Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
langsam.
Ich blinzelte gegen die Tränen an. »Sag es ruhig: Beim letzten Mal, als er mit uns in den Kampf gezogen ist, wäre er beinahe umgekommen, und seitdem sitzt er im Rollstuhl. Nur einer unserer zahlreichen Kollateralschäden«, fügte ich bitter hinzu. »Er will nicht einmal mehr mit mir reden, weißt du ? Er geht nicht ans Telefon, wenn ich anrufe, und wenn ich ihn in der Klinik besuchen will, lässt er mich wieder wegschicken.«
»Das ist seine Entscheidung, Kätzchen, nicht deine.« Camille lehnte den Kopf an die Kopfstütze. »Natürlich fühlst du dich schrecklich wegen seiner Verletzungen. Das geht uns allen so. Und ich weiß, dass du ihn attraktiv findest, aber sei ehrlich, Kätzchen. Du liebst ihn nicht. Das ist ganz offensichtlich. Sonst hättest du Chase um seinetwillen verlassen.«
»Ja, aber ... wir haben ihn in Gefahr gebracht.«
»Das stimmt, aber es war seine Entscheidung, mit uns zu gehen. Er wurde verletzt, als er Chase das Leben gerettet hat - eine mutige Tat, zu der er sich entschieden hat. Er ist ein Held, dem etwas Schreckliches zugestoßen ist. Aber dass er schwer verletzt wurde, bedeutet nicht, dass du ihm dein Leben schuldig bist. Du kannst ihn nicht lieben, nur weil er gelähmt ist. Das wäre euch beiden gegenüber nicht fair. Und du weißt, dass Zach dich unter solchen Vorzeichen gar nicht wollen würde.«
Heiße Tränen stiegen mir in die Augen. Ich blinzelte sie weg. Ich hatte noch nie, niemals, darüber gesprochen, wie ich mich wegen Zachary Lyonesses Verletzungen fühlte, aber Camille hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich fühlte mich schuldig, weil ich es genossen hatte, mit ihm zu schlafen, mich aber nicht in ihn verlieben konnte. Ich fühlte mich schuldig, weil er gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt war. Ich fühlte mich schuldig, weil er sich wünschte, dass ich mich für ihn entscheiden würde ... und jetzt war ich frei, konnte es aber trotzdem nicht.
»Wie bist du bloß so weise geworden?«, brummte ich und bog auf die Ausfahrt ab, die uns zu Carter bringen würde.
»Ich bin mit drei Männern verheiratet. Ich komme vielleicht nicht so gut mit deinem Computer zurecht und kann niemanden so großartig vermöbeln wie Menolly, und meine Magie mag hin und wieder schiefgehen, aber eines kannst du mir glauben: Ich kenne die Männer. Und ich kenne dich.«
Sie lachte, kehlig und volltönend, und meine Spannung glitt von mir ab wie schmelzende Butter von einem Maiskolben. Ich atmete tief durch, schickte die Schuld weg und befahl dem Schmerz nachzulassen.
»Also, obwohl Chase und ich nur noch gute Freunde sind, findest du es okay, dass ich mich jetzt nicht Zach zuwende.« Ich warf ihr einen raschen Blick zu und schaute gleich wieder auf die Straße. Sie lächelte.
»Überleg doch mal: Möchtest du mit jemandem zusammenkommen in dem Wissen, dass du seine zweite Wahl warst? Auf lange Sicht würde er dich dafür hassen.«
»Klingt logisch. Eine ganze Weile hatte ich das Gefühl, dass Chase sich nur für mich interessiert hat, nachdem du ihm unmissverständlich klargemacht hast, dass er deine Muschi nie wird streicheln dürfen.«
»Ich glaub's nicht!« Sie verschluckte sich fast vor Lachen. »Nicht zu fassen, dass ich das aus deinem zimperlichen Mund gehört habe.«
Ich fiel in ihr Lachen ein. »He, ist doch wahr«, sagte ich, als ich auf die Straße einbog, in der Carters Haus lag. »Jetzt gehen wir und unterhalten uns mit dem Dämonenmeister, und dann schaffen wir dich nach Hause.«
Und alles war in Ordnung. Ich war wieder allein, aber einsam war ich nicht. Meine Schwestern und meine Freunde waren ja da.
Kapitel 7
Zu meiner großen Überraschung öffnete Carter die Tür. Normalerweise ließ uns seine Ziehtochter Kim herein. Sie war halb Succubus, halb Mensch, und zwar chinesischer Abstammung. Ihre Mutter, ein Succubus, hatte das Kind verlassen, und Kim hätte als Sklavin verkauft werden sollen. Carter, ein Dämon unbekannter Herkunft, hatte das Baby gekauft und Kim großgezogen wie seine eigene Tochter. Das Mädchen war stumm, obwohl niemand feststellen konnte, warum, und sie vergötterte ihren Ziehvater und führte ihm den Haushalt. Die beiden lebten in der Souterrainwohnung eines zehnstöckigen Backsteinhauses.
Eine schmale Treppe führte zum Eingang hinunter, und Carter hatte eine mächtige Hexe beauftragt, die einen permanenten Schutz wie ein Gitter vor seine Wohnung über den Gehsteig bis zu den nächsten Parkplätzen am Bordstein gelegt hatte. Wir
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