Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
Logik und Vernunft hinweg zu herrschen, dann hätte es einen Krieg gegen alle Vampire gegeben, dessen waren wir gewiss. Die Zeiten waren damals noch nicht so offen wie heute. Wir hätten das Land verheeren und mit Furcht und Grauen beherrschen müssen, denn sonst hätte man uns vernichtet. Ich hatte als Lebender schon genug Verheerung angerichtet. Diese Erfahrung wollte ich nicht unbedingt wiederholen. Manchmal sind Eroberer unerlässlich für diese Welt, aber ich bin kein Krieger mehr, sofern man mich nicht zwingt, zu den Waffen zu greifen. Ich ziehe es vor, Gleichgewicht zwischen den Extremen zu schaffen.«
Ich betrachtete ihn nachdenklich. Eine Verbindung mit Roman war in vielerlei Hinsicht ein kluger Schachzug. Andererseits würde ich damit ganz gewiss mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen, und einigen Vampiren würde das überhaupt nicht gefallen. Wade vor allem. Aber er war so gut wie tot, wenn ich nicht tat, was Roman von mir verlangte. Sosehr Wade mich auch verärgert hatte, ich konnte ihn nicht einfach sterben lassen.
Und eins musste ich zugeben: Die Vorstellung, dass Terrance endgültig ausradiert wurde, baumelte wie eine saftige, blutige Karotte vor meiner Nase. Er war durchgeknallt, gefährlich, und ich hegte einen persönlichen Groll gegen den Kerl.
Roman besaß gewaltige Macht, und es sprach für ihn, dass er sie nicht benutzt hatte, um die Stadt zu terrorisieren. Er war Dredge meilenweit überlegen, aber Dredge hatte seine Macht wie einen Hammer gebraucht. Roman trug sie wie einen Umhang.
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Meine Fangzähne waren ausgefahren, als er mich auf seinen Schoß gezogen hatte, und sie hatten sich nicht wieder zurückgezogen. Roman war köstlich und tödlich und hatte all die anderen wunderbaren Dinge, die an Macht so verführerisch waren. Schließlich traf ich meine Entscheidung aus dem Bauch heraus.
»Ich werde dir helfen, solange die Tätigkeit nicht dem in die Quere kommt, woran meine Schwestern und ich arbeiten. Unsere Sache hat immer Vorrang.«
Ich hatte nicht vor, ihm von den Dämonen zu erzählen, ahnte aber, dass er schon Bescheid wusste. Vampire waren gerissen, und man wurde nicht so alt wie Roman, ohne etwas über die mächtigen und einflussreichen Mitglieder der Gesellschaft in der Hinterhand zu haben.
Außerdem wusste ich, dass zumindest auf der Erdwelt Revierkämpfe immer häufiger vorkamen, wenn Vampire älter wurden. Wie bei den Löwen konnte nur ein König über ein bestimmtes Territorium herrschen, ohne dass es zu Kämpfen kam. Das erklärte, warum Romans Geschwister sich über die ganze Welt verteilt hatten, bis auf die beiden, die bei Blodweyn geblieben waren. Und es bedeutete, dass Roman der älteste und mächtigste Vampir in dieser Gegend sein musste.
Er neigte den Kopf zur Seite und lockte mich mit seinem Blick. »Wie du wünschst, Verehrteste.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Tanzt du?«
Ich nickte und dachte an meinen Traum.
Er erhob sich und streckte die Hand aus. Ich ergriff sie, und er zog mich auf die Füße. Schweigend ließ ich mich von ihm zu einer Tür auf der linken Seite führen. Mit einem leisen Lächeln zog er mich durch die Öffnung, und ich schnappte nach Luft, als wir den langgestreckten Raum aus meinem Traum betraten. Ich trug zwar kein Abendkleid, aber ansonsten schien alles genau gleich zu sein.
Roman legte mir die Hände auf die Schultern, streifte langsam meine Jacke ab und warf sie beiseite. Sie fiel zu Boden.
Er schnippte mit den Fingern, und Musik erfüllte den Raum – wild und frei. Ein durchdringendes Geheul wich donnernden Trommeln, und eine sinnliche Frauenstimme hüllte uns in ihren Rhythmus ein.
Und dann tanzten wir, wirbelten, kreisten in einer Mischung aus Tango und Walzer. Immer schneller wurden wir, unsere Füße berührten kaum mehr den Boden, und ich hörte mich aus purer Freude an der Bewegung laut lachen. Romans Augen blitzten und funkelten, er schlang den Arm fester um meine Taille und griff mit der rechten Hand nach meiner. Ein Lächeln, das mich an einen triumphierenden Wolf erinnerte, breitete sich über sein Gesicht, während er mich durch den Raum wirbelte.
Als das Lied verklang, ließ er sich auf eine gepolsterte Bank fallen und zog mich hinab auf seinen Schoß. Ich lachte immer noch, doch als ich seinem Blick begegnete, glomm Begehren in mir auf. Es ließ einen Hunger in mir emporlodern, den ich für keinen Mann mehr empfunden hatte, seit ich es auf Smokys Rücken beinahe mit
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