Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
dir einen Laptop. Und tagsüber schläfst du im Schutzraum.«
Falls wir den Bunker einmal brauchen sollten, um einen Dämon oder so einzuschließen, konnte ich Erin immer noch mit nach Hause nehmen.
Sie lächelte zufrieden. »Ich habe Durst«, sagte sie mit heiserer, beinahe raschelnder Stimme.
Ich sah ihr in die Augen. Erin glaubte vielleicht, das Raubtier im Griff zu haben, doch bis dahin lag noch ein langer Weg vor ihr. Fürs Erste jedoch hatte ich noch Blut im Kühlschrank, das schmeckte wie dicke Rindersuppe.
»Hör mir zu, Erin. Ich werde mein Bestes tun, um dir zu helfen, in dein neues Leben hineinzuwachsen. Aber solltest du jemals einen Zahn an meine Familie legen – an irgendjemanden, der sich auf diesem Anwesen befindet oder zu meiner Familie gehört –, werde ich dich vernichten. Hast du das verstanden?«
Sie nickte. »Ich will nie so werden, wie Sassy jetzt ist. Versprichst du mir das?«
»Ich verspreche dir: Falls das passieren sollte, werde ich dem ein Ende bereiten.« Ich schwieg und betrachtete sie. Meine Tochter. Ich hatte ein Monster geboren, aber sie war auch eine liebevolle, dynamische Person. Um die Stimmung wieder aufzulockern, sagte ich: »Komm mit. Ich habe eine leckere Überraschung für dich.«
Während ich ihr voran nach oben ging, fragte ich mich, wie das Gespräch mit Sassy laufen würde. Doch nach Erins Enthüllungen sollte ich mir wegen Sassys Reaktion keine allzu großen Gedanken mehr machen. Sie hatte größere Probleme als einen ausgezogenen Hausgast.
Iris legte in der Küche letzte Hand ans Abendessen. Morio half ihr dabei. Der Duft von Rinderbraten hing in der Luft, und von Kartoffelbrei, Bratensauce und Apfelstreuselkuchen. Ich sah Erin an, die das Essen sehnsüchtig beäugte.
»Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte ich, holte zwei Flaschen mit magisch aromatisiertem Blut aus dem Kühlschrank und stellte sie in die Mikrowelle. »Warte erst, bis du unser Abendessen riechst.«
Es klingelte an der Tür, und Camille rief vom Flur her: »Tavah ist da.«
»Ich komme gleich«, rief ich und wandte mich an Morio. »Wenn das Blut fertig ist, würdest du Erin einen Kelch einschenken?«
Er lächelte. »Wird mir ein Vergnügen sein. Weiß sie von dem Zauber?«
Ich nickte. »Ja, aber ich glaube, sie hat noch nicht ganz begriffen, wie viel Abwechslung wir dank deiner Idee haben können.«
»Schön. Als Nachtisch habe ich ein paar Flaschen, die nach Apfelmus mit Zimt schmecken.«
»Danke. Du bist echt in Ordnung, weißt du das?« Ich lächelte meinen Schwager an und ging dann zur Haustür. Tavah saß auf der Verandaschaukel. Ich schlüpfte zu ihr hinaus und schloss die Tür hinter mir. Sosehr ich sie mochte, ich würde sie nie in unser Haus einladen. Zu gefährlich.
Die Mythen und Legenden stimmten schon – in gewissem Maße. Vampire brauchten eine Einladung, um ein Wohnhaus oder eine Wohnung betreten zu können. Außer bei einem Gebäude wie dem Verbindungshaus, das unserem Feind Harold Young gehört hatte – streng genommen war es ein Ableger der Universität gewesen. Das galt auch für ein Geschäft, das jemand von zu Hause aus betrieb. Oder einen Laden, eine Bar oder sonst einen öffentlich zugänglichen Ort. Ich wusste selbst noch nicht ganz, wie das alles funktionierte, und irgendwie bezweifelte ich, dass ich es je genau herausfinden würde.
Die Temperatur hatte sich irgendwo um minus fünf Grad eingependelt, aber es würde noch kälter werden. Der Himmel hatte diesen silbrigen Schimmer, und es schneite wieder. Während ich geschlafen hatte, hatte sich eine weiche Schicht auf die kahlen Äste gelegt und bedeckte gerade so das Gras. Jetzt sah es so aus, als würde unser Garten bis zum Morgen unter einer weißen Decke liegen.
»Du musst mir versprechen, das absolut vertraulich zu behandeln. Es geht um eine andere Vampirin. Kein Tratsch, kein Klatsch unter Freundinnen, überhaupt kein Wort darüber außerhalb meiner Hörweite.«
Tavah war jetzt auch offiziell bei Königin Asteria angestellt. Der AND hatte die Erdwelt-Vampirin früher bezahlt, doch als wir vergangenen Monat gefeuert worden waren, hatte sie selbst angeboten, mit uns ins Lager der Elfenkönigin überzulaufen. Also hatten wir sie beim Wort genommen. Sie nickte.
»Natürlich. Was ist denn los?«
Ich schilderte ihr das Problem in groben Zügen. »Du musst für mich als Erins Ziehmutter einspringen, wenn ich nicht da bin, zumindest vorerst, bis ich die Sache vernünftig regeln kann. Ich
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