Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
weiterzugeben. Sie ist hochintelligent, kann selbstverständlich lesen und schreiben ... sie ist stumm, nicht geistig behindert. Und offenbar ist das Blut ihrer Mutter stärker als das ihres Vaters, denn sie hat sich dafür entschieden, dem Weg des Dämonischen zu folgen, statt ihr eigenes Gleichgewicht, ihren eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden.«
Carter funkelte Kim an, und sie wich mit angstverzerrtem Gesicht zurück. »Ich sollte dich auf der Stelle töten, ohne ein weiteres Wort. Du undankbare Überläuferin. Du verräterisches Miststück. Ich behandele dich all die Jahre lang wie meine eigene Tochter, und so dankst du mir meine Mühe.«
Als ich den Ausdruck in Carters Augen sah, verkrampfte sich mein Magen. Er kochte vor Zorn, und ich fürchtete, er könnte seine Drohung wahr machen. »Wir müssen wissen, was sie denen gesagt hat. Wir müssen erfahren, was sie über die Dämonen weiß. Bitte tu ihr nichts. Noch nicht.« Ich warf Kim einen Blick zu, den sie diesmal mürrisch und verächtlich erwiderte. »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die Informationen, die sie uns gibt, richtig sind. Also, was tun wir jetzt? Und sprechen kann sie auch nicht...«
Vanzir erhob sich. »Ich kann in ihren Geist eindringen. Schlagt sie bewusstlos, dann gehe ich rein und finde heraus, was sie weiß. Ich kann ihre sämtlichen Barrieren untergraben, und sie wird mich nicht daran hindern können.«
Als Traumjägerdämon war Vanzir tatsächlich dazu in der Lage. Er konnte sich auch von ihrer Lebenskraft nähren, wenn er wollte. Ich wechselte einen Blick mit Menolly und Camille. Die beiden nickten. Uns blieb keine andere Wahl - wir mussten wissen, was Kim an Stacia weitergegeben hatte. Wahrscheinlich hatte sie jedes unserer Gespräche mit Carter belauscht, jedes Telefonat, mit dem er eine unserer Fragen beantwortet hatte.
»Tu es. Und finde heraus, warum sie beschlossen hat, sich mit denen zu verbünden.« Ich stand auf und trat vor Kim, die zurückzuckte. »Menolly, kannst du sie hypnotisieren wie einen VMB?«
»Ich werde es nur zu gern versuchen.« Sie ging zu Kim hinüber, die auf einem Schemel saß, zerrte sie auf die Füße und bleckte ihre Fangzähne. »Wehr dich nicht, sonst mache ich es auf die blutige Art. Verstanden?«
Das Mädchen nickte und wirkte jetzt eher starr vor Angst als wütend und mürrisch. Menolly beugte sich vor, flüsterte ihr etwas ins Ohr, setzte ganz sacht die Fangzähne an Kims Hals. Sie ritzte langsam die Haut auf und grub die Zähne tief hinein. Kim öffnete in stummem Stöhnen den Mund, und ein Ausdruck seliger Wonne breitete sich über ihr Gesicht, während Menolly an dem Blut leckte, das aus der Bisswunde sickerte.
Gleich darauf löste meine Schwester sich von ihr. Kim war wie in Trance, und Menolly sagte: »Schlafe. Schlafe, bis ich dir befehle, aufzuwachen. Wehr dich nicht - öffne deinen Geist und schlafe.« Ihre Stimme war so hypnotisch, dass selbst ich auf der Stelle hätte einschlafen mögen, doch ich schüttelte mich und fing Kim auf, als deren Knie nachgaben. Wir legten sie aufs Sofa.
»Brauchst du dazu deine Ruhe?«, fragte ich Vanzir.
»Ich wäre lieber allein, ja. Ich sage euch Bescheid, wenn ich fertig bin. Es dürfte nicht allzu lange dauern.« Er errötete, und ich erinnerte mich daran, wie gern er anderen die Lebenskraft aussog, und wie sehr er sich bemühte, es nicht zu tun. Lebenskraft machte süchtig, und Vanzir war ein Dämon, der sich selbst und das, was nun einmal in seiner Natur lag, nicht besonders mochte.
Während wir Carter in die Küche geleiteten, blieb Menolly zurück, um Vanzir zu bewachen, nur für den Fall, dass irgendetwas schiefgehen sollte.
Ich legte Iris' Zauberstab auf den Tisch. Er sah verloren aus, und ich verzog das Gesicht und ließ den Kopf hängen. »Ich ertrage es nicht, dass sie in Gefahr ist. Dass die sie womöglich haben.«
»Nicht zu glauben, dass Kim eine Verräterin ist.« Camille beugte sich vor und zog Iris' Zauberstab zu sich heran. »Ich hoffe, wir irren uns. Ich hoffe, Iris versteckt sich nur irgendwo, wo sie uns nicht hören kann. Carter, wie ist es Kim gelungen, dich zu täuschen?«
Er errötete und starrte auf seine Hände auf dem Tisch. »Ich kann nur noch einmal um Verzeihung bitten. Ich dachte, Kim sei glücklich. Ich dachte ...« Der Dämon zuckte mit den Schultern, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Heute kam ich nach Hause und überraschte Kim dabei, wie sie sich ein Tonband anhörte.
Weitere Kostenlose Bücher