Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
konnten in dieser miesen Gegend vor dem Haus parken, ohne fürchten zu müssen, dass sich jemand an unseren Autos zu schaffen machte. Ich hatte Camille halb die Treppe hinuntergeschleppt aus Sorge, sie könnte hinfallen. Ich sah mich um. »Wo ist Kim? Fehlt ihr etwas?« Falls es ihn überraschte, uns zu sehen, ließ er sich nichts anmerken. Sein schockierend zerzauster roter Haarschopf war in Wahrheit sorgfältig frisiert, um genau diesen Effekt zu erzielen. Die langen Hörner, gewunden wie die einer Antilope, schwangen sich von seinem Kopf nach hinten. Carter trug eine Schiene an einem Knie und ging am Stock, doch er war stets elegant und weltmännisch.
»Sie ist einkaufen gegangen«, erklärte er. Er bat uns, Platz zu nehmen, entschuldigte sich und schlüpfte durch die Tür, hinter der die Küche lag.
Carter war ein sehr zuvorkommender Gastgeber, und sein Wohnzimmer konnte man nur mit einem altmodischen Salon vergleichen - Sofa und Sessel waren edel gepolstert, die soliden Tische handgearbeitet. In einer Ecke stand der riesige Schreibtisch, an dem er seiner Recherchetätigkeit nachging. Ein hochmodernes Computersystem nahm die Hälfte des Tisches ein.
Camille und ich setzten uns und sahen uns ein wenig unsicher um. Zum ersten Mal waren wir ohne Vanzir hier, und ich merkte ihr an, dass sie ebenso eingeschüchtert war wie ich. Carters besondere Kräfte waren gänzlich unbekannt - uns jedenfalls -, und ich war nicht sicher, ob ich sie allzu gut kennenlernen wollte. Zumindest nicht auf die harte Tour. Er stand auf unserer Seite, aber bei Dämonen weiß man eben nie.
Carter kam aus dem Nachbarraum zurück und schob ein Servierwägelchen vor sich her. Auf dem oberen Tablett standen dampfende Teetassen und ein Teller Petits Fours. Ich erhaschte einen Blick auf zwei Kätzchen, die es sich auf der unteren Etage gemütlich gemacht hatten und sich gegenseitig putzten. Beide waren fast ganz weiß, aber die eine hatte eine cremefarbene Zeichnung, die andere ein paar schwarze Flecken. Ihr Fell war weich und mittellang, sie waren kräftig für ihr Alter und sahen reizend aus.
»Du hast ja Katzen!« Aus irgendeinem Grund überraschte mich das. Camille blickte sich um, und ich deutete auf den Servierwagen.
Er nickte. »Ägäische Katzen, ja. Sie mögen Menschen. Ihr könnt sie gern streicheln. Die creme-weiße heißt Roxy, die schwarz-weiße Lara.«
»Ach, wie süß! Schau mal, Delilah!« Camille hob das cremefarbene Jungtier hoch und schmiegte die Wange an sein Fell.
Ich warf ihr einen ernsten Blick zu. »Es wäre keine gute Idee, wenn ich sie streichle. Du kannst ja mit ihnen kuscheln. Viel Spaß.« Obwohl die beiden noch so klein waren, bestand immer das Risiko, dass mein inneres Tigerkätzchen beleidigt sein und protestieren könnte. Zu gern hätte ich auch mit ihnen gekuschelt, aber zu ihrer eigenen Sicherheit war es klüger, das sein zu lassen.
Camille wandte sich mir zu. »Ach, es wäre so schön, wenn wir auch welche haben könnten.«
Bei ihrem Gesichtsausdruck zwickten mich leichte Schuldgefühle, und ich seufzte. »Wenn du gut aufpasst, kannst du mir eines geben. Dann sehen wir, was passiert.« Ich biss mir auf die Lippe, und sie legte das schwarz-weiße Katzenbaby sanft in meine Hände und hielt sich bereit, notfalls einzugreifen.
Das Fell war so weich und das kleine Gesicht so niedlich. Obwohl sich in mir etwas zu sträuben begann, ergab ich mich diesem Zauber. Ich wollte Camille gerade das Kleine zurückgeben, als es ein schrilles Miauen ausstieß und mich erschreckte. Hastig setzte ich es auf dem Sofa ab. Ehe ich wusste, wie mir geschah, verwandelte ich mich blitzschnell in die Tigerkatze und sprang neben das Kleine aufs Sofa. Dieser schrille Laut war ein Mamiii!- Schrei gewesen, und es war nirgends eine Mami zu sehen.
Ich packte das Baby im Nacken, sprang auf den Boden und zog es mit mir unter einen nahen Beistelltisch. Dann hielt ich es sanft mit einer Pfote fest und begann, der Kleinen das Gesicht zu putzen.
»Halt still«, ermahnte ich sie. »Du musst mal gründlich gewaschen werden, und du hast das nicht ordentlich gemacht.«
Die Kleine sagte nichts, sondern starrte mich nur mit so großen Augen an, dass ich auf einmal alles getan hätte, um sie zu beschützen. Sie begann zu schnurren, und ich schleckte und putzte noch energischer. Als Camille sich herabbeugte, um mich unter dem Tisch vorzuziehen, knurrte ich. Ich wusste, dass meine Schwester der Kleinen nichts tun würde, aber unter gar keinen
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