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Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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die ganze Welt wird von meiner Ankunft erfahren und zittern vor mir.«
    Als er triumphierend und in wilder Freude die Arme ausbreitete, schoss ich geduckt vor. Er bot mir die ungedeckte Brust förmlich dar, und ich stürzte mich auf ihn, rammte ihm das gesplitterte Brett in den Leib und spürte, wie es seinen Brustkorb durchdrang bis ins Herz. Charles starrte mich an, die selige Freude wich einem ungläubigen Ausdruck, und mit einem letzten, schrillen Kreischen löste er sich auf. Wo er gestanden hatte, sank Staub gemächlich zu Boden.
    »Märtyrern fehlt es oft an gesundem Menschenverstand«, bemerkte Wade und legte seinen improvisierten Pflock beiseite. Er kniete sich vor die letzten Fähnchen Staub und Asche – die letzten Überreste, die von Charles’ Existenz zeugten. »Er war eine gequälte Seele. Selbst wenn wir an ihn herangekommen wären, ehe er zum Mörder wurde, hätten wir wahrscheinlich nichts für ihn tun können.«
    »Das glaube ich auch.« Ich blickte mich um. Religiöse Bilder und Symbole hingen an den Wänden, doch Charles hatte sie mit Blut beschmiert – zweifellos das Blut unschuldiger Opfer. »Ich werde nie verstehen, dass Religionen für manche Menschen ein solcher Segen, ein Halt sein können, und für andere eine Lizenz zu Mord und Totschlag. Extremisten, egal welcher Glaubensrichtung, machen mir Angst.«
    »Wir sollten uns jetzt mit der Frage beschäftigen, wie wir hier rauskommen.«
    Wir sahen uns die Tür gegenüber des eingestürzten Tunnels an und stellten fest, dass sie direkt zu einem Aufstiegsschacht führte. Ich schwebte nach oben und schob den Kanaldeckel beiseite, um vorsichtig hinauszuspähen. Wir befanden uns im Park, nur zwei Querstraßen von der Stelle entfernt, wo wir eingestiegen waren. Dort sah ich eine kleine Menschenmenge, und Chase’ Wagen stand am Straßenrand.
    Wade und ich joggten die Straße entlang. Ich konnte Chase erkennen, und Iris stand neben ihm.
    Ich konnte nicht widerstehen, die letzten Schritte lässig auf sie zuzuschlendern, und wollte gerade fragen Was gibt’s?, als mir die Worte auf den Lippen erstarben. Mitten auf der Kreuzung war die Straße eingebrochen, etwa zwanzig Meter von dem Kanalschacht entfernt. Staubwolken stiegen aus dem großen Loch auf, und eine Gruppe Feuerwehrmänner und AETT-Leute starrten hinunter.
    Iris sah mich als Erste, rannte herbei und schlang die Arme um meine Taille. »Menolly! Dir ist nichts passiert!«
    Chase wirbelte herum. »Menolly! Wade! Gott sei Dank. Was ist passiert? Wir haben da drüben auf euch gewartet, und dann gab es plötzlich eine laute Explosion, und ein Teil der Fahrbahn ist eingebrochen.«
    »Wir haben ihn.« Ich sah Chase an und fuhr auf seinen fragenden Blick hin kopfschüttelnd fort: »Er war zu weit abgedriftet. Es gab keine andere Möglichkeit, ihn aufzuhalten, als ihn zu töten. Er ist Staub und Asche. Es war tatsächlich Charles Shalimar. Er hielt sich für eine Art Märtyrer und bezeichnete sich als das Schwert der Gerechtigkeit. Außerdem ist er irgendwo an eine Handgranate gekommen – das ist mit der Straße passiert.«
    »Ihr habt eine Granatenexplosion überlebt?« Chase starrte uns mit aufgerissenen Augen an. »Scheiße. Fehlt euch wirklich nichts?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir sind zäher, als du glaubst. Charles hat sie auch überlebt, aber bei einem Pflock durchs Herz war dann Schluss für ihn. Die Mordserie ist vorbei, Chase, aber jetzt müssen wir die Folgen in den Griff kriegen. Vielleicht solltest du bei deiner Pressekonferenz erwähnen, dass zwei Vampire das Problem beseitigt haben.«
    Er begriff, was ich meinte. »Ja, wenn wir deutlich machen, dass ihr bereitwillig einen eurer eigenen Art zur Rechenschaft gezogen habt, reicht das vielleicht, um den aufgeflammten Hass gegen alle Vampire zu besänftigen.«
    Vielleicht, aber ich war mir da nicht so sicher. Ich hatte das scheußliche Gefühl, dass uns die Situation ziemlich bald um die Ohren fliegen würde, wenn nicht ein paar klare, deutliche Grenzen gezogen wurden. Aber ich wollte Chase’ Optimismus nicht dämpfen. Er hatte in den vergangenen zwei Wochen zu viel Grauen gesehen, zu viele Leichen. Zumindest hatten wir den Täter erwischt und ausgeschaltet.
    »Ja, hoffentlich.« Ich trat zu Iris, die neben Wade stand und in das Loch hinabstarrte.
    »Du musst nach Hause. Nicht mehr lange bis zum Morgen.« Sie blickte zu mir auf – mit gut eins fünfzig war ich immer noch fast zwei Köpfe größer als sie. »Menolly, eine Veränderung

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