Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
Nomade ohne Wurzeln. Ausgestoßen. Wir lebten zwischen den Welten. Ich hatte zunehmend den Eindruck, dass zu viele Leute keinen Anker im Leben hatten außer der Familie, die sie sich aus ihren Freunden aufbauten.
»Sag mal, was hast du eigentlich an Thanksgiving vor? Wir tischen hier ein riesiges Festessen auf, und du wärst uns herzlich willkommen. Deine Schwester auch, wenn wir sie erst gefunden haben.« Ich wollte die Einladung nicht ruinieren, indem ich andeutete, dass ich Amber für tot hielt.
»Das ist eine gute Idee.« Camille drehte sich ein wenig auf dem Sofa herum. So müde hatte ich sie lange nicht mehr gesehen. »Verfluchtes Mistzeug. Ich kann nicht einmal Trillian,
Morio und Smoky spüren - der Wolfsdorn hat die Verbindung vernebelt.«
Luke blickte über sein Handy hinweg zu uns auf, und sein Blick wurde weicher. »Danke - ich weiß die Einladung zu schätzen. Menolly hat auch schon so was angedeutet, aber ich wollte bei einer Familienfeier nicht stören.« Er hielt inne. »Da ist sie. Jasons Nummer. Ich rufe ihn gleich an ... wir haben uns seit über einem Jahr nicht mehr gesprochen.«
Er zog sich auf die andere Seite des Wohnzimmers zurück, um zu telefonieren, und ich wandte mich an Iris. »Hast du vielleicht irgendetwas zum Mittagessen? Nerissa kommt sicher auch bald aus dem Bad.«
»Steht schon auf dem Herd. Ich habe gleich etwas aufgesetzt, als Camille angerufen hat.« Der Hausgeist biss sich auf die Unterlippe und setzte sich neben Camille. »Ich werde diesen Winter eine Weile freinehmen müssen. Und ich hatte mich gefragt ... Camille, meinst du, Smoky, Roz und du könntet mich begleiten, sofern ihr euch hier irgendwie loseisen könnt?«
Camille blinzelte und sog dann scharf den Atem ein. »Geht es um ...« Sie unterbrach sich und starrte Iris an. Offensichtlich wusste sie irgendetwas, das ich nicht wusste.
»Ja. Ich glaube, ich habe eine Möglichkeit gefunden, aber sie ist gefährlich, und ich brauche Hilfe.«
»Augenblick mal, ihr zwei. Was ist los?«, fragte ich. »Wovon sprecht ihr?«
Iris warf Camille einen Blick zu, und meine Schwester nickte. »Du wirst es Menolly und Delilah irgendwann sagen müssen, vor allem, wenn die Jungs und ich dich in die Nordlande begleiten sollen.«
»In die Nordlande? Du willst bis in die Nordlande reisen?
Warum?« Ein Blick auf Iris' Gesicht verriet mir, dass sie sich nicht gerade auf diesen Ausflug freute. Es sah eher so aus, als graute ihr davor. Nein, als hätte sie eine Scheißangst.
»Ich erkläre es dir und Menolly später, wenn die Jungs wieder da sind. Ich denke, es ist wohl an der Zeit, meine Geheimnisse nicht nur Camille zu offenbaren. Und mach ihr ja keine Vorwürfe deswegen - ich habe sie darum gebeten, das für sich zu behalten, weil es mit dem Krieg gegen Schattenschwinge nichts zu tun hat. Ich habe nur erst etwas Zeit gebraucht, um mich selbst damit abzufinden, was ich tun muss.«
Obwohl ich nichts lieber getan hätte, als ihr alles aus der Nase zu ziehen, zügelte ich meine Neugier auf ein erträgliches Maß und sah vornehm davon ab, meine Freundin zu bedrängen. »Sicher, kein Problem«, sagte ich und drückte sie kurz an mich. »Mach du, wie es dir recht ist. Ich kann warten.«
»Das ist gelogen, aber sehr lieb von dir. Du platzt doch gleich vor Neugier. Aber die wird sich noch eine Weile halten. Jetzt lasst mich erst einmal das Essen auf den Tisch bringen. Ich höre Nerissa im Flur - würdest du nachsehen, ob sie den Fön gefunden hat?« Und ehe ich noch ein Wort sagen konnte, verschwand sie in der Küche.
Camille schüttelte den Kopf, als ich mich ihr zuwandte. »Versuch es gar nicht erst. Das erzählt Iris dir besser selbst. Aber mach dich auf was gefasst. Erinnerst du dich an den Zauber, den sie hinter Stacias Haus gewirkt hat? Den Spruch, der den Treggarts das Innere nach außen gestülpt hat?«
Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen, aber ich nickte. »Ja, daran erinnere ich mich. Nur zu lebhaft.«
»Der hat etwas mit ihrer Magie zu tun, und mit ihrer Vergangenheit.«
Nun trat Luke wieder zu uns. »Ich habe mit Jason gesprochen. Er lebt noch, das ist immerhin etwas. Einsame Werwölfe, die getrennt von ihrem Rudel leben, haben es sehr schwer. Jedenfalls hat er mir versprochen, sich mal umzuhören. Er wurde erst exkommuniziert, nachdem er selbst das Rudel verlassen hatte, deshalb gilt er bei weitem nicht so sehr als Paria wie ich.«
»Mittagessen!«, rief Iris von der Küche her.
Ich machte einen kleinen Umweg und
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