachzuschneiden, bis die ganzen Macken weg sind.«
Menolly kicherte. »Willst du das wirklich tun, Kätzchen? Ich wette, das ziehst du nicht durch.«
Ich schnaubte. »Das wirst du gleich sehen. Schalt Jerry Springer ein und hol die Chipstüte, wir feiern eine Party.«
Menolly brachte mir liebenswürdigerweise eine Tüte Cheetos, die ich so sehr liebte, und dazu ein Glas Milch. Dann bugsierte sie Nerissa sanft aufs Sofa, wo die prachtvolle, goldblonde Amazone einfach weiterschlief. Menolly zog die Beine an, schwebte hinauf an die Decke und warf mir die Fernbedienung zu.
Während ich mich durch die Programme zappte, legte Iris ihr Werkzeug zurecht und bat mich dann, auf dem Bodenkissen vor ihr Platz zu nehmen. Sie musste trotzdem auf einen Tritthocker steigen, weil ich so groß war.
»Kannst du es richtig stylish machen?«
»Ich weiß, was du willst, Mädchen. Und jetzt halt still.«
Der erste Schnitt war die reinste Folter. Ich hörte die Schere säbeln und schauderte, als Iris mir eine Handvoll fleckiger langer Haare reichte. Doch während ich das Büschel anstarrte, fand ich die Idee mit dem radikalen Kurzhaarschnitt auf einmal gar nicht mehr so übel. Ich hätte abscheulich ausgesehen, denn die Haare waren ganz strohig von der Bleiche und der Natronlauge.
Während sie sich kreuz und quer über meinen Kopf schnippelte und hier und da auch rasierte, freute ich mich allmählich auf die Verwandlung. Verdammt, ich fühlte mich auch schon anders - endlich meine Angst vor Menollys Vampirnatur zu verlieren, hatte in mir den Drang geweckt, große Veränderungen anzugehen und die Teile von mir zu opfern, die mich unsicher und furchtsam machten. Ich hatte es satt, ängstlich und zaghaft zu sein.
»Bin gleich fertig«, sagte Iris und pinselte meinen Nacken ab.
Mein Kopf fühlte sich viel leichter an und der Nacken eigenartig nackt und schutzlos, so ganz unbedeckt. »Darf ich es jetzt sehen?«
»Einen Moment noch.« Sie verschwand kurz und eilte mit einer Tube Haargel, einer Sprühflasche und einem Fön wieder herein. Sie sprühte mein Haar ein, verrieb ein wenig Gel zwischen den Fingern, zupfte die Spitzen zurecht, hielt noch kurz den Fön daran und trat dann zurück. »Okay, sieh es dir an.«
Langsam stand ich auf und ging auf den Spiegel über dem Kamin zu. Ich starrte hinein und hätte mein Spiegelbild beinahe nicht wiedererkannt. Ich war eins zweiundachtzig groß, und mit der neuen Frisur wirkte ich sogar noch größer. Mein Haar sah völlig anders aus - immer noch fleckig, doch jetzt wirkte es süß, frech - beinahe ein bisschen zickig und hart.
»Gefällt mir«, sagte ich und wandte den Kopf hin und her. Die Tätowierung mitten auf meiner Stirn schimmerte unter den schräg gekämmten Ponysträhnen hervor. Die schwarze Sichel kennzeichnete mich als Maid des Herbstfürsten. Langsam hob ich die Hand und betastete sie. Die pulsierende Energie, die ich darin spürte, war immer da, und im Lauf der vergangenen Monate war sie noch stärker geworden. Ich hatte das Gefühl, dass etwas auf mich zukam, etwas Großes, Erschreckendes, fühlte mich aber seltsamerweise zugleich getröstet und geborgen.
Während ich noch in den Spiegel starrte, verschob sich plötzlich die Realität, mein Gesicht wechselte flackernd zwischen meinen menschlichen Zügen und denen des Panthers. Ich wappnete mich, denn ich wusste, was jetzt kam.
Und dann war er da, Hi'ran. Der Herbstkönig stand hinter
Weitere Kostenlose Bücher