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Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Zarte Ranken drangen aus einer Dunstwolke, die sich wie eine Schlange vor mir zusammenrollte. Wade drehte sich langsam um, und ich spürte, wie er sich verkrampfte, während er die Kreatur anstarrte. Die nebelhaften Tentakel tanzten schwach schimmernd in der Dunkelheit. Dann schoben sie sich spiralförmig nach vorn und streiften mein Gesicht. Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich, vollkommen still zu bleiben. Solange wir nicht wussten, was das Wesen wollte und ob es Freund oder Feind war, wollte ich es nicht erschrecken.
    Die Nebelgestalt streckte sich in die Länge und wand sich wie in Zeitlupe über den Boden. Langsam schmiegte sich eine Ranke wie ein Haken an meine Schulter. Ich wollte nicht, dass sie meinen Hals umfing, und trat rasch zurück.
    Sobald ich mich bewegte, stieß das Geschöpf ein Zischen aus, und die Ranke, die sich um meinen Hals hatte schlingen wollen, holte aus, schlug mir wie eine Peitschenschnur ins Gesicht und hinterließ eine brennende Schnittwunde.
    Verdammt. Gar nicht gut! Plötzlich wurde mir bewusst, dass Wade zwar ein Vampir sein mochte, aber keinerlei Ausbildung im Kampf hatte. Ich würde ihn schützen und zugleich mich selbst verteidigen müssen.
    Doch er überraschte mich. Mit einem blitzschnell geschlagenen Rad wirbelte er zur Seite, landete geduckt auf beiden Füßen und griff in seine Jacke. Ich hatte keine Zeit abzuwarten, was er daraus hervorholen würde. Aber mir kam der Gedanke, dass der Geist sich offenbar lang genug materialisieren konnte, um mich zu berühren – also müsste ich ihn auch berühren können. Ich wirbelte herum, zielte mit einem Tritt genau in die Mitte und stellte angenehm überrascht fest, dass mein Absatz auf etwas Festes traf. Die Wolkengestalt wich zurück, nur ein wenig, aber das reichte mir, um zu wissen, dass wir gegen sie kämpfen konnten.
    Das Wesen materialisierte sich vor unseren Augen weiter. Die neblige Gestalt kondensierte und verdichtete sich zu einem Geschöpf wie aus einem Lovecraftschen Alptraum. Grässliche olivgrüne Tentakel dampften aus allen Seiten hervor – es müssen etwa fünfzig gewesen sein. Erinnerungen an die Karsetii schossen mir durch den Kopf, aber das hier war keine Karsetii. Dämon oder Geist, das wusste ich nicht, aber das Ding hatte uns angegriffen, und das reichte mir.
    Während ich versuchte, auf die Mitte zu zielen, sprang Wade vor, einen Taser in der Hand, und schaffte es, das Ding zu berühren. Das Geschöpf blinkte kurz, aus und an, dann peitschten zwei der Tentakel nach ihm und schleuderten ihn mit einem dumpfen Krachen gegen die Wand.
    Ich nahm Anlauf, visierte die Mitte an und sprang zu einem Salto ab. Meine Füße wirbelten über meinen Kopf hinweg, trafen das Monster mit voller Wucht genau im Zentrum, und es flog ein Stück zurück. Sobald ich spürte, dass ich es erwischt hatte, ließ ich mich fallen und landete geduckt vor dem Ding. Ich reckte den Kopf, fuhr die Fangzähne ganz aus, und schon raste das Ding wieder auf mich zu. Ich stieß einen Schrei aus, packte den nächstbesten Tentakel und versuchte, ihn wie die Kette eines Morgensterns zu benutzen, um das Monster daran durch die Luft zu schleudern.
    Das Ding war höllisch schwer und kaum vom Fleck zu bewegen, aber ich schaffte es, Schwung aufzunehmen und es gegen die Mauer zu schleudern. In diesem Moment schoss Wade als verschwommener Schemen an mir vorbei und landete mit einem Satz auf dem Ding. Er grub die Zähne in den materialisierten Geist, und ein ohrenbetäubendes Kreischen erfüllte den Tunnel.
    Ich kletterte ebenfalls hinauf und biss zu. Das Monster wand sich unter uns und versuchte, uns mit seinen Ranken wegzuzerren, aber wir waren keine gewöhnlichen Sterblichen, und es wurde uns nicht los. Ein Tentakel schlang sich um meine Taille, um mich zu zerquetschen, aber ich biss nur noch fester zu, und das Monster kreischte weiter.
    Wade verschlang die Hände miteinander, holte aus und ließ sie mitten auf das Monster herabsausen. Es schauderte. Ich machte es genauso, und wir prügelten nach Kräften auf das Ding ein.
    Gleich darauf begann das Wesen sich aufzulösen, und binnen Sekunden verschwand es, und wir fielen auf den Boden. Ich rappelte mich auf und blickte mich um. Nichts zu sehen.
    Wade stand auf und schüttelte den Kopf. »Scheiße. Sieht so eure Freizeitbeschäftigung aus?«
    »Meistens«, sagte ich und fragte mich, ob das Geschöpf zurückkehren würde – womöglich mit ein paar Freunden?
    »Kein Wunder, dass du so gut in Form bist.

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