Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
wahr?« Er senkte den Kopf, und seine Hörner schimmerten im weichen Licht.
»Nein«, antwortete ich. Camille schüttelte den Kopf. »Wir wollten nicht aufdringlich sein, aber wenn du uns davon erzählen möchtest, würden wir die Geschichte sehr gern hören.«
Carter lehnte sich in seinem Sessel zurück, presste die Fingerspitzen zusammen und sah uns ernst an. »Ich bin ein Sohn des Hyperion, eines griechischen Titans, der über die Sonne und die Sterne wacht. Er begattete eine Dämonin, und sie gebar einen Wurf - wir waren dreizehn. Eine Weile lebten wir bei meinem Vater, dann befahl meine Mutter uns zu sich ins Land des Hades in den Unterirdischen Reichen. Sie wollte unsere Abstammung väterlicherseits zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Das brachte ihr nur einen schnellen und hässlichen Tod.«
Ich starrte ihn an. Carter war der Sohn eines Titans und hatte zwölf Geschwister? Die Titanen waren älter als die olympischen Götter - ja, im Kampf gegen die Titanen waren die griechischen Götter überhaupt erst groß und mächtig geworden. Wir saßen hier also praktisch einer Gottheit gegenüber. Ich wusste nicht, ob ich niederknien oder mich verneigen sollte, also tat ich weder das eine noch das andere.
»Nach dem Tod meiner Mutter führte ich meine Brüder und Schwestern zu Hyperion zurück. Er nahm uns auf und lehrte uns die Kunst der Beobachtung. Wir lernten, genau hinzusehen, zu lauschen, geduldig zu sein. Dann schickte er uns aus ins Reich der Sterblichen, wo wir die Interaktionen der Dämonen mit der menschlichen Welt dokumentieren sollten. Die Götter stimmten ausnahmsweise einmal mit den Titanen darin überein, dass dies eine wertvolle Arbeit sei, und trugen Athene und Merkur auf, uns zu leiten. Wir bauten ein Netzwerk auf und begannen, andere auszubilden, die in allen Teilen der Welt als unsere Augen und Ohren dienen. Sie unterstehen uns allein.«
»Wen bildet ihr aus? Alle an einem Ort? Sind es viele? Und alle Dämonen?«
Er schüttelte den Kopf. »Unser Netzwerk ist viel größer, als ihr ahnt. Einige sind zum Teil Dämonen, so wie ich selbst, andere Feen. Wieder andere gehören Rassen an, die ihr kaum begreifen könntet. Wir halten uns verborgen, es sei denn, wir befinden es für notwendig, uns zu offenbaren. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ihr Mädchen von uns erfahrt. Ihr kämpft in einem Krieg, der in der Geschichte der Menschheit ein ganz neues Kapitel einleiten könnte und in den Dämonen verstrickt sind. Die Societas Daemonica Vacana interessiert sich sehr für diese Schlacht in der Erdwelt.«
Carter hatte also endlich die Karten auf den Tisch gelegt. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Aber das alles erklärte eine Menge, und ich fühlte mich wohler mit ihm.
»Was möchtest du von uns?«, fragte Camille.
Er zuckte mit den Schultern. »Eure Freundschaft. Eure Geschichten. Ich möchte, dass ihr mir erzählt, was hier geschieht, damit ich es für die Zukunft festhalten kann. Versteht ihr, im Grunde genommen bin ich Historiker. Zwar verbietet mir kein Eid, selbst einzugreifen, doch meine Hauptaufgabe besteht darin, Informationen aufzuzeichnen und zu verwahren, im Vacana-Archiv. Es liegt tief in den Katakomben der Daemonica, in einer Höhle auf einer der unbewohnten Kykladen-Inseln.«
»Kykladen?« Ich gierte förmlich danach, mal einen Blick in diese Katakomben und die Aufzeichnungen darin zu werfen.
»Das ist eine griechische Inselgruppe im Ägäischen Meer.«
»Warum hilfst du uns?«, fragte ich, denn ich wunderte mich darüber, dass er sich überhaupt für uns interessierte. Wenn sein Job darin bestand, große Ereignisse zu verfolgen und festzuhalten, was konnte ihm unser persönliches Schicksal dann bedeuten?
Er lächelte sanft und beugte sich vor. »Mein liebes Kind, das interessiert mich sogar mehr, als du dir vorstellen kannst. Wie die menschlichen Kinder meines Vaters - die alten Griechen - liebe ich alles Schöne und Weise. Ich habe mein Leben der Aufgabe gewidmet, Ordnung zu schaffen, die Gegenwart zu verstehen und die Vergangenheit nicht aus den Augen zu verlieren, damit die Zukunft daraus lernen möge. Außerdem kenne ich die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter. Allein meine Sorge um Kim treibt mich dazu, diese Welt, so fehlerhaft sie auch sein mag, erhalten zu wollen, ohne Einmischung durch das Volk meiner Mutter.«
Seine Miene strahlte, und der Ausdruck in seinen Augen entlockte mir ein Lächeln. Es interessierte ihn wirklich. Wir bedeuteten ihm etwas.
»Hast
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