Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
mit mir verbunden sind, können meine Veilchen und das frisch gemähte Gras riechen. Was führt euch hierher?« Grazil zog sie ein Bein unter sich, umschlang das andere Knie und balancierte so auf ihrem Granitfelsen.
Ich wusste es besser, als sie nach ihrem Namen zu fragen. Dryaden waren ebenso gefährlich und unberechenbar wie Floreaden. Aber sie konnten auch ungeheuer hilfreich sein, wenn ihnen danach war. »Wir versuchen etwas über einen Mann zu erfahren, der vor zwei Wochen in diesem Park gewesen sein könnte. Er war ein Werwolf. Seine letzte Spur führt hierher, und er ist nie nach Hause gekommen. Er hat den Termin in seinem Kalender nicht abgehakt, deshalb haben wir uns gefragt, ob er überhaupt bis hierher gekommen ist.«
»Er war hier zum Joggen verabredet, wahrscheinlich mit einem Freund«, fügte Camille hinzu. »Wir fürchten, ein Kojote-Wandler könnte ihn entführt haben.«
»Kojote-Wandler?« Die Dryade machte schmale Augen. »Mit diesem Abschaum gebt ihr euch ab? Dann verschwindet aus meinem Garten, sonst wird es euch leidtun.« Sie sprang auf, und eine mächtige Dornenranke schoss aus dem Dickicht hinter ihr direkt auf uns zu. Sie sah gemein und gefährlich aus, und die Dornen waren gut zehn Zentimeter lang.
»Warte! Bitte!« Wir rappelten uns hastig von dem Baumstamm auf, und ich schob Camille hinter mich. »Wir suchen nur nach Informationen. Wir sind keine Freunde der dunklen Gestaltwandler!«
Die Ranke verharrte zögerlich. Die Dryade wippte mit einem Fuß auf dem Felsen. »Ein Werwolf, sagt ihr?«
»Ja«, bestätigte ich und wich langsam einen weiteren Schritt zurück. Die zaudernd in der Luft hängende Ranke machte mich nervös, und ich traute der Dryade zu, das Ding jederzeit wieder auf uns loszulassen. »Er war ein Beta-Wolf und wäre leichte Beute für Feinde gewesen, die Wolfsdorn gebrauchen.«
Die Dornenranke zog sich allmählich zurück, aber nur bis zum Waldrand. Wir konnten sie noch gut sehen. Die Dryade hockte sich auf ihrem Felsen nieder und schlang die Arme um die Knie. Ich fragte mich beiläufig, wie ihr hauchzartes Fähnchen von einem Kleid - so dünn, dass es durchsichtig war - sie bei diesem Wetter warm halten konnte. Die Kälte schien sie überhaupt nicht zu stören, aber ich wollte es nicht riskieren, sie mit einer weiteren Frage zu beleidigen.
»Wolfsdorn.« Ihre Stimme war leise. »Jemand benutzt Wolfsdorn. Ich habe ihn gerochen - um die Zeit, von der ihr gesprochen habt. Er hat die Luft meiner Bäume verpestet. Ich weiß noch, dass ich denjenigen verfolgt habe, der diesen Gestank hinterließ, aber er war schnell und nicht leicht aufzuspüren. Am Waldrand habe ich die Jagd aufgegeben.«
»Wir glauben, dass die Kojoten es dazu benutzt haben, unseren Freund zu überfallen. Er hatte eine schwangere Verlobte. Sie wurde heute ermordet, ehe sie mit uns sprechen konnte. Wir wissen, dass einer der Kojote-Wandler - Koyanni nennen sie sich - sie getötet hat, um sie zum Schweigen zu bringen. Die wollten verhindern, dass sie uns etwas erzählt, das ihre Pläne gefährden könnte.« Ich beschloss, es zu versuchen. »Würdest du uns helfen? Würdest du uns zeigen, wo der Wolfsdorn freigesetzt wurde, den du gerochen hast?«
Sie starrte uns einen Moment lang stumm an. Dann nickte sie einmal, sprang von dem Felsen und bedeutete uns, ihr zu folgen. Das dichte Unterholz vor ihr teilte sich und enthüllte einen verborgenen Pfad.
Die Dryade führte uns auf verschlungenen Wegen durch den Wald, bis wir eine Wiese mit einer Laufbahn erreichten. Sie zeigte darauf. »Dort war er. Ich habe ihn beobachtet, weil er mir seltsam vorkam, nicht menschlich, und ich beobachte alle auf diesen Pfaden. Er war übrigens allein. Es war kein Freund bei ihm.«
»Niemand?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wollte ihn schon weiter seine Runden drehen lassen, als eine Gruppe Gestaltwandler von diesem Weg dort drüben kam.« Sie deutete auf einen der Parkwege. »Sie rannten zu ihm hin, ich hörte ein lautes Geräusch und roch den Wolfsdorn. Da habe ich mich versteckt, deshalb habe ich nicht gesehen, was passiert ist. Als ich eine Weile später zurückkam, war von dem Werwolf und den Gestaltwandlern keine Spur mehr zu sehen. Nur der Wolfsdorn trieb noch durch die Luft.«
Camille und ich gingen zu der Laufbahn hinüber. Sie sah nicht so aus, als würde sie viel genutzt. Das lag wahrscheinlich daran, dass es seit zwei Wochen fast ununterbrochen regnete und die Laufbahn aus sandiger Erde bestand. Die
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